In diesem Artikel setze ich mich mit dem Schul- und Bildungssystem Sambias auseinander. Dabei beschäftigt mich die Frage wie der Bildungsweg in Sambia aussieht und mit welchen Abhängigkeiten und Hindernissen man als Schüler leben muss.

Deutschland: Der Ruf der Bildung ist durch die PISA-Studien, die Verschulung der Universitäten und dem Trend trotz fehlender Gymnasialempfehlung Kinder auf das Gymnasium zu schicken, angekratzt. Oft wird es auch für das sogenannte Nord-Süd-Gefälle in den Abituranforderungen kritisiert. Ein Beispiel (leicht überspitzt): Wer in Berlin Abitur macht, muss damit rechnen, dass das Berliner Abitur verglichen mit einem Abitur in Bayern bestenfalls auf Realschulniveau liegt. Man kann sagen, das deutsche Bildungssystem ist reformbedürftig.

Im Gegenteil dazu ist Deutschland auch das Land, in dem es Schulpflicht, zahllose kostenfreie Ausbildungsplätze und Bafög für Studierende gibt. Zudem gibt es zahlreiche Universitäten und Hochschulen, darunter auch einige mit Exzellenzstatus. Hervorzuheben ist auch, dass das deutsche Bildungssystem nahezu jedem Staatsbürger einen Zugang zu Bildung ermöglicht. Immer mehr realisiere ich, welche Privilegien wir dadurch in Deutschland genießen. Mit der räumlichen und kulturellen Entfernung, verschiebt sich meine Sichtweise auf das oft kritisierte.

Das sambische Bildungssystem:

Die Schulbildung in Sambia orientiert sich prinzipiell stark an dem britschen Schulsystem, da man die Lehrpläne weitesgehend übernimmt und britische Bezüge durch sambische ersetzt. Dabei handelt es sich um ein Relikt aus der Kolonialzeit, das sich seit der Unabhängigkeit Sambias im Jahr 1964 im Bildungssektor hauptsächlich nur bei den Lehrplänen verändert hat.

Als erstes fallen die von Schule zu Schule unterschiedliche Schuluniformen als Gemeinsamkeit mit dem britischen Schulsystem auf. Diese machen übrigens hier besonders Sinn, da hier Schüler aus allen Gesellschaftsschichten zusammenkommen. So gibt es in der öffentlichen Don Bosco Secondary School unter den gut 500 SchülerInnen auch circa 50 SchülerInnen, die entweder von der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation Comfeed oder von privaten polnischen Spendern vollständige Stipendien zur Bezahlung von Schulgebühren und weiteren Schulutensilien erhalten.

Ab dem Alter von vier bis sechs Jahren beginnt für die meisten Kinder die Primary School in Sambia. Da die Schulgebühren hier relativ niedrig ausfallen, ist die Primary School für einen Großteil der Kinder zugänglich. Nach Beendigung der Jahrgangsstufe 7 oder 8, wechselt ein Teil der Schüler auf die Secondary School, die wie in Deutschland das Gymnasium mit der zwölften Klasse endet. Im Unterschied zu Großbritannien fallen auch in den öffentlichen, von der Regierung getragenenden, Secondary Schools bereits verhältnismäßig hohe Schulgebühren an. Diese betragen bei einer normalen Schule wie der Don Bosco Secondary Scholl pro Term 700 Kwacha (circa 65 €), also knapp 200 € pro Jahr. Erschwerend kommt hinzu, dass die Anzahl der Secondary Schools in Mansa mit acht nur etwa halb so groß ist wie die Anzahl der Primary Schools. Das führt dazu, dass viele Schüler keinen Schulplatz finden bzw. die Schulgebühren sehr hoch sind.

Die große Differenz bei den Schulgebühren zwischen Primary und Secondary School führt dazu, dass ein Teil der Jugendlichen ihre Schullaufbahn nach der Primary School aus finanziellen Gründen nicht fortsetzen können. Allerdings gilt großteils nur der Abschluss der Secondary School als Grundlage für eine Ausbildung oder ein Studium. So braucht man das besagte Abschlusszeugnis beispielsweise, um eine Ausbildung zur Krankenschwester oder zum Klemptner antreten zu dürfen.

Auf die Secondary School folgt im Optimalfall die Universität oder das College. Was die Universität betrifft, muss je nach Studiengang ein sehr gutes Abschlusszeugnis mit viel Geld zusammenkommen, um studieren zu können. Denn das Studium kostet je nach Studiengang und Universität (Sambia hat zwei öffentliche und sechs private Universitäten, was immernoch zu wenig ist) zwischen 15000 und 30000 Kwacha im Jahr (circa 1400 bis 2800 €) bei einer Regelstudienzeit von fünf Jahren. Zwar gibt es auch Stipendien vom Staat, die sind allerdings nur den besten 10% vorbehalten. Auch die Kosten für die Colleges, an denen man normale Ausbildungsberufe erlernt, sind mit 4000 bis 10000 Kwacha pro Jahr (circa 370 bis 940 €) nicht gerade niedrig. Dafür ist hier die Durchschnittsnote für eine erfolgreiche Bewerbung in der Regel nicht wirklich ausschlaggebend.

In Relation zu den Bildungsgebühren lässt sich das Gehalt von Lehrern setzen. Im Unterschied zu Deutschland sind Lehrer in der Gesellschaft Sambias angesehener und der Altersdurchschnitt ist deutlich niedriger als in Deutschland. Mit einem Monatsgehalt von 5000 bis 15000 Kwacha (etwa 450 bis 1400 €)gehören sie in Sambia der Mittelschicht an. Im Gegensatz dazu steht das Gehaltsniveau der Jobs der Unterschicht, die die weitaus Breiteste in Sambia bildet, mit 300 bis 1500 Kwacha im Monat.

Abschließend muss festgehalten werden, dass aufgrund der hohen Bildungsgebühren der Bildungsweg für die Unterschicht leider noch zu wenig zugänglich ist. Ein Weg aus der Armut gestaltet sich somit schwierig. Trotzdem gilt auch besonders durch das staatliche Förderprogramm: „Leistung zahlt sich aus.“