Seit Neuestem bin ich neben Frisierpuppe, Klatschspielautomat und Bastelaktivitätsanleiterin auch Touristenguide. Wie es dazu kam und durch was ich die Touristen so führe erfahrt ihr in den nächsten Zeilen. Wie ihr wisst, haben die Schwestern hier in Cotonou ziemlich viele spannende Projekte, zu denen ich meist einen kleinen Teil beitragen darf. Und wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, brauchen die Schwestern dringend Geld. Denn bei kaum einem der Projekte zahlen die Kinder/Jugendlichen für die Unterstützung und der beninische Staat ist bei sozialen Projekten, wie denen der Schwestern, leider keine große Hilfe. Zum Glück haben die Schwestern einige feste Sponsoren und Spendenpartner, aber trotzdem nehmen sie jeden zusätzlichen Euro (oder bessergesagt CFA) mit Handkuss an. Ein Plan muss also her und ein Plan kommt auch. Und zwar von der hier heißgeliebten Susi: einer Pensionistin aus Österreich, die vor Kurzem das zweite Mal für zwei Monate Freiwilligenarbeit im Foyer geleistet hat.

Evelyn und ich bei der Probetour kurz vor der Baracke.

Ihr Plan: Eine Tour für Touristen durch die verschiedenen Projekte der Schwestern. Kostenlos, aber auf Spendenbasis. Gesagt getan. Am letzten Februartag trafen Susi, Schwester Johanna, Evelyn und ich uns, um die Tour einmal durchzuspielen. Was erzählt man Touristen, welche möglichen Fragen werden gestellt, etc. Drei Tage später setzte sich unsere kleine Truppe, diesmal auch mit Valerie, stundenlang in den Pavillon, um die Tour auszuarbeiten. Zum Glück war nun der größte Teil geplant und besprochen, denn wenige Tage später ging Susis Flug zurück nach Österreich. Die erste Tour führte Valerie für die Familie einer anderen Volontärin aus Benin. Beim zweiten Mal war ich dann dran: Gegen Mittags des vorletzten Donnerstags rief mich Schwester C. an, sie kenne über Bekannte Touristen aus Italien, die am nächsten Tag gerne die Tour Social machen würden. Ich merkte wie sich eine leichte Anspannung mit Vorfreude mischten, denn dieses Mal würde ich den Job des Guides übernehmen. Da die Tour durch die verschiedenen Projekte führt, in denen Valerie und ich uns ziemlich gut auskennen, bieten wir uns ziemlich gut als Touristenführer an. Auch, da die Schwestern uns nicht bezahlen müssen und es nicht allzu schlimm ist, wenn eine von uns einen Vormittag mal in den Projekten fehlt. Und ich sehe es als wichtige Aufgabe, die mir Spaß und Abwechslung bereitet. Da die Vorschule Espace Eveil am Donnerstagnachmittag wegen Ferien sowieso ausfiel, konnte ich diese Zeit direkt für die Vorbereitungen nutzen. Die Projektleitenden müssen informiert werden, mit den Klienten ein paar Sachen besprochen und geschneiderte Ware aus dem Don Bosco Schneideratelier (ein Ausbildungszentrum) organisiert werden. Am nächsten Morgen stand ich dann brav auf, um letzte Sachen zu klären und im kleinen „Pausenraum“ die geschneiderten Sachen aus dem Atelier schön zu positionieren.

Praktischerweise hatten die Touristen selbst ein Auto, weswegen wir uns auch direkt auf dem Gelände trafen. Aus dem geplanten 9:00 Uhr wurde 9:30 Uhr, aber wen stört das schon. Ich führte die Truppe bestehend aus 3 Italienern und einem angehenden beninischem Pfarrer über das Gelände, erzählte über die einzelnen Gebäude, die Arbeit der Schwestern und führte sie auf die Dachterrasse. Zwar wurden meine Worte durch die italienischen Übersetzungen und Fragen regelmäßig unterbrochen, aber ich freute mich über das große Interesse. Auch ein Besuch im Foyer durfte natürlich nicht fehlen, ebenso wie die École Alternative, in der wir an diesem Tag nur leider nicht die Möglichkeit hatten, in eine der Klassen reinzuschauen. Nach einer kleinen Pause, bei der die Gäste einige der geschneiderten Sachen einkauften, ging es weiter in die Baracke, wo Tata Claudine fleißig Frage beantwortete. Nach einem Fußmarsch über den Marché Dantokpa schlossen wir die Tour mit der letzten Station, dem Maison de l´Espérance, ab, wo es von Sprachtalent Schwester Christina eine Tour auf italienisch durchs gesamte Haus gab. Der Ausflug wurde mit einem äußerst leckeren Essen der Küchenazubis abgerundet. Nachdem die Touristen ordentlich bei den Seifen der Seifenherstellungsazubis zuschlugen, hieß es gegen 14:30 „Ciao“ und ich hatte meinen ersten Job als Touristenguide müde, erfolgreich und glücklich hinter mich gebracht. Eigentlich gehört auch ein Besuch in der Vorschule Espace Eveil zu der Tour, aber diese war wie gesagt in den Ferien. Als wir am Abend mit Schwester Johanna über die Tour sprachen, merkte ich wie erfüllend es sich anfühlt, ein Projekt zu verwirklichen.

Wiederum einen Tag drauf – vorletzten Samstag – haben Valerie und ich am Vormittag in sämtlichen Hotels Cotonous angerufen und gefragt, ob wir unsere Broschüre dort auslegen dürfen. Viele gingen nicht dran, aber die restlichen stimmten fast alle zu.

Gegen Mittag starteten wir in der Strandgegend unsere Tour. Wir spazierten von Hotel zu Hotel, stellten uns vor und ließen unsere Flyer dort. Plötzlich zählte es gar nicht mehr, ob wir zuvor angerufen hatten, oder nicht, da es sowieso so dermaßen viele Hotels in Cotonou gibt, wie uns bei unserer Tour auffiel. Nach den ersten fünf Hotels teilten Valerie und ich uns auf und so klapperte ich noch weitere sechs ab. Insgesamt ist das aber nur ein kleiner Bruchteil sämtlicher Hotels in Cotonou und somit haben wir uns am Dienstag (statt Espace Eveil, der ja noch in den in Ferien war) nochmal auf den Weg begeben. Diesmal begannen wir im sehr reichen Teil Cotonous und meine Kinnlade klappte die ganze Zeit bis zum Boden herunter, in was für eine andere, künstlich erzeugte und aufgesetzte Welt man durch die Eingangstür vieler Hotels doch tritt.

Immerhin nutzten wir die Möglichkeit die Statue der Amazon, das Wahrzeichen Benins, so endlich einmal aus der Nähe zu betrachten, da eines der Hotels direkt daneben lag. Nachdem wir uns wieder aufgeteilt hatten, verbrachte ich geschlagene 2 Stunden damit nochmal Flyer drucken zu lassen. Mit einer neu gefüllten Mappe ging ich dann in einem „normalreichen“ Viertel Cotonous meines Weges und stattete 7 Hotels meinen verehrten Besuch ab. Broschüren in Hotels zu verteilen fühlt sich ein bisschen wie Sternsingern an und mit dieser Mission zu Fuß durch Cotonou zu spazieren. Und ließ mich die Stadt nochmal neu kennenlernen. Außerdem habe ich nun noch viel mehr Respekt vor sämtlichen Verkäuferinnen, die mit kiloschwerer Ware auf den Köpfen den ganzen Tag bei dieser enormen Hitze durch die Gegend marschieren und hoffen, dass ihnen jemand eine Seife oder Ananas abkauft.

Drückt uns die Daumen, dass sich einige Touristen finden, die an weiteren Touren interessiert sind und falls ihr ganz rein zufällig jemanden kennt, der bald nach Cotonou kommt, gebt die Tour als Geheimtipp weiter!

Bis zum nächsten Mal

Eure Teresa

PS: Hier noch der Link zur Tour Social Website. Tour social benin – Nous vous embarquons dans une experience inoubliable de tourisme social avec Don Bosco (news.blog)