Sonntag

„Mein kleiner grüner Kaktus…“ klingt es sonntags um 7:30 aus meinem Handy. Mit diesem Lied, das mir drei Freunde noch vor der Reise als Wecker eingesungen haben, wache ich jeden Morgen auf… und schlafe oft gleich wieder ein. Ok, wir springen jetzt einfach mal zu dem Punkt, an dem ich es geschafft habe aufzustehen, mich fertig zu machen und zu frühstücken. Schick in beninischen Kleidern gekleidet treffen wir uns dann um 8:30 Uhr mit den Foyermädels und Müttern vor dem Foyer und gehen Richtung Kirche. Wie so ein Gottesdienst hier aussieht, habe ich ja bereits schon mal in meinem Eintrag „Die Hummel in der Hose“ beschrieben. Ich muss sagen, sobald ich auf meiner Bank sitze, verselbstständigen sich meine Gedanken und so höre ich den Pfarrern kaum zu, sondern befinde mich gedanklich irgendwo zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Gottesdienst endet meist gegen halb 11 und dann geht´s ab zurück aufs Gelände. Etwas über eine Stunde später sitze ich dann im Essbereich der Schwestern und schlage mir mit all den Leckereien richtig den Magen voll. Nachdem der gemeinsame Abwasch gemeistert ist, sind zwei Stunden Siesta angesagt. Die braucht man auch, denn ab 15 Uhr wird es nochmal ganz schön turbulent: Das Oratorium. Dabei kommen jedes Mal 100-200 Kinder aus unserem Viertel Zogbo auf das Gelände, um Spaß zu haben. Sie sind zwischen 1 und 15 Jahren alt, die jüngsten werden einfach von ihren älteren Geschwistern, die selbst oft noch kleine Kinder sind, mitgenommen. Auch die Foyermädels sind vor Ort, teilweise als Kinder manchmal aber auch als Helfer. Valerie und ich sind, wie auch die Präaspirantinnen, ebenfalls Helfer. Außerdem gibt es eine Schwester, die das ganze anleitet. Es gibt verschiedene Aktivitäten an denen die Kinder teilnehmen können: Theater, Tanz, Volleyball, … und Puzzeln/Bauklötze für die Kleinsten. Bei letzterem bin ich die Verantwortliche. Mit einem Kind zu puzzeln, das dies nicht versteht? Kein Ding, lass es zwei oder drei sein. Aber meist sind es fünfzehn und dadurch wird es ganz schön chaotisch und anstrengend. Außerdem fehlen mittlerweile sämtliche Puzzleteile. Und Bauklötze? Da wird generell immer mehr drum gestritten wer wie viele hat, als dass wirklich gebaut wird. Deswegen fange ich meistens ab einem gewissen Punkt immer damit an Bewegungsspiele mit den Kindern zu machen. Die ziehen dann weitere Kinder an, so dass ich oft in einem Kreis mit bis zu 30 Kindern stehe. „So jetzt nach links!“, rufe ich und der Kreis dreht sich links. „Und rechts!“, ein kleines Chaos entsteht, aber schließlich gehen alle nach rechts. In den Kreis baue ich auch Bewegungen ein, wie dass sich alle drehen, hüpfen, oder auf den Boden setzten. Am lustigsten finden die Kinder es immer, wenn alle (Hand in Hand) im Kreis weit nach hinten gehen, und dann auf einmal in die Mitte stürmen. Außerdem dürfen Aramsamsam und das Schüttellied natürlich nicht fehlen und ich singe die französischen Versionen von „if you happy and you know it“ und „head, shoulders, knees and toes“. Auch wenn das alles natürlich ganz schön chaotisch zugehen kann und mir irgendwann die Ideen ausgehen, macht es meist einen Heidenspaß und weckt pures Adrenalin. Generell sind die ganzen Oratoriumskinder immer zuckersüß, weil sie so motiviert sind. Um 17:00 Uhr ist die ganze Gaudi dann vorbei und Valerie und ich lassen den Abend ausklingen, wie jeden anderen auch. Das heißt in erster Linie Kochen. Danach schauen wir gerne einen Film, schlüpfen mit Kartenspielen ins Foyer rein, oder tauschen uns mit Freunden und Familie aus. Mit einem „Bonne nuit“ schalten Valerie und ich das Licht aus und eine weitere Woche in Benin ist vorbei.

Liebste Grüße, wir hören uns nach dem Zwischenseminar!

Teresa

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  1. Artur Wandl

    Da geht es mir nicht anders in der Kirche. Mir fällt aber auf, dass bei mir sehr viel Selbstreflexion dabei ist und ich dann oftmals Antworten auf meine Fragen erhalte wo ich es am allerwenigsten erwarte. Also, lass die Gedanken ruhig kreisen. Liebe Grüße aus der Heimat von den Wandls

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