Folgendes solltet ihr nicht hungrig lesen!

Denn diesmal geht´s um Essen. Ich habe mir schon seit Ewigkeiten vorgenommen der beninischen Kulinarik einen Blogeintrag zu widmen. Da das ganze Thema Essen mit allem was dazugehört allerdings ein langer Prozess ist, fühle ich mich erst jetzt langsam dazu bereit, den Blogbeitrag darüber zu verfassen.

Die ersten zwei Wochen nach unserer Ankunft in Benin durften wir täglich zwei ausgesprochen gute Mahlzeiten und das Frühstück bei/mit den Schwestern genießen. Als wir dann erfuhren, dass wir von nun an selbst kochen müssten, waren wir erst einmal ganz schön überfordert. Welche Gerichte kocht man hier? Wo und zu welchen Preisen kauft man am besten ein? Für unsere darauffolgenden Kochkünste wurde Valerie und mir die Küche der Präaspirantinnen und Saftfrauen zur Verfügung gestellt. Die acht Präaspirantinnen sind Schwesternanwärterinnen und schlafen Wand an Wand mit uns. Die Saftfrauen stellen in der Küche Saft her, den sie in der weiterführenden Schule auf dem Gelände verkaufen (da gönne ich mir natürlich auch gerne mal einen). Die Schwestern haben Valerie und mir extra einen Gasherd gekauft, mit Ofen, was hier wahrer Luxus ist! Auch sonst haben sie uns, zumindest nach und nach, mit allem Notwendigen ausgestattet. Damit wären die Utensilien schon einmal geklärt, aber wie kommen wir nun an die Ware?

Alle paar Wochen fahren wir zum großen Super U, den ich nicht so sehr leiden kann. Dort kommt mir alles so teuer und spießig vor und passt gar nicht zu meinem restlichen Bild von Benin. Im Super U kaufen wir glutenfreies Brot für Valerie, Marmelade, ab und zu Schokolade und was man eben sonst so benötigt, aber auf dem Markt nicht bekommt. Das eigentliche Zauberwort fürs Einkaufen heißt nämlich „Marché Dantokpa“. Über 25 Hektar Fläche erstreckt sich dieser Freiluftmarkt, was ihn zum größten Markt Westafrikas macht. Das ist vielleicht ein Gewusel und Gedränge! Von allen Seiten Rufe und Menschen, die Ware auf den Köpfen tragen, und junge Männer, die Karren hinter sich herziehen. Es gibt nichts, was es dort nicht gibt (außer Milchprodukte und glutenfreies Brot ;)). Links und rechts sitzen Frauen vor ihren Körben und versuchen den ganze Tag ihre Ware loszuwerden. Draußen findet man meist Lebensmittel, aber es gibt auch große Hallen, in denen Schuhe, Stoffe, Pfannen und was auch immer verscherbelt werden. Da sich sowohl das Maison de l´Espérance (ME), als auch die Baracke auf dem Markt befinden nehmen wir eigentlich immer nach der Arbeit noch irgendetwas vom Markt mit – je nach Arbeitsplan zu zweit oder alleine. Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln, Bohnen, Mehl, Avocado, Öl,… je nachdem was wir gerade nicht mehr zuhause haben oder vorhaben zu kochen.

Am heiligsten sind uns aber die Früchte: Die gibt es in der von uns getauften „Fruchtstraße“ ganz nah beim ME im besten Preis-Leistungsverhältnis. Und so kaufen wir immer einen Mix aus Wassermelonen, Papayas, Ananas und Bananen. Die Mangozeit, die bald vor der Tür steht, können wir schon gar nicht mehr abwarten. Auf dem Foto seht ihr den aktuellen Mangostand. Auf dem Markt gibt es aber keine Preiszettel, oder irgendwas dergleichen. Nein, hier wird gehandelt! Das ist für uns Yovos (Weiße) natürlich gar nicht so einfach, weil uns von Grund auf fast immer höhere Preise gestellt werden. Meistens wenn wir eine Sache zum ersten Mal gekauft haben, hatten wir zuvor bei den Quellen unseres Vertrauens den Preis erfragt. Wenn wir dies vergessen hatten, oder uns nicht sicher waren, wurden wir oft übers Ohr gehauen. Erst neulich ist es uns wieder passiert: Statt einem ganzen Kilo Kartoffeln wurde uns nur ein Halbes gegeben, was wir leider erst zuhause bemerkt haben. Zum Preis von einem ganzen natürlich. Ebenso gab es auch einige unangenehme Situationen in denen Valerie und ich die ersten Male versucht haben zu handeln, obwohl diesem Produkt ein Fixpreis aufliegt. Tomaten z.B., oder Öl. Meistens ist das Handeln ganz lustig, weil nette kleine Gespräche mit den Einheimischen entstehen. Wenn ich aber mit den Verkäuferinnen preislich nicht auf einen Nenner komme, geht´s natürlich ab zum nächsten Stand. Ich merke generell, dass mir der Markt mit den vielen Leuten und kleinen Konversationen meistens extrem viel Spaß bereitet und mich mit Adrenalin füllt. An manchen Tagen, an denen ich nicht mehr so viel Energie habe, kann das Gewusel und Handeln auch ganz schön anstrengend sein. Aber generell würde ich sagen, dass ich mich mit meinen Einkäufen auf dem Markt mittlerweile ziemlich souverän verhalte.

Dann geht es ab nach Hause mit der Ware, rein in die Küche. Manchmal machen wir nach der Arbeit gar keine Pause, sondern fangen direkt mit dem Kochen an. Nachdem wir uns in den ersten beiden Wochen, in denen wir selbst kochten, fast nur von Reis und Nudeln mit selbstgemachter Tomatensoße ernährt hatten, beschlossen wir, dass sich da etwas ändern muss. Schön langsam haben wir uns von Rezept zu Rezepte durchgetestet. Und natürlich probieren wir auch heute noch immer mal wieder neue Sachen aus. Das erste Mal wenn wir uns an etwas Neuem versuchten, ging das eigentlich grundsätzlich immer schief. Liegt einerseits daran, dass wir uns an den Gasherd/Gashofen gewöhnen mussten. Aber auch andere Sachen wie „welches Mehl ist am Besten?“ (Wir schwören mittlerweile auf Maniokmehl!) mussten geklärt werden. Ich kann auf jeden Fall stolz behaupten, dass mittlerweile im Vergleich zum Anfang deutlich weniger anbrennt. Und was sind jetzt so unsere täglichen Gerichte? Bohnen, Ofenkartoffeln, Pizza (ohne Tomatensoße und Käse, weil es hier in Benin praktisch keine Milchprodukte gibt), Rührei, Reis/Nudeln mit Erdnusssoße, Brot mit Avocado, Kochbananen (als Nebenspeiße), Pfannkuchen… Naja und den Nudeln/Reis mit Tomatensoße sind wir natürlich doch noch ziemlich treu geblieben. Der Trick ist aber, dass man den Reis in der Soße mit Wasser aufkocht und nicht getrennt davon. Schmeckt um sooo viel besser. Oft wurde uns beim Kochen von den gerade anderen anwesenden Personen in der Küche dankenswerterweise unter die Arme gegriffen.

Zu jeder Mahlzeit gibt es stets Früchte. Aiaiai am Anfang haben wir da echt viel verkackt, wenn ich es mal ganz direkt ausdrücke. Regelmäßig haben wir die Früchte zu früh aufgeschnitten. Was aber noch deutlich öfters passiert ist war, dass die Früchte (auch Tomaten und Kartoffeln) verschimmelt oder vergoren sind. Es tat jedes Mal ganz schön weh, wenn man wieder große Teile wegwerfen musste, da man ja um jede einzelne Frucht streng gehandelt hatte. Generell gehen hier aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und Hitze die Sachen bei schlechter Lagerung viel schneller ein als in Deutschland. Aber auch hierbei haben wir mittlerweile Lösungen gefunden und sind kleine Expertinnen geworden. Das Selbstkochen bringt viele Vor- und Nachteile mit sich. Die größten Vorteile finde ich das Einkaufen auf dem Markt, wodurch man nochmal deutlich mehr in die Kultur hier eintaucht und die Selbstbestimmtheit (wann kocht man was). Der größte Nachteil ist, dass es nach einem langen Arbeitstag doch oft viel Zeit und Energie kostet. Von der ersten geschnittenen Zwiebel übers Essen bis zur letzten abgewaschenen Pfanne dauert es meist über zwei Stunden. Wobei daran auch ein bisschen die guten und langen Gespräche zwischen Valerie und mir am Essenstisch eine Teilschuld tragen.

Essen außerhalb

Jeden Sonntagmittag dürfen wir bei den Schwestern essen. Oft gibt es Pâte (eine Art Brei, der typisch für Benin ist und aus verschiedensten Mehlen in verschiedensten Farben hergestellt werden kann), Reis und Soße. Ja, so wahnsinnig kreativ kommen mir die Beniner bei ihren Gerichten nicht unbedingt vor. Statt dem Fleisch bekommen Valerie und ich immer Rührei und manchmal gibt es sogar Pommes oder Nachtisch. Sonst essen wir mittags aber auch oft im Ausbildungszentrum Maison de l´Espérance. Dort Kochen die Küchenazubis eigentlich immer Reis, Nudeln oder Pâte. Auch durch einige Restaurants haben wir uns mittlerweile durchprobiert. Oft gibt es nur ein oder zwei Gerichte und bei den kleinen Restaurants kündigt man einfach im Vorhinein an, dass man morgen zum Essen kommen wird und was man sich denn wünscht. Super lecker ist „Igname pilé avec fromage du peuhl“: Ein besonders leckerer Brei aus der Yamswurzel mit Erdnusssoße und Käse der Kühe des Pöhlvolkes. Ist auch so ziemlich das einzige Milchprodukt, das man auf dem Markt bekommt. Tja und dann gibt es an jeder Straßenecke noch Essenstände. Mittlerweile wenden Valerie und ich uns immer mehr vom Selbstkochen ab und den kleinen günstigen Ständchen hin. Da kann man sich Baguette mit bestimmten Soßen und Ei beschmieren lassen, bekommt Bohnen, Brei oder, und das ist fast unser Favorit, Atasi: Reis, Bohnen und Soße. Ok klingt jetzt nicht wirklich besonders, aber ich glaube es ist die Atasisoße, die den Unterschied macht. So ganz haben wir es noch nicht herausgefunden, aber in der Soße sind unter anderem Tomaten und etwas Garnelenpulver. Das ist das einzige, bei dem ich in meinem Vegetarisch-Sein eine Ausnahme mache.

So ein langer Blogeintrag und trotzdem habe ich das Gefühl noch soviel nicht erwähnt zu haben. Zum Beispiel wie unfassbar scharf die Beniner meist essen, weil ihre Liebe zu Chillischoten einfach unbeschreiblich ist. Aber das Thema Essen ist doch sehr weitgefächert und erst heute habe ich wieder etwas noch nie zuvor Probiertes gegessen. Ich schlage vor, ihr bucht euch einfach einen Flug hierher und testet euch selbst mal durch alle Leckereien, wie die kleine Raupe Nimmersatt.

So und in diesem Sinne „Bon appétit!“

Eure Teresa

PS: Hier noch ein paar unserer lustigsten Fails

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  1. Marko Stefenelli

    Da bekomme ich wirklich Hunger und freue mich schon auf die live Verkostung

  2. Wandl Artur

    Die, so denke ich, meist fleischlose Kost würde mir auch mal nicht schaden. Lecker sieht es auf alle Fälle aus. Dann noch guten Hunger euch beiden :-).

  3. Luzy Schachtner

    Voll interessant von euren Essgewohnheiten zu lesen, in Peru geht es ganz ähnlich zu auf den Märkten, aber wir werden hier gringos genannt statt yovos:))

    • Teresa Stefenelli

      Wie cool! Diese Märkte muss man auf jeden Fall noch genießen, bevor man dann in Deutschland wieder vorm Supermarktregal steht.

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