Parallelwelten

Und plötzlich sind meine Freunde Studenten. Einige Umzüge haben stattgefunden, viele neue Alltage haben begonnen. Und ich kann all das nur in Textnachrichten, Audios und auf Fotos miterleben, obwohl all diese Menschen noch bis vor ein eineinhalb Monaten fester Bestandteil meines täglichen Lebens gewesen sind. Klar, dass sich das ein bisschen komisch anfühlt. Während meine Freunde nun also das letzte Schuljahr/die Ausbildung meistern, in Vorlesungen sitzen, Kneipentouren erleben und neue Freunde unter den Kommilitonen finden, sitze ich gerade auf dem Zem, streife über den Markt oder bastle mit Kindern Girlanden. Tatsächlich hatte ich widererwarten bisher noch kein Heimweh. Aber ich merke, wie mir ab und an ein paar Sachen abgehen: Sich einfach mal spontan in einem Café zu treffen, Pommes essen und eine gewisse Zuverlässigkeit zum Beispiel. Außerdem sehne ich mich derzeit irgendwie nach Herbst. Ich liebe es wenn die Bäume sich rot färben, es kühler wird, man Schals tragen und Tee trinken kann und man merkt wie sich das Jahr langsam Richtung Ende neigt. Auf all das muss ich dieses Jahr verzichten. Aber auf der Gegenseite stehen so viele Gewinne, dass ich statt Pommes eben einfach Papaya esse und die Verzichte gerne auf mich nehme.

Ein klein bisschen Herbstgefühle bekomme ich hier dennoch hin und wieder: Ich sag nur TROPF TROPF TROPF. Gerade befinden wir uns in der kleinen Regenzeit (September/Oktober). Das kann man sich so vorstellen: Während man sich zwischendurch ein paar Tage vor Sonnenstrahlen und gutem Wetter kaum retten kann, schüttet es plötzlich wie aus dem Nichts in Strömen. Wenn die Schauer mich nachts wecken, habe ich manchmal das Gefühl neben einer Flugzeuglandebahn zu stehen, mit solch einer Intensität prallen die Tropfen auf das Dach. Allerdings gibt es hier in vielen Vierteln kaum ein ausgebautes Abflusssystem. So bedarf es meist viel Aufmerksamkeit, wenn man auf den Wegen entlangläuft, denn die Böden bestehen nach den Regenschauern oft fast gänzlich aus Pfützen. Das mag zwar jetzt nicht besonders attraktiv klingen, aber mir kommt es vor als nehme ich die Wege bewusster war, weil man genau darauf achten muss, wo man hintritt, um im Slalom die kleinen Hürden zu umgehen.

Und wir bleiben beim Thema Wasser: Vor zwei Wochen waren wir zum ersten Mal am Ozean hier, dem Atlantik. Dort haben wir uns am Fidjrossè Plage mit zwei weiteren deutschen Freiwilligen getroffen. Die Wellen sind relativ stark und das Schwimmen ist an den meisten Stellen verboten, deswegen sind wir einfach ein bisschen im Sand entlangspaziert, haben unter einer Palme gesessen und gequatscht. Hierbei liebe Grüße an meine kleine Schwester, die in wenigen Tagen auf einem Segenschiff den Atlantik überqueren wird. Nächstes Mal, wenn ich an der Küste bin, werde ich fest an dich denken!

Beste Grüße aus dem sommerlichen Benin!

PS: Wenige Tage nachdem ich diesen Blogeintrag verfasst habe, haben wir uns tatsächlich an Pommes rangewagt. Naja zumindest eine weit entfernte Verwandschaftsart von Pommes ist dabei rausgekommen, die wie Kaiserschmarn aussieht und nach fritiertem Calamari ohne Calamari schmeckt 😉

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Einigkeit und Recht und Wasser

  1. Elisabeth

    wir warten auch noch etwas auf den Herbst…die meisten Blätter sind noch grün…Ende Oktober!
    Ganz liebe Grüße
    Elisabeth

  2. Dulima

    ❤️

  3. Vroni

    Frittierte vegetarische Calamari im Kaiserschmarrn-Look => bring dieses Rezept unbedingt nach Deutschland mit!!!! 🙂

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