Ein Jahr auf den Inseln

Dieser Alltag ist nicht alltäglich!

Der Gewinner

Cebuanischer Stolz

Mein Kurztrip durch die Geschichte Cebus. Man mag sich denken: „Pah, das bekomme ich doch viel einfacher per Wikipedia.“ Richtig. Ein ganz und gar westliche, voreingenommene Darstellung, noch dazu unvollständig.
Dass Cebu von Slums und Slums ähnlichen Zuständen durchzogen ist, das habe ich ja bereits betont, wobei ich ganz klar sage: Verstehen durch sehen, auch meine Worte reichen da kaum aus.

Doch tatsächlich gibt es ein paar Orte, die unter dem Begriff „Sightseeing“ gebündelt werden können. Gleichzeitig erzählen sie die Geschichte der Fremdbestimmung Cebus/der Philippinen.
Zuerst einmal wäre da das Magellan Kreuz, ein Zeichen für den Anfang der spanischen Kolonialzeit im 16. Jahrhundert. Oder die Basilica der Nino (also des Jesuskindes), die den Anfang der Christianisierung der Philippinen statuiert.

Danach kam (außer ein paar kleinen Sperenzien mit den Holländern) lange nichts, bis die Spanier die Inseln für einen lächerlichen Preis 1898 an Amerika übergaben. Nicht zuletzt, weil die Philippinos es beinahe zur Unabhängigkeit geschafft hatten. Gegen das nun eintreffende Amerika waren die Einheimischen machtlos. Aber Amerika wäre ja kein großer Befreier, wenn sie die Philippinen nicht langsam zur Unabhängigkeit geführt hätten. Also natürlich, nachdem die Philippinos für sie im zweiten Weltkrieg gegen Japan sich aufopferten.

Doch tatsächlich 1946: Unabhängigkeit

Und dann kam die Marcoszeit. Kurzfassung: Diktatur und nach dessen Sturz das erste mal richtig demokratisch. Wenn man von Korruption und Amerikas Einfluss absieht, natürlich.
Allerdings hat mir ein salesianischer Bruder tatsächlich gesagt, dass die aktuelle Regierung wohl ganz gute Arbeit mache. Nun ja, immerhin.

Wenn man das so liest und dann durch Wikipedia z.B. dieses Bild von Cebu bekommt:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Panorama-Cebu-City.jpg&filetimestamp=20060403140319

Da denkt man doch an eine westliche, mittlerweile freie und eigenständige Stadt mit eigener Geschichte und Kultur. Falsch.
Die geschichtlich informierten betonen mir gegenüber immer wieder, dass Cebu auch VOR den Spaniern eine wichtige Stadt gewesen sei, Handel mit anderen Staaten Asiens trieb und so weiter.

Fazit: Es fehlt die Identifikation. Nicht nur wegen der vielen Inseln, der sprachlichen Trennung, sondern auch, weil der einzige Volksstolz ein Sieg gegen Magellan und 100 Männer war. Der damalige Anführer der Philippinos Lapu-Lapu ist bis heute ein Volksheld, obwohl der Kampf durch die überragende Überzahl von einer vierstelligen Zahl Kämpfern nicht so schwer gewesen war.

Die Cebuaner fühlen sich sogar zusätzlich noch schlecht behandelt, weil ihre Sprache, obwohl häufiger verwendet als Tagalog, nicht angesehen wird. Sie betonen von daher immer wieder, wie viel wichtiger Cebu für die Philippinen im Gegensatz zum erst unter den Spaniern gegründeten Manila ist.

Und die Armen? Die haben überhaupt keine Chance auf Identifikation, sie werden nämlich schwer vernachlässigt. Man merkt selbst den Kindern aus den etwas besseren Verhältnissen an, dass sie Aufmerksamkeit und Zuwendung brauchen. Und Vorbilder.
Langsam versteht man glaube ich, warum die Arbeit der Salesianer hier so wichtig ist.

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  1. Christa

    Danke, halte Augen und Ohren und Herz weiter offen
    Christa

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