Was ist Pongal?

Weil uns Sylvester in Indien noch nicht reicht, feierten wir die letzten Tage Pongal. Dies ist eine Art Erntedankfest, welches nur im Süden Indiens gefeiert wird. Auch ist es je nach Auslegung der Jahresanfang im Tamilischen Kalender. Jetzt also im Tamiljahr 5120 angekommen, möchte ich euch von unseren Feierlichkeiten berichten.

Nachdem ich am Donnerstag schon in der Schule mit den kleinen Jungs Pongal vorfeiern durfte, haben wir bei Don Bosco am Samstag (13.01) mit den Angestellten und den Kindern groß gefeiert. Da sich Schul- und Don Bosco Feier ähneln, werde ich nur auf die Don Bosco Feier eingehen.

Pongal bei Don Bosco

Mein Pongal begann wirklich, als ich nach einer morgendlichen Runde Kabaddi die Kinder fragte, was wir jetzt machen. Sie meinten, sie gehen jetzt Kuhscheiße sammeln. Erst zwar etwas erstaunt, habe ich es mir aber nicht nehmen lassen, mitzugehen. So gingen wir mit einem großen Eimer bewaffnet durch die Straßen und fragten die Nachbarn, ob sie etwas Kuhscheiße hätten oder eine Straßenkuh gesehen hätten. Leider hatten wir wenig Erfolg am Anfang. Tatsächlich waren schon früh morgens Leute unterwegs gewesen, um Kuhscheiße zu sammeln. Und tatsächlich kann man wegen des hohen Bedarfs an Sani (=Kuhscheiße auf Tamil) dieses kaufen um diese Zeit. Nach einer Weile fanden wir einen Bauern, der meinte es sehe gut aus, dass seine Kühe bald ihr Geschäft verrichten.

Warten auf das Geschäft

So setzten wir uns nieder und warteten. Und ja, ich werde es nie vergessen, wie ich in Indien darauf wartete, dass eine Kuh scheißt. Sie erdreistete sich auch noch nur Flüssigkeiten „auszustoßen“. Allerdings überredete einer unserer Jungs den Bauern, uns etwas von seinem Vorrat zu geben. Da auf dem Rückweg mittlerweile einige Kühe sich entschlackt haben, konnten wir noch weiter Exkremente einsammeln. Und mit einsammeln meine ich, vom Boden mit den bloßen Händen kratzten. Und ja ich habe bei dem Spaß mitgemacht und so etwas wie Einweghandschuhe gibt es hier nicht. Mit vollem Eimer konnten wir also nach Hause und dort daraus eine gelbe Flüssigkeit machen, mit der der Boden besprengt wurde.

An Pongal sammeln wir Kuhscheiße

Einmal im Leben muss man auch mal Sani einsammeln – witzig ist es auf jeden Fall

Die Feierlichkeiten

Die eigentlichen Feierlichkeiten begannen dann am Nachmittag, nachdem ich mich sehr gründlich abgeschrubbt hatte und mich festlich angezogen habe. Für Männer bedeutet das: Hemd und Dhoti. Der Dhoti ist ein großes Tuch, welches sich um die Hüfte gebunden wird. Er ist echt sehr luftig und sieht auch nicht schlecht aus, meiner Meinung nach.

Matteo malt mit Pulver

Ich versuche mich am Pulver malen – den Filter haben die Kinder drüber gelegt

Als alle zusammen gekommen waren, bildeten wir Teams. Einerseits musste jedes Team Pongal kochen. Pongal ist nämlich auch der Name des traditionellen süßen Reisbreis. Andererseits musste jedes Team parallel ein großes Mandala mit Pulver auf den mit dem Kuscheißegemisch besprengten Boden zaubern. Die Fähigkeiten der Frauen bei dieser Arbeit sind sehr beachtlich. Schnell und genau werden mit dem Pulver Kreise und Striche gezeichnet.

Tamilnadische Tradition

Als dann der erste Reisbrei übergekochte war die Freude groß und es wurde „Pongal, Pongal“ gerufen. Der überkochende Reis ist dabei ein Zeichen für Wohlstand. Danach ging es an die Spiele. Nun war als erstes eine Art Topfschlagen dran. Nur war der Topf ein aufgehängter Tonkrug. Statt mit einem Löffel sollte dieser mit einem langen Stab zerstört werden. Mit verbundenen Augen hat es aber keiner geschafft. Die Hilfe mit warm und kalt , wie bei uns, gibt es nämlich nicht.

Als nächstes wurden die großen Jungs eingeölt und mussten dann durch die Gruppe der kleinen Jungs rennen ohne gefangen zu werden.  Teilweise sah das sehr krass aus, wie sich über 10 kleine Jungs auf den Großen stürzten und von ihm über den Boden geschleift wurden. Original dieses Sports ist Jallikattu; allerdings wird es mit Bullen abgehalten und fordert jedes Jahr mehrere Tote.

Das letzte Spiel bestand darin, dass die Jungen versuchen durften, eine Stange hoch zu klettern. Gar nicht so einfach, wenn die Stange eingeölt ist und man von den Umstehenden mit Wasser beworfen wird. Gerade bei den letzten beiden Spielen, die doch sehr ungewohnt waren, habe ich gemerkt, dass die tamilische Kultur viel mehr an alten Traditionen hängt. Das muss aber nicht schlecht sein. Es ist nur ungewohnt, da wir so etwas in Deutschland nicht mehr wirklich kennen.

Zuckerrohr und Pongal

Darauf ging es dann zum süßen Teil der Feier. Der Pongalbrei wurde ausgeteilt und dazu bekam jeder noch ein Stück Zuckerrohr. Zuckerrohr ist echt lecker zum Kauen und etwas, was ich gerne auch in Deutschland ab und zu mal „snacken“ möchte. Bei diesem süßen Abschluss ging unsere Feier vorbei und alle freuten sich über die noch folgenden 3 Feiertage.

Zuckerrohr zu Pongal

Zuckerrohr ist auch ziemlich gesund

Ansonsten

Die Schule hat wieder begonnen und so läuft alles in seinen ruhigen Bahnen. Im Moment bereiten wir uns mit den Kindern auf den Kurzmarathon am Sonntag vor. Der DonBosco Monat Januar wird immer wieder mit kleinen Aktionen gefeiert. Nächste Woche fahre ich dann für ein paar Tage nach Kerlala und darf wieder mal Tourist spielen.

Viele Grüße an euch alle

Matteo