Kabaddi.

Was ist Kabaddi? Oder wer ist Kabaddi? In Deutschland kennt wohl kaum jemand diesen Begriff. Zeit also euch näher an dieses Etwas heran zu bringen.

Als ich das erste Mal den Begriff Kabaddi las, war das in einem Fotoband vor meiner Zeit in Indien. Unter dem Bild stand: Südindien: Kinder spielen in einem ausgetrockneten Flussbett Kabaddi, ein regionales Spiel mit komplizierten Regeln. Das war das einzige, was ich wusste, als gleich am ersten Wochenende Studenten mit den Kindern Kabaddi spielten und ich aufgefordert wurde, mitzuspielen.

Daraus folgt also erstens: Kabaddi ist ein Spiel, welches mit mehreren Leuten gespielt wird.

Als ich sagte, ich würde gerne mitspielen, wurde ich gleich zu einer Gruppe zugeteilt. Mit Wasser wurde im Staub ein Spielfeld in Form eines Rechtecks aufgemalt. In der Mitte wurde das Rechteck durch eine Mittellinie getrennt. Die 2 Gruppen gingen nun jede in ein Feld und die Stimmung wurde angespannter. Es ging los.

Halten wir zweitens fest: Kabbadi wird mit 2 Teams gespielt und braucht nur ein einfaches Spielfeld, bestehend aus einem Rechteck, welches in der Mitte unterteilt wird. Mehr braucht man nicht.

Mögen die Spiele beginnen

Nun kam einer aus der gegnerischen Mannschaft in unser Feld. Meine Teammitglieder zogen mich zurück bis zum Rand des Spielfelds. Allerdings bedeuteten sie mir, nicht aus dem Spielfeld zu treten. Der Student aus dem gegnerischen Team machte währenddessen Versuche, jemanden aus unserem Team zu berühren. Meine Teammitglieder wichen allerdings geschickt aus.

Kabaddi spielendes Kind

Ein Kind überquert die Mittellinie und greift an.

Drittens: Beim Kabaddi greift jede Mannschaft abwechselnd mit einem Spieler das andere Team an. Der Angreifer versucht, einen der Gegner zu berühren.

So versuchte unser Gegner nun, einen von uns zu berühren. Wir rannten allerdings nicht weg und hielten immer nur ein Mindestmaß an Abstand. Plötzlich kam Fahrt in die Sache. Der Angreifer hatte jemanden am Arm berührt und war auf dem Weg zurück in seine Spielfeldhälte. Meine Teammitglieder folgten ihm und berührten ihn zwar, aber er rannte weiter in sein Spielfeld und sein Team jubelte. Mein Teammitglied, welches berührt worden war, musste sich neben das Spielfeld stellen.

Kabaddi spielende Kinder

Ein Angreifer (hellblaues Shirt) steht den Fängern gegenüber

Daraus folgt nun viertens: Der Angreifer flüchtet, wenn er jemanden berührt hat, schnellstmöglich in sein Feld zurück. Wenn er dabei berührt wird, ist das egal.

Unser Team ist dran

Nun waren wir dran. Ein Teammitglied ging ins andere Feld und wiederholte den „Tanz“ aus Berührungsversuchen, Täuschungen und Ausweichen, der kurz zuvor bei uns statt gefunden hatte. Als er nun einen Gegner berührt hatte, rannte er zu unserem Teil des Felds. Allerdings schafften es 2 aus dem gegnerischen Team in zu schnappen und fest zu halten, bevor er in unser rettendes Feld flüchten konnte. Er wehrte sich noch kurz, aber es war aussichtslos, da mittlerweile weitere ihn fest hielten. Mein Teammitglied musste nun auch aus dem Spielfeld. Dafür durfte allerdings der Student, der vorher ausgeschieden war, wieder zu seinem Team zurück. Das hieß nun also, dass wir 2 weniger waren als das andere Team.

Kabaddi spielende Kinder

Der Angreifer wird von den Fängern gefangen.

Wir wissen nun also fünftens: Der Angreifer kann nur durch festhalten aufgehalten werden und darf, um wirklich gefangen zu werden, nicht in sein eigenes Feld zurück. Wird jemand gefangen, darf das fangende Team wieder jemanden von außerhalb ins Spiel zurück holen.

Jetzt wurden wir wieder angegriffen. Der „Tanz“ begann also wieder. Mittlerweile verstand ich, dass man, wenn der Angreifer versuchte auf der einen Seite jemanden zu berühren, die Teammitglieder auf der anderen Seite ihres Feldes versuchten, den Angreifer einzukesseln. Bevor der Angreifer jemanden berührte, stürmte der Junge neben mir los, da er einen unaufmerksamen Moment des Angreifers ausnutzten wollte, um den Angreifer zu fangen. Ein anderer wollte ihm schnell helfen. Obwohl beide ihn zu fassen bekamen, kämpfte sich der Angreifer vor und berührte, am Boden liegend, mit einer Hand sein Spielfeld. Sofort endete die Rauferei, der Angreifer wurde bejubelt und unsere beiden Teammitglieder mussten ausscheiden.

Kabaddi spielende Kinder

Der Versuch den Angreifer zu fangen.

Hieraus lernte ich also sechstens: Man kann den Angreifer auch fangen, wenn er zuvor niemanden berührt hat. Wenn der Angreifer allerdings seine Spielfeldhälfte berührt, sind alle, die ihn beim Versuch zu fangen berührt haben, ausgeschieden und der Angreifer darf zurück zu seinem Team.

Matteo ist dran

Als ich nun zum ersten Mal angreifen sollte, betrat ich das feindliche Spielfeld. 2 Sekunden später schrie die gegnerische Mannschaft: „out,out, OUT“. Ich war ausgeschieden. Nach hektischem diskutieren erfuhr ich, dass ich beim Angreifen außer „Kabaddi“ nichts sagen darf. Ich hatte beim Betreten des Spielfelds mich nämlich erkundigt, ob ich wirklich angreifen soll. Also mehrer andere Wörter neben Kabaddi verwendet.

Siebtens: Als Angreifer darf man nichts anderes als Kabaddi sagen.

Wir spielen Kabaddi.

Dass ich wegen meiner Größe einen riesigen Vorteil habe, stört die Kinder nicht.

Ich durfte netter Weise einen zweiten Versuch starten, der auch erfolgreich ausfiel. Auf Grund meiner Statur fällte es mir halt relativ leicht mich zurück in unsere Hälfte zu kämpfen. Schlussendlich haben wir trotzdem verloren, weil alle aus unserem Team ausschieden.

Weiteres

Soweit meine erste Kabaddierfahrung. Eine weitere Regel ist noch, dass man das Spielfeld nicht verlassen darf. Man kann also als Angreifer oder Fänger auch versuchen, den jeweils anderen aus dem Spielfeld zu schupsen.

Wir spielen Kabaddi sehr oft. Es macht total Spaß und es gibt auch eine Variante, die man mit weniger Kindern spielen kann. Generell gibt es sehr viele Varianten von diesem Spiel. Es wird übrigens auch professionell gespielt und im Fernsehen übertragen. Ich hoffe, ihr habt das Spiel verstanden (ansonsten hier geht es zu Wikipedia) und habt vielleicht auch Lust bekommen, es zu spielen. Es lohnt sich!!!

Wenn wir mal nicht Kabaddi spielen läuft im Grunde genommen der ganz normale Alltag ab (dazu an geeigneter Stelle mehr). Da es jeden Tag aber doch wieder etwas gibt wie eine Yogaklasse oder Workshops ist kein Tag wie der andere.

Ich wünsche euch alles Gute aus dem warmen Süden Indiens ins herbstliche Deutschland.

Euer Matteo

P.S.: Beim Blogschreiben zwangen mich die Kinder zwischendurch einen Runde Kabaddi mitzuspielen. Am Abend haben wir noch 2 Mal Kabaddi gespielt. Wir spielen es als ziemlich oft. Es ist halt „The game of Tamil Nadu“, wie die Kinder hier sagen.