Frühstück (optional)

Anfangs gab es Frühstück ab 07:45, dieses wurde allerdings zur Freude aller, insbesondere der hauseigenen FSJler, ab der zweiten Woche auf 08:15 verschoben. Auch die rege Beteiligung am Frühstuck stellte sich im Verlauf der Akademiewochen sukzessive ein. Während einige das Frühstück gekonnt links liegen ließen und teils auch noch den Seminarbeginn verschliefen, stellte sich bei mir überraschender Weise eine neue Morgenroutine ein: Anders als ich es von meinen Schultagen gewohnt war, erschien ich stets pünktlicher als der Großteil der Gruppe und mit Frühstück im Magen zu den Seminaren.

09:00 Seminarbeginn

Für die Seminare hatten wir über die drei Wochen verschiedenste Referenten: Von unseren lieben Organisatoren Francesco und Niklas vor Ort und Wolfgang, der uns aus dem fernen Bonn den Rücken freihält, über Pädagogen des Hauses und extra angereiste Referenten, beispielsweise aus München, bis hin zu ehemaligen Volunteers, die ihre Erfahrungen aus dem Auslandseinsatz mit uns teilten.

Thematisch drehten sich die Tage der ersten Akademiewoche um Didaktik, Pädagogik und die damit verbundenen rechtlichen Grundlagen. So beschäftigten wir uns zum Beispiel mit Prävention, ein Thema, welches einigen Unbehagen bereitet, welches aber an seiner Wichtigkeit nicht zu unterschätzen ist. Besonders detailliert beschäftigten wir uns auch mit der Pädagogik von Don Bosco und lernten, dass Don Boscos Präventionssystem die pädagogische Grundlage der Arbeit in salesianischen Einrichtungen bildet. Statt Regelverstößen mit harten Strafen zu begegnen, wird darauf gesetzt, auf Grundlage der Vernunft der Jugendlichen Einsicht und Akzeptanz für die bestehenden Regeln zu schaffen.

In Woche zwei widmeten wir uns den 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen und den Menschenrechten. Die SDGs sind gemeinsame Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung, welche 2016 in Kraft traten und bis 2030 weitgehend erfüllt sein sollen. Allerdings sind diese Ziele nicht rechtlich bindend,  was sich nicht zwingend positiv auf ihre Umsetzung auswirkt. Anders als bei den Menschenrechten, zu denen zur Überraschung Vieler neben Rechten, die auf die Befriedigung ganz grundlegender Bedürfnisse abzielen, auch das Urheberrecht gehört.

Vom 28.09.-02.10. hatten wir dann die Weltwoche, in der uns ehemalige  Freiwillige über ihre Einsatzländer berichteten. Nur die Einheit über Indien wurde leider vernachlässigt. Dies war einer nächtlichen Geburtstagsfeier und daraus resultierender Müdigkeit und Konzentrationsmangel bei uns Freiwilligen zu verschulden. Selbst schuld also. Dass ich, als wir gefragt wurden, wie wir selbst mit einer Gruppe mit unserer Arbeitsmoral umgehen würden, ausgerechnet in dem Moment, als alle still waren, etwas zu laut „Aufgeben!“ sagte, war tatsächlich reichlich ungeschickt. So verbrachten wir jenen Vormittag ersatzweise mit allerlei Quizzerei über Indien und Deutschland.

12:00 Mittagessen

Die Küche brauchte eine ganze Weile (fast drei Wochen), um die nötige Menge an Essen für 25 Auslandsfreiwillige plus weitere um die zehn Inlandsvolos richtig zu kalkulieren. Bei der Knappheit an Hauptspeisen stapelten sich im Ausgleich dazu allerdings bald literweise Joghurt und Pudding im Kühlschrank. Neben interessanten Speisemengen hielt das Mittagessen aber vor allem den größten Kulturschock für mich bereit: Knödel. Zwischen dem, was man in Bayern Knödel nennt, und dem, woran ich denke, wenn ich Knödel höre, liegen wirklich Welten. Was der Bayer Knödel nennt, würde ich eher einen Kloß nennen, während das, was ich für Knödel halte, sich als böhmische Knödel entpuppte. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen. Und auch, dass man aus Eierkuchenresten eine Suppe kochen kann, schien mir höchst befremdlich.

Anschließend in der Regel Freizeit

Für die Freizeitgestaltung hatten wir viele Angebote von Workout über einen Vietnamesisch-Kurs bis hin zu einem Chor oder Improvisationstheater. Viele der Angebote entstammten der Initiative von uns Volos. Jeder bot an, was ihn begeisterte. In Ermangelung einer Nähmaschine hielt ich mich jedoch bisher zurück. Die Workshops konnten sich reger Beteiligung erfreuen. Nur wenn es sportlich wurde hielten Annika und ich uns gekonnt zurück – mit Ausnahme von einer Yoga-Stunde. Wir zogen es vor, es uns auf einer der mit Paletten und Kissen ausgekleideten Fensterbänke bei der Rezeption gemütlich zu machen. Dort schauten wir gemeinsam eine Serie, was uns auf unserem Zimmer leider nicht vergönnt war. Rechtzeitig Wlan auf den Zimmern einzurichten schafften die Techniker leider nicht.

18:00 Abendessen

Ein Abendessen ist hier besonders hervorzuheben: Einmal kochte Niklas indisches Curry für uns. Das war eine sehr leckere, wenn auch aufgrund der Schärfe sehr schweißtreibende Erfahrung. Ich dachte eigentlich, ich hätte meine Schärfetoleranz etwas trainiert, aber auch mir lief nach einigen Happen ziemlich die Nase. Und Milch zum Löschen hatten wir leider nicht. Wie würde ich das nur aushalten, wenn ich doch noch nach Indien käme? Eines steht fest: Erst würde ich schwitzen und wenn ich dann wieder Zuhause wäre und indisch kochen würde, dann kämen die Anderen ins Schwitzen.

Mehr Freizeit

Nach dem Abendessen gab es ebenfalls viele Angebote, so wie bereits nachmittags. Nur konnte ich an den abendlichen Workshops leider des Öfteren nicht teilnehmen, weil ich in der Küche beim Abwasch helfen musste.

Gegen 21:00 Gute Nacht

Die Gute Nacht ist Teil von Don Boscos Pädagogik. Die Idee dahinter ist es, den Jugendlichen am Abend einen guten Gedanken mit zu geben, damit sie zur Ruhe kommen und mit guten Gedanken zu Bett gehen können. Auch beim Good Night wurde auf Eigeninitiative gesetzt, sodass wir Freiwilligen die Gelegenheit hatten, eine Gute Nacht mit eigenen Denkanstößen und Inputs verschiedenster Art auszugestalten. Zu den Good Nights machten wir es uns in der Kapelle der Jugendherberge gemütlich. Vielleicht zu gemütlich, denn nicht wenige schliefen ein.

Gemütliches Beisammensein bei Speis und Trank vielerlei Art

Danach trudelten wir Volos und der ein oder andere Salesianer im Gemeinschaftsraum im Keller ein, einige kurz nach dem Good Night, andere eine Weile später, nachdem sie in der Kapelle wieder aufgewacht waren. Die Abende zogen sich nicht selten bis in die frühen Morgenstunden. Es wurde gequatscht, gespielt, zu Gitarrenmusik gesungen, nach Herzenslust alles geschlemmt, was so im Kühlschrank zu finden war, wobei auch kulinarisch höchst fragwürdige Kombinationen zu Stande kamen, und natürlich musste auch der Durst gelöscht werden. Zwei Kästen Bier pro Abend reichten nicht immer. Ich lernte das Spiel „Secret Hitler“ und lehrte das Gitarrenspiel, solange, bis ich „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ nicht mehr hören konnte. Letztendlich habe ich vom Gitarrenspiel Schulterschmerzen und meine bisher stärkste Hornhaut an den Fingerkuppen davongetragen. Bei Annika und mir hat sich zudem die Tradition etabliert, vor dem zu Bett gehen noch einige Runden im Klosterinnenhof zu drehen. Das funktioniert nüchtern allerdings besser.

Schlafen irgendwann ab 01:00/02:00/03:00/04:00/05:00

Die Runde dünnte sich mit der Zeit aus, bis wir uns am nächsten Morgen in mehr oder weniger alter Frische wieder sahen. An dieser Stelle noch eine kleine Beobachtung zum Schluss: Eine Sonnenbrille ist nicht die unauffälligste Methode um Augenringe zu verstecken ; )