Mein Freiwilligendienst begann am Montag, dem 14.09.2020. Ein ganzes halbes Jahr und einen Tag nach meinem letzten richtigen Schultag also…

Während meine drei Geschwister an jenem Montagmorgen pünktlich um 07:00 das Haus verlassen und den Schulweg antreten mussten, verabschiedeten wir uns so würdig wie durch morgendlichen Stress und die Enge des Treppenhauses möglich. Aber wie verabschiedet man sich, wenn man sich im Anschluss für sieben Wochen nicht sieht? Schwer zu sagen, da wir noch nie für eine so lange Zeit getrennt waren, wenngleich sieben Wochen im Vergleich zum eigentlich geplanten ganzen Jahr doch nur eine sehr kurze Zeitspanne sind.

Als meine Geschwister aufgebrochen waren, hatte ich noch einige letzte Sachen in meinen Koffer zu stopfen und der Rest fand Platz im Rucksack. Doch die Aufregung und auch etwas Unsicherheit machten sich in Form von Bauchschmerzen ziemlich deutlich bemerkbar und bremsten mich aus. So schaffte ich es am Ende noch gerade so, die Vollmacht für den Umgang mit etwaiger Post während meiner Abwesenheit zu schreiben. Als mich dann meine Mutter zum S-Bahnhof begleitete fiel mir der erste Gegenstand ein, den ich vergessen hatte: die Raulederbürste. Auf das zweite vergessene Utensil wurde ich am Hauptbahnhof aufmerksam: ein Notizbuch, welches ich zur Firmung bekommen hatte und extra als Tagebuch während meines Freiwilligendienstes benutzen wollte. Das war wirklich anders frustig. Doch was soll’s, bei all dem Gepäck für sieben Wochen fällt das ein oder andere schon mal gedanklich hinten runter.

Als der Zug dann einfuhr, stellte sich heraus, dass das Fahrzeug getauscht worden war. So saß ich, statt alleine auf einem ruhigen Zweierplatz, an einem voll besetzten Viererplatz, schön eingepfercht am Fenster. Ganz toll während einer Pandemie… nicht. Ebenso enttäuschend war, dass ich meine Kopfhörer nicht in mein Handgepäck umgepackt hatte. Da ich aber auch meinen Herrn Sitznachbar nur allzu ungern aufscheuchen wollte, zog ich es vor, mich auf drei Stunden aus dem Fenster starren einzulassen. Als der Zug anfuhr und ich meiner Mutter auf dem Bahnsteig ein letztes Mal zuwinkte kullerten mir dann doch einige Tränen über die Wangen. Die Einzigen seit meinem Aufbruch. Das sehe ich mal als ein gutes Zeichen. 

Beim Umstieg in München wurde mir dann bewusst, wie unhandlich ein 60l Rucksack, ein Koffer und eine Gitarre doch sind, wenn man sie alleine tragen muss. Doch glücklicherweise fand ich den Anschlusszug recht schnell. Auf dem letzten Streckenabschnitt konnte ich dann auch endlich meine Kopfhörer benutzen, was die Fahrt um einiges kurzweiliger machte. Und auch die Aussicht aus dem Zugfenster wurde stetig ansehnlicher. Als der Zug schließlich in Benediktbeuern hielt und ich ausstieg stellte ich zu meiner Freude fest, dass noch drei weitere Volunteers aus der Bonner Gruppe mit dem selben Zug angereist waren: Thien, Paul und Annika.

So konnten wir vier Neulinge gemeinsam den Weg zur Unterkunft im uns unbekannten Benediktbeuern finden: In den Klosterinnenhof, dann auf der anderen Seite wieder hinaus, dann von außen ins Aktionszentrum, dort zehn Minuten warten, dann durch den Innenhof (schon wieder) zur Jugendherberge geführt werden und dann zwei Stockwerke nach oben zu den Zimmern. Das war sicherlich weder der schnellste, noch der effektivste Weg, doch letztendlich führte er ans Ziel: Ein 7-Bett-Zimmer, welches ich mir für die kommenden drei Wochen mit Annika teilte. Annika, mit der ich mich bereits beim ersten Vorbereitungsseminar gut verstanden hatte und die insgeheim ohnehin schon meine Wunsch-Zimmerkameradin gewesen war.

Während wir uns einrichteten steckten immer wieder neugierige Mitvolontäre aus der Benediktbeurer Gruppe ihre Köpfe ins Zimmer. Und dies war der Beginn einer langen gemeinsamen Reise. 17+8 Jugendliche mit einem weltwärts gerichteten Blick, zusammen in Benediktbeuern auf ihre Ausreise wartend.

Wie ich die kommenden drei Wochen Akademie erlebte und wie ich den Kulturschock Bayern verkraftete, davon werde ich euch in meinem nächsten Blogbeitrag berichten.

Schaut gerne auch mal auf Annikas Blog vorbei: https://blogs.donboscovolunteers.de/neweyesfortheworld/