Das nächste Event erfolgte von Samstag auf Sonntag. Ich wurde von einer indischen Familie eingeladen, um deren Haupttag des Diwalifestes zu feiern. Das eigentliche Diwali ist erst von Sonntag auf Montag, aber in der Nacht vom Samstag wurde die Göttin Kali geehrt, welche für diese Familie eine besondere Bedeutung hat. Die Göttin Kali ist die Göttin des Todes und der Zerstörung, steht aber gleichzeitig auch für Erneuerung. Außerdem gilt sie als einige  der wenigen Götter, die Wünsche erfüllen.

Der Tag begann, indem ich schon gegen 11:00 vom Snehalaya abgeholt wurde. Zum einen sollte ich „deutsches“ Mittagessen kochen und zum anderen wollte man sich aus dem indischen Festverkehr raushalten und wir hatten auch noch „einiges“ zu tun. Gleich im Anschluss an mein Abholen fuhren wir zu der Schneiderin, um meine Blouse abzuholen. Da sie aber noch einige Änderungen vornehmen musste fuhren wir in der Zwischenzeit noch zu einem Straßenladen, um ein Petticoat, sprich eine Art Unterrock für den Sari zu kaufen. 

Bei der Familie kochte ich dann, die für mich und meine Schwester typischen Nudeln mit Tomaten, Zwiebeln und Sahne, ein einfaches, schnelles und vegetarisches Gericht, dass man aufgrund der Herkunft der Köchinnen als „deutsch“ bezeichnen könnte. ES ist nämlich gar nicht so einfaches etwas wirklich Deutsches zu finden, welches kein Schweine- oder Rindfleisch enthält. Sehr gerne wurden die Nudeln dann auch gegessen und ich denke dieses Gericht wird auf Grund seiner Einfachheit weiterhin in der Familie gekocht werden.

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Mittelständisches Wohnviertel

Mittelständisches Wohnviertel

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Danach hieß es erstmal ausruhen, denn schließlich würde die Nacht für indische Verhältnisse sehr lange werden.

Zum Abendbrot gab es dann eine Art Bratkartoffeln. Leider waren es sehr mehlige Kartoffeln und es wurde eher Bratkartoffelbrei, aber immerhin hatte ich zweimal am Tag keinen Reis und eher westlich gegessen. Nach einem kleinen Filmabend mit Madagaskar 2 und The Avangers wurde mir dann das erste Mal ein Sari angelegt. Ich hatte es mir ehrlich gesagt komplizierter vorgestellt, aber ich warte erstmal meinen ersten eigenen Versuch ab 😉

Diwali-Beleuchtung

Diwali-Beleuchtung

Mein erster Sari

Mein erster Sari

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Schließlich ging es los zum Tempel. Im ersten Moment war ich, um ehrlich zu sein etwas enttäuscht. Ich hatte ein rauschendes Fest erwartet und in der Realität war einfach nur ein Zelt mit Stühlen aufgebaut, auf denen sich die Leute unterhielten. Es war eher eine Art Gemeindefest, beim dem die Menschen zusammengekommen und gemeinsam eine Nacht lang immer wieder zu verschiedenen Gebeten in den Tempel gingen. So vertrieben sich die jungen Leute, hauptsächlich mit Fotosessions und ich musste natürlich auf allen Fotos dabei sein. Generell hatte ich schon ab und zu das Gefühl ein Vorzeigeobjekt der Familie zu sein, aber naja sie sind auch sehr lieb zu mir, weswegen ich es ihnen nicht allzu übelnahm. 

Das Interessante war für ich eher das Gebet zur Göttin Kali. Eine Ar Vorsänger sang immer wieder in diesem typischen Singsang den man im fernen Osten erwartet. Dabei läutete er immer wieder mit einer Glocke und pfiff in eine Muschel. Weiter wurde Obst und Blumen geopfert. Die Statue der Göttin wurde außerdem über und über mit Blumenketten behangen.  Ich selbst nahm an einer Zeremonie teil bei der dreimal hintereinander Blüten ausgeteilt werden. Diese nimmt man in die gefalteten Hände, spricht dem Vorsänger ein Gebet nach und legt die Blumen schließlich vor den Altar.  Später wurde dann noch ein Bild aus für Diwali typischen Öllampen gelegt. Die Nacht endete schließlich mit einem gemeinsamen Abendbrot.

Gebet der Gemeinde mit Vorsänger

Gebet der Gemeinde mit Vorsänger

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Zeltdeko

Zeltdeko

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Kali

Kali

Opferblumen

Opferblumen

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Bild aus typischen Ölkerzen

Bild aus typischen Ölkerzen

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Abendbrot Reisbrei, Paprikachutney, Kartoffel-Kohl Chutney und eine Süße Gepäckkugel

Abendbrot
Reisbrei, Paprikachutney, Kartoffel-Kohl Chutney und eine Süße Gepäckkugel

 

Da die Feier am anderen Ende der Stadt stattfand übernachtete ich noch bei der Familie.  Wusstet ihr, dass man Makeup innerhalb von Sekunden komplett entfernen kann in dem man sein Gesicht mit Olivenöl wäscht? Eine sehr praktische Alternative zu den üblichen chemischen Makeup-entfernern und ersetzt auch gleich eine Nachtcreme. Von der Nacht selbst habe ich aber immer noch Rückenschmerzen. Denn typische Betten in Gujarat haben keine Matratze und man schläft eher auf einem Brett mit einer Decke darüber. So verschlief ich dann den gesamten Mittag im Snehalaya. Schließlich musste ich für die Haupt-Diwali-Feier am Abend mit den Jungs fit sein.

Indische Straßen bei Nacht

Indische Straßen bei Nacht

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Davon handelt dann aber dann der nächste Blog