Nach meiner Rückkehr aus Rajasthan blieb ich nicht lange im Snehalaya. Die Jungs brachen in ein heißersehntes Ferienlager auf, während ich einen befreundeten Father auf dem Land besuchte.

Father Mayank leitet ein Don-Bosco-Haus in Kapadvanj einer Kleinstadt Gujarats nördlich von Vadodara. Er versucht von dort aus die Landbevölkerung aufzuklären. Er ermutigt Frauen selbstbewusst ihre Rechte gegenüber ihren Ehemännern einzufordern. Ermutigt sie ihre Töchter, sowie 2. und 3, geborene Söhne in die Schule zu schicken oder selbst Lesen und Schreiben zu Lernen. Außerdem versucht er den Lehrerberuf erschwinglich zu machen, so dass jedes Dorf seine Kinder unterrichten kann. Des Weiteren erklärt er die Grundlagen der Demokratie, welche nach und nach in der Familie und der Dorfgemeinschaft umgesetzt werden sollen. In den Schulferien schickte er außerdem einen salesianischen Priesteranwärter vor-und nachmittags zu den Schulplätzen, um mit den Dorfkindern ein Ferienprogramm zu machen, welchen ich in dieser Woche begleitete.

Wir fuhren mit einem Scooter durch Felder und kleine Schotterpisten, bis wir jeden morgen den Dorfplatz erreichten. Die Kinder erwarteten uns schon. Zuerst trafen wir die Kinder in einem der provisorischen Klassenzimmer und brachten ihnen kurz und knapp ein paar wenige englische Vokabeln bei. Zum Beispiel Zahlen bis 30 oder eine einfache Vorstellungsrunde, indem jeder seinen Namen und sein Alter sagte. Danach gingen wir raus und spielten Mannschaftsspiele wie Cricket oder Staffelspiele. Highlights waren Malwettbewerbe mit bunten Stiften oder sich gegenseitig mit Wasserfarbe zu schminken. Besonders schön fand ich vor allem die Begegnung mit den indischen Mädchen, schließlich bin ich im Alltag vor allen mit den kleinen Jungs und deren Interessen vertraut.

 

Nach dem offiziellen Teil lud uns der Lehrer auf seinen kleinen Hof ein, auf dem er mit Eltern, Schwestern deren Kinder, sowie Frau und den Kindern lebte. Sie servierten uns Mittagessen und wunderten sich, dass uns ein Teller Reis reichte. Schließlich arbeiten die Menschen auf dem Land sehr hart und müssen viel Energie zu sich nehmen. Außerdem wurden wir zu einer Hochzeit eingeladen und ich hatte die Ehre meinen Arm von der besten Henna-Künstlerin des Dorfes bemalen zu lassen, während ich den Bauern erzählte wie und was wir in Deutschland anbauen. Wieder einmal konnte ich die Gastfreundschaft und Warmherzigkeit der Inder spüren, obwohl wir nicht die kleine Sprache sprachen, vor allem die Großmutter küsste mir die Wangen und hörte immer aufmerksam zu, auch wenn sie nichts verstand.

 

Nach dieser Woche auf dem indischen Land standen auch im Snehalaya noch 5 Wochen Ferien an. Einige Jungs durften für ein paar Tage verbliebene Verwandten besuchen. Die anderen Jungs wählten vier neue Teams und diese konnten in verschiedenen Wettbewerben Punkte sammeln. Alle drei Tage stand ein Wettbewerb an und davor wurde geprobt. Es gab beispielsweise eine Fancy Dress Competition, einen Tanzwettbewerb, einen Gesangswettbewerb oder einen Zeichenwettbewerb. Außerdem wurden die schönsten Figuren aus recycelten Müll gewählt. Ich verbrachte abgesehen von den study-times jede freie Minute mit den Jungs und half ihnen bei der Vorbereitung ihrer Darbietungen.

Außerdem durfte ich an manchen Tagen den Tanzunterricht übernehmen. Dort zeigte ich ihnen beispielsweise wie man Maccarena oder YMCA tanzt. Außerdem spielte ich ihnen westliche Partymusik vor und jeder durfte den anderen seine „moves“ zeigen, die wir unter viel Gelächter nachahmten. Mich bewegt es immer noch sehr, wie sehr Musik und Tanz verbindet. Denn egal,, wie gut ich die Jungs kennenlernte und wir uns immer besser verständigen konnten, entstand durch das Tanzen eine ganz andere tiefere Verbundenheit als sonst. Die Jungs liebten es ein wenig herumzualbern und ausgelassen zu sein. Schließlich ist der Tagesablauf während der Schulzeit schon sehr straff und lässt wenig Zeit für Spontanität.

Ein weiteres Highlight der Ferien waren auch die mitgebrachten „Schätze“ meine Eltern aus Deutschland. Memory und Uno wurden zum Dauerrenner und teilweise spielten wir 4-5 Stunden täglich. Alle waren erstaunt, dass diese aktiven Kinder sich tatsächlich stundenlang hinsetzten, um Kartenspiele zu spielen. Staunend beobachteten wir Betreuer, wie schnell die Kleinsten lernten, worauf es beim Memory ankommt und wie schnell sie ihr Gedächtnis entsprechend schulten. Schön war es zu sehen, wenn sich Jungs gegenseitig beim Uno halfen und geduldig immer wieder die Regeln erklärten. Außerdem verbrauchten wir in einer Woche an die 700 Skubidoo Schnüre, welche von den Jungs mit viel Geschick in kürzester Zeit zu Armbändern und Anhängern verflochten wurden, auch ein Strickliesel wurde mit Begeisterung angenommen.

Ich genoss diese intensive Zeit mit meinen Jungs sehr und auch die Jungs, die nachmittags in die Schule gehen, konnte ich noch einmal von einer anderen Seite kennenlernen.  Jeder Junge hat seinen eigenen Charakter, Talente aber auch Schwächen und jeder von ihnen ist auf seine Art so liebenswert und bereichernd. Ich bin immer wieder dankbar, Zeit mit diesen kleinen Menschen zu verbringen, sie kennenzulernen und wusste teilweise nicht wohin mit all meiner Zuneigung. Es wird mir sehr schwer fallen, sie schon bald zu verlassen und zurück nach Deutschland zu fliegen.