Ich weiß seit meinem letzten Blogeintrag ist viel Zeit vergangen, aber ich habe einfach keinen Internetzugang gefunden, der es mir ermöglicht hätte einen Eintrag hochzuladen. Anders als bei anderen Internetausfällen, habe ich diesmal aber nicht trotzdem vorgeschrieben. Darum versuche ich jetzt zwei Monate später meinen April 2017 zu rekonstruieren.

Die Anfangswochen waren von Examen und den beginnenden Sommerferien geprägt. Jeder Tag verlief anders. Jeden Tag waren andere Kinder zu bestimmten Tageszeiten da oder eben nicht. Das lag daran, dass in Indien jede Schule selbst festlegt, wann ihre Sommerferien beginnen. Da unsere Jungs mindestens 3 verschiedene Schulen besuchen, bedeutete diese Tatsache ein ordentliches Chaos. Einige mussten fürs Examen lernen, andere waren schon lange fertig, die anderen fingen erst in der nächsten Woche an. So kam es, dass an einem Morgen 30 und am nächsten Morgen nur 2 Jungs im Haus waren und so weiter.

Zusätzlich zu diesem rein organisatorischen Chaos hielt die erste größere Hitzewelle Einzug. Mittägliche Temperaturen von bis zu 43 Grad eignen sich natürlicherweise eher weniger, um bei der nachmittäglichen studytime über Matheaufgaben zu brüten. So entschieden wir täglich, je nach Temperaturen und allgemeiner Verfassung, wie der Nachmittag aussehen sollte. Sollten wir einfach die 3 Stunden bis zum Fußballtraining verschlafen (die Hitze macht einfach unfassbar müde und Schlaf ist einfach eine gute Methode, um kleine Jungs davon abzuhalten in der prallen Sonne zu spielen), schlafen wir nur 2 Stunden und tanzen dafür noch eine Runde, sollten wir uns lieber vor den Fernseher setzen, oder putzen, lernen und basteln wir wie üblich? Fragen die jeden Tag aufs Neue sehr kurzfristig entschieden wurden.

Ich hatte ja schon gelernt, sehr spontan zu sein, aber diese Wochen waren nochmal ein komplett neues Level. Planbar war in diesen 4 Wochen eigentlich gar nichts. Auch die Abende hatten einen neuen Rhythmus gefunden, denn die nationale Cricket Saison hatte begonnen. 8 Cricket-Teams traten fast täglich in verschiedenen Konstellationen gegeneinander an und je nach Wichtigkeit eines Duells schauten wir uns alle gemeinsam, nur ein Teil der Jungs oder keiner die 5 Stunden langen, ständig von Werbung unterbrochenen, Spiele an.

In dem Chaos ging meine Vorfreude auf ein Highlight des Jahres fast unter. Meine Eltern hatten sich passend zu Ostern angekündigt. Sie wollten sich mein neues Zuhause anschauen und danach mit mir einen Teil Indiens erkunden.

Schon Tage vorher fragten meine Jungs immer wieder, wann meine Eltern denn endlich kommen würden. Umso erstaunter waren sie dann, als meine Mama schließlich alleine anreiste. Typisch für Familie Geck lief es nicht ohne Komplikationen. Einem vergessenen Reisepass sei Dank konnte meine Mama zunächst die volle Aufmerksamkeit von allen Jungs und mir genießen. Wir unterhielten uns mit den Jungs und machten eine Mädelstour zum Markt.

 Ein Highlight für uns beide war dann die Osternacht am Samstagabend. Vor allem meine Mama, die die farbenfrohe indische Mode nicht gewohnt war kam aus den Staunen nicht mehr heraus, als sie die Frauen in ihren besten Sarees und deren ausgefallenden Schmuck sah. Die Ostermesse selbst fand draußen auf einer Wiese und in drei Sprachen statt. Die Kirche war einfach zu klein, um den knapp 1000 Gläubigen ausreichend Platz zu bieten. Normaler Weise teilt sich die Gemeinde nämlich in 3 verschieden sprachige sonntägliche Gottesdienste auf.

Am Sonntagmorgen segneten wir noch alle Räume des Snehalaya. Schließlich endeten die österlichen Feierlichkeiten mit einem großen gemeinsamen Mittagessen, nachdem mein Vater endlich eingetroffen war. Später zeigte ich meinen Eltern noch den städtischen Palast und wir verbrachten einen gemütlichen Abend mit den Jungs. Für mich waren es sehr schöne und bewegende Momente, als ich meine Jungs stolz meinen Eltern vorstellen konnte. Mir wurde einmal mehr bewusst, wieviel Zeit ich schon mit ihnen verbracht hatte und wie sehr sie mir mit der Zeit ans Herz gewachsen sind.

Am nächsten Morgen brachen wir dann zu unserem Trip durch Rajasthan auf….

Liebe Grüße Luise