Da passierte letzte Woche so gar nichts spannendes und in dieser dafür fast jeden Tag etwas. Damit der Post nicht allzu lange wird, wird er in drei Teilen erscheinen, und ihr kommt in den Genuss gleich 3-Tage hintereinander Post von mir zu bekommen. Einmal so viel vorweg.

Diese Woche war ich sehr viel unterwegs. Das fing schon am Sonntag an, da ich mir meinen ersten Sari kaufte. Nichts ahnend dachte ich, es wäre schnell erledigt, schnell die 7m lange Stoffbahn kaufen und fertig. Schließlich würde ich es eventuell für das Diwali-fest am Wochenende brauchen. Aber falsch gedacht. Am nächsten Tag müsste noch zum Schneider (eine Tante einer Freundin), um eine Blouse, sprich ein Bustier schneidern zu lassen. Diese war aufgrund der anstehenden Festtage jedoch vollkommen ausgelastet, also blieb es nur beim Maßnehmen.

Weiter hatte/habe ich immer wieder Probleme, hauptsächlich Kommunikationsprobleme, mit meinem Father (der Salesianer vor Ort, welcher das Snehalaya leitet und meine Ansprechperson ist). Es geht hierbei oft um das Unterrichten der drei kleinen Jungs. Diese sind nämlich alles andere als brave Schäfchen und auch die Schule beschwert sich darüber. Natürlich bin ich öfter mal überfordert, und muss außerdem auch indische Schul-Standarts kennenlernen.  Mit zusätzlichen Missverständnissen, hatte sich die Situation für mich am Dienstag dramatisch zugespitzt. Der Father holte mich während der Unterrichtszeit zu sich und meinte, dass ich wohl nicht in der Lage sei, diese Jungs zu unterrichten und das ich mir in dieser Zeit eine andere Beschäftigung suchen sollte. Für mich brach damit die komplette Welt zusammen, schließlich war diese Aufgabe der Grund für meinen Aufenthalt in diesem Don Bosco Haus und somit die einzige Aufgabe die ich sicher hatte, denn außerhalb der study-time hab ich immer noch nicht so richtig eine Aufgabe gefunden, beziehungsweise ist nachmittags weniger Kontinuität vorhanden,  bei der ich sicher sagen kann, dass ich jeden Tag Arbeit finde. Also rannte ich Tränen zurückhaltend in mein Zimmer. Ich wusste einfach nicht was ich denken sollte, hieß dieses Statement eventuell, dass ich das Snehalaya verlassen sollte? Schließlich wollte ich ja nützlich sein. Aber eigentlich wollte ich nicht zurück nach Deutschland, ich empfand dies den Jungs gegenüber nicht fair und auch ein anderes Projekt konnte ich mir nicht vorstellen. (riesiges Gedankenchaos, wo natürlich erstmal schlimmste Szenarien den Vorrang hatten, typisch Luise) Da die study-time aber noch im vollen Gange war, musste ich noch einmal runter. Eine befreundete Lehrerin sah mein verheultes Gesicht und wir gingen kurzer Hand Torte essen.

Also schon wieder ein Tag mit Ausflug.  Am nächsten Tag, rief der Father mich dann allerdings wieder zu sich und meinte ich hätte ihn komplett falsch verstanden. Naja weiß ich nicht ob das stimmt, schließlich hatte ich ja mehrfach nachgefragt und außerdem hatte er meine Tränen gesehen. Aber egal, zumindest unterrichte ich weiter, und gerade ist der Father im Urlaub.

Durch eine vermittelnde Freundin scheint sich auch unserer Verhältnis, zumindest durch kleinen Whatsappkontakt zu bessern. Wie ihr vielleicht schon wisst unterhalten wir uns fast gar nicht. Laut der Freundin, die mit uns beiden sprach, scheint es aber daran zu liegen, dass beide vom anderen erwarten den Mund aufzumachen. Eine Info, mit der wir beide sicherlich arbeiten können.

Der erst größere Ausflug, der auch eigentlich Fokus dieses Blogs sein soll, stand aber am Donnerstag an. Wie ihr vielleicht schon wisst, habe ich mich mit einer französischen Familie angefreundet, die derzeit hier in Baroda lebt. Deren Kinder besuchen die teuerste, internationale Schule in Baroda, um später ohne Probleme das französische Abitur zu schreiben. Da in Indien, ja dieses Wochenende das Jahr endet, veranstaltete die Schule ihr Jahreskonzert. Der Nachmittag begann für mich schon sehr westlich. Zum ersten Mal seit September zog ich einfach nur Jeans und T-Shirt an und fuhr erstmal zu der Familie nach Hause. Dort wartete für mich das erste Highlight. Meine Reaktion auf die Frage, ob ich was trinken möchte Tee, Wasser oder KAFFFEE musste wohl sehr eindeutig gewesen sein, denn sofort, kochte Beatrice einen, auch für sie seltenen Bohnenkaffee und ich kam zum ersten Mal seit September in den Genuss von richtigem Kaffee, schließlich kann man so einen typisch indischen Instantkaffe, als Kaffeeliebhaber nicht Kaffee nennen. Schließlich wurden mir auch noch original bretonische Kekse serviert und der Abend hatte sich schon bezahlt gemacht. Weitere Highlights ließen aber noch nicht nach, denn die Schule hatte für ihr Abschlusskonzert alle Geschütze aufgefahren. Neben riesiger Bühne, professionellster Lichtausstattung und großen Leinwänden war alles, was man für eine große Show braucht, vorhanden. Aufgeführt wurde zu meiner Überraschung ausschließlich europäisches Kulturgut. So führten die Kleineren eine eigene Interpretation von Hans Christian Andersens „Das hässliche Entlein“ auf. Dafür gab es unzählige tolle Kostüme, Tanz und Gesang und spätestens mit dem Ententanz hatten sie unsere Lacher auf ihrer Seite.  Die Größeren übertrumpften diesen wirklich süßen Auftritt noch einmal. Sie hatten innerhalb von drei Wochen ihre Schwanensee Variation einstudiert. Sie sangen, tanzten Tango und Walzer (naja, liebe Freunde der Tanzschule Köhler-Schimmel Michal würde sich auf den Boden werfen vor Verzweiflung, aber die Geste zählte) und spielten mit allen Facetten der Bühnentechnik (Feuerwerfer inclusive). Highlight war dann das Ballettsolo der französischen Tochter. Die die Menschen im Publikum komplett verzauberte. Immer wieder wurde mir währenddessen „Incredible India“ zugeflüstert und ich sah es genauso. Denn amerikanische Aufführungen ala Highschool-Musical wurden bei Weitem übertroffen.

 

Jeans

Jeans

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Bühne bevor die Dunkelheit kam

Bühne bevor die Dunkelheit kam

Bühne im Einsatz. Entschuldigt die schlechte Qualität, aber Kameras finden Lichtershows nicht so toll.

Bühne im Einsatz. Entschuldigt die schlechte Qualität, aber Kameras finden Lichtershows nicht so toll.

Leinwand

Leinwand

 

 

 

 

So das war es erstmal für den ersten Teil der ja auch echt lang ist. Bis morgen.

Luise