Heute war ein Tag auf den ich, wenn ich ehrlich bin, schon die ganze Woche gewartet habe. Es ist Sonntag und ich habe im Snehalaya selbst keine Verpflichtung. Für mich eine Möglichkeit mehr von Baroda meinem neuen Wohnsitz zu sehen. Zusammen mit dem ältesten Jungen des Snehalaya fuhr ich mit meiner ersten Rikshaw ein wenig Richtung Zentrum und dann liefen wir ein wenig durch die Straßen. Ich lief mit Blicken immer Blickrichtung wechselnd durch die Straßen. Ich wusste nicht wo ich zuerst hinschauen sollte. So vieles hier unterscheidet sich von Europa. Am Straßenrand wurde aber auch ich immer wieder sehr neugierig und vor allem unverhohlen an gestarrt. Eine Weiße war hier wohl mit einer Sensation gleichzusetzten. Außerdem war ich ja mit einem Jungen in meinem Alter unterwegs. Passiert wohl auch nicht oft.

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Auf Barodas Straßen...

Auf Barodas Straßen…

Der eigentliche Grund für unsere Tour war das Ganesha Festival, welches diese Woche in Indien stattfindet. Man ehrt den Gott Ganesha und baut nur zu diesem Zweck kleine Altare in der ganzen Stadt auf. Also liefen wir von Altar zu Altar und ich konnte teilweise nicht glauben, dass diese Gebäude nur für eine Woche aufgebaut waren.  Auch die in der Nähe gelegene salesianische Schule, der zweite Teil der Don Bosco Einrichtung in Baroda, konnte ich besuchen. Dorthin gehen die Jungs vom Snehalaya zur Schule. Das Snehalaya ist nämlich nur ihr Zuhause und nicht gleichzeitig Schule.

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Ganesha

Ganesha

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Bei diesem Spaziergang liefen wir zufällig an einer kleinen Tierhandlung mitten in der Straße vorbei. Ich muss wohl sehr tierbegeistert gewirkt haben und mein Begleiter brachte mich kurzer Hand in den Zoo. Dieser war in einem großen Park angelegt und beherbergte Vögel, Wild, Affen und Raubkatzen. Während des Zoobesuches war ich jedoch sehr, naja doch abgestoßen.  Die Käfige waren alle sehr klein und ungepflegt. Viele der Vögel und Affen wurden auch völlig allein gehalten.  Ich hoffe mein Begleiter deute meine doch verhaltene Anteilnahme nicht falsch. Im Gegenteil, ich freute mich im Grunde genommen sehr über diese Geste, aber ich fand die Umstände einfach nicht so schön anzusehen.

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Zoohandlung am Straßenrand...

Zoohandlung am Straßenrand…

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Da mein Begleiter mich dann noch unbedingt zum Essen „ausführen“ wollte, kam ich dann nach einer Woche Reis auch noch in den Genuss von westlichen Essen.  Der gute alte Freund mit dem gelben M ist nämlich auch sehr stark vertreten. Allerdings merkte man auch hier, dass man in Indien war. Die Bürger waren wesentlich schärfer und eher indisch gewürzt.

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Alles im Allen aber ein sehr schöner Tag für mich. Ich konnte meinem noch recht schweren Alltag im Snehalaya ein wenig entfliehen und naja auch ein wenig ich selbst sein. Im Projekt selbst ist man immer ein Vorbild und man versucht sich „erwachsen“ zu verhalten. Der Ausflug gab mir aber die Möglichkeit, ein wenig Jugendlich zu sein und nach einiger Aufwärmphase konnte ich mit meinem Begleiter ein wenig über meine bisherigen Erfahrungen hier reden. Er hat schon Erfahrung mit Volontären und gab mir das Gefühl nicht fehl am Platz zu sein und dass mein Verhalten und Aktivität im Projekt bisher völlig in Ordnung gewesen waren. Ein Gespräch, was ich glaube ich wirklich brauchte.

 

Liebe Grüße Luise