Nachdem ich nun nach einer unruhigen Nacht im Flugzeug aufwachte, ging es für mich elend weiter. Der Flughafen von Mumbai war nicht so groß, wie der Pariser, aber hatte es dennoch in sich. Es gab 1000 verschiedene Ausgänge und es war zwar alles auf Englisch beschriftet, aber das half mir nichts, da ich sowieso nicht wusste, was ich machen sollte. Nachdem ich nun endlich alle Visa-Stationen durchgangen war, wartete dann auch gleich der nächste Schock. Ich hatte vergeblich gewartet, dass mein Rucksack auf dem Förderband auftauchte. Ein netter junger Mann erklärte dann mir ganz gelassen, dass mein Gepäck noch in Paris sei und sie würden mich schon anrufen, wenn es ankäme. Eine Schätzung über die Dauer dessen, konnte er mir aber nicht sagen. Da stand ich da, mutterseelenallein und dann auch noch dem wenigem beraubt worauf ich mich in Baroda ein bisschen freute.  Ich würde nicht, meine Sachen auspacken und einräumen können und das Geschenk von meinen Freunden öffnen können. Heulend wie ein Schlosshund rannte ich daraufhin in dem Glauben mein Anschlussflieger würde in 10min abfliegen durch den Flughafen. Ihr hättet die Gesichter der Sicherheitsleute sehen sollen.  Schließlich stellte sich jedoch heraus, dass ich die Boardingzeit mit der Abflugzeit verwechselt hatte. Vom Flug selbst kann ich jedoch nicht viel berichten, ich verschlief ihn komplett.

Baroda selber überzeugte mich schnell, eine sehr grüne Stadt, wie es schien und auch Father George der mich abholte, gab mir ein gutes Gefühl. Auch die Jungs im Don Bosco Snehalaya begrüßten mich sehr freundlich.

Nach einer kurzen Ruhepause und einer Besichtigung meines Zimmers, welches zugegeben nicht deutschen Maßstäben entspricht, fuhr ich mit dem ältesten Jungen im Heim in eine Mall, um zumindest zwei T-Shirts und Unterwäsche zu kaufen. Zahnbürste, Seife und Handtücher, hatte meine Vorgängerin gottseidank gebunkert. Ein Eis bei McDoof war auch noch drin. Die Fahrt zu Mall war jedoch sehr aufregend. Den indischen Verkehr hatte ich ja bereits bei meiner Ankunft kennengelernt, und als sehr abenteuerlich empfunden, diesen nur zwei Stunden später auf dem Rücksitz eines Rollers zu durchqueren, strapazierte meine Nerven dann aber doch stark. Es gab mir aber auch weiter Einblicke in das Leben dieser Stadt.

Die Aufmerksamkeit, das Interesse und seine Freundlichkeit konnten mir auch ein wenig die schlechten Gefühle nehmen, obwohl ich immer noch sehr, sehr unsicher bin, angesichts der Aufgaben die mir gestellt werden und die ich mir selbst auftrage. Auch das fehlende Gepäck dämpft noch immer meine Stimmung.

Naja ich werde das schon meistern und morgen wird sicherlich ein weiterer Tag, der mich in meinem Vorhaben bestätigen könnte. Denn ich werde anfangen die ganz kleinen in Englisch unterrichten. Sie schaffen es nämlich mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, denn schon heute haben sie mir bei kurzen, kleinen Gesprächen sehr viel gegeben.

Liebe Grüße Luise

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