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oder eher im neuen Zuhause für 365 Tage

Ich bin wohl doch noch ein kleines Mädchen

Ich bin wohl doch noch ein kleines Mädchen

Jeder Tag beginnt mit dem Aufstehen, man blinzelt in die Sonne, streckt sich und schlägt die Decke zurück. Dabei ist es egal, ob du an jenem Tag zur Arbeit gehst, deine große Liebe triffst oder in ein Abenteuer stürzt. Mir ging es heute Morgen ebenso. Ich schlug die Augen auf, blinzelte in die Sonne und kuschelte mich erst einmal noch tiefer in die Kissen. Diese Ruhe war jedoch schlagartig vorbei, als sich mein Gehirn einschaltete und ich realisierte, dass ich sehr lange nicht mehr in diesem Bett schlafen würde. Heute würde ich in das wohl größte Abenteuer meines Lebens aufbrechen und für ein Jahr nach Indien fliegen. Erfreulicherweise musste ich erst 15:30 in Berlin/ Tegel sein und mir blieb Zeit in Ruhe aufzubrechen und noch einmal einen normalen Samstagmorgen in der Familie zu erleben, kurz einen Kakao zu trinken, die kleine Schwester vom Fußballplatz abzuholen, spät zu frühstücken.

Eine gute Möglichkeit der Aufregung, die sich vor allem im Bauch bemerkbar machte zu entkommen. Leider hielt diese Ruhe nicht lange. Viel zu schnell wurde das Aufbruchszeichen gegeben, viel zu schnell musste ich letzte Kleinigkeiten zusammenpacken, viel zu schnell einem Teil meiner Familie Lebewohl sagen und viel zu schnell meinem Kinderzimmer den aller letzten Blick zuwerfen. Nie wieder würde ich dieses Zimmer sehen, schließlich wird meine Schwester diesen Raum in wenigen Wochen komplett umbauen.

Snacks im Flugzeug

Snacks im Flugzeug

Wie ihr lesen könnt, würde ich lügen, wenn ich schreiben würde, dass ich mich in diesen Momenten auf Indien gefreut hätte. Im Gegenteil. Ich weinte entgegen aller Erwartungen sehr viel. Ich musste meine Familie verabschieden und alleine in ein fernes Land reisen, wo ich niemanden kenne, wo ich nicht weiß, wie es sein wird, ob mir die Menschen sympathisch sein werden, wo Rat in Notsituationen weit weg scheint. In diesen Momenten hat mir ein Mitvolontär sehr gefehlt. Spätestens als ich meine Mum und meine Schwestern am Gate zurückließ und durch die Sicherheitstüren lief, fühlte ich mich sehr allein und vor allem sehr, sehr jung. Dieses Gefühl hat bis jetzt auch nicht nachgelassen, die Routine der Mitpassagiere, die Größe des Pariser Flughafens Charles de Gaulles und die indische Musik die mich im Flieger nach Mumbai empfing schüchterten mich sehr ein. Nicht selten standen mir die Tränen in den Augen und ich wollte einfach nur noch zurück nach Hause.

Aber ich bin diesen Gefühlen standhaft geblieben und ich sitze nun im Flieger nach Mumbai, jetzt, wo es wirklich kein Zurück mehr gibt, hat sich so etwas wie Resignation in mir eingestellt. Mir bleibt nichts Anderes übrig, als mit offenen Herzen und Neugier in Indien zu landen und das Beste aus der Situation zu machen. Auch das Niederschreiben diese r Zeilen tut mir gut.

Es tut mir leid, dass ich euch keinen vor Vorfreude sprühenden Bericht schrieben kann, ich empfinde jegliche Gefühle dieser Art im Moment nicht und lügen war noch nie eine Stärke von mir. Ich bin aber einigermaßen zuversichtlich, dass ich mich schnell an diesen neuen Lebensabschnitt gewöhnen werde und ich diese Reise, als eine sehr gute Entscheidung empfinden werde.

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2 Kommentare

  1. Danke liebes Cousinchen,
    Danke für deine lieben Worte. Mir geht es mittlerweile auch schon besser und ich habe viele der Jungs hier schon in mein Herz geschlossen.

  2. Ivonne

    Hey Luischen,

    ich bin mir sicher, dass sich das komische Gefühl sehr bald legt und du mit deiner offenen Art viele tolle neue Menschen kennen lernst und nächstes Jahr genauso traurig über den Abschied von diesen Leuten berichten wirst. Halt die Ohren steif und dank skype, whatsapp, etc. ist die Familie für einen guten Rat gar nicht so weit entfernt.

    Eine schöne Zeit dir!

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