Lotta in Mumbai

Mein Jahr in Indien

Barfuß zur Christmesse

Weihnachten in Mumbai. 7000 Menschen. Plätzchen. Plätzchen und Plätzchen. Styropor statt Schnee. Medaillen. Plastiktannenbäume. Sonne. Jingle Bells. Erdbeeren. Wichteln. Krasse Kleider. Santa Claus. Shelterfamily. Bunt. Laut. Fröhlich.

Dieses Weihnachten war coolerweise so ganz anders als sonst und musste leider ohne Obstsalat auskommen:

In der gesamten Woche vor Weihnachten war so viel zu tun, dass für Heimweh zum Glück keine Zeit war😋.

Drei Tage lang waren wir auf einem Sportfest für Shelterkinder aus ganz Mumbai und haben unseren Jungs beim Medaillenabräumen zugeschaut. Niemand schlägt Rayesh, Mayesh, Ganesh oder Ganesh beim Sprinten und deswegen hatten wir viel zu jubeln.

Hier haben uns unsere Jungs auch viele ihrer Geschwister vorgestellt. Das war einerseits sehr süß und lustig, weil man so viele bekannte Eigenschaften und Gesichtsausdrücke gesehen hat. Dennoch sind ganze Familien auf verschiedene Kinderheime aufgeteilt – das gibt einem zu denken.

Lotta als erfolgreiche Schubkarre

Am 22. hat dann die Weihnachtsparty mit den Kindern aus dem Oratorium stattgefunden. Seit ungefähr 6 Wochen kommen jeden Sonntag Straßenkinder zum Spielen in den Shelter, während unsere Jungs vor dem Provincial House Fußball spielen. Diese Kinder leben nicht alleine auf der Straße, sondern mit ihren gesamten Familien. So eine Armut hat man noch nicht gesehen, aber darüber werde ich vielleicht wann anders schreiben.

Die Kinder waren schrecklich aufgeregt und es wurde ohne Ende getanzt. Neben Santa Claus und Luftballons überall war mein Highlight das Schubkarrenrennen, wo Anna-Lu und ich alle abgezockt haben💪🏼😂.

In der Weihnachtsbäckerei

Am 23. haben Anna-Lu und ich für die Fathers im Provincial House, die Fathers und Mitarbeiter im Shelter und für alle Jungs Plätzchen gebacken. Das sind so um die 80 Menschen und dementsprechend gigantisch waren die Teigmassen, die wir verwendet haben. Rund 5 Kilo Mehl, 3 Kilo Zucker, 26 Eier, 1,5 Kilo Schokolade usw. mussten dran glauben.

Kleiner Zwischenstand😋😋

Hier haben wir ein enges Band mit dem Küchenteam geknüpft, weil sie uns unter anderem geholfen haben, die gefrorene Blockschokolade mit einem Schürhaken zu zerkloppen; die Messer hatten alle versagt. Sowas verbindet, glaubt’s mir.

Unsere Backaktion hat auch wirklich (mit Pausen allerdings) von morgens um 10 bis nachts um 12 gedauert, weil der Ofen nicht richtig schließt und man nur 2 Bleche aufeinmal backen kann. Das hat bei mir anscheinend großen Eindruck hinterlassen, denn ich habe noch die ganze Nacht von Keksen geträumt🍪.

Es hat sich aber wirklich gelohnt und war ein voller Erfolg! Alle haben sich richtig gefreut und wir mussten schon ein paar Rezepte und Ausstechformen weitergegeben😋. Wenn es also demnächst eine große Schwarz-Weiß-Gebäck-Bewegung in Indien gibt: das waren wir!

Heiligabend

Fängt an mit der Mitarbeiterparty morgens, die zum Großteil aus Rentiersuche, Wichtelgeschenken, Essen (🍕🍕), Fotos machen und der Weihnachtsgeschichte auf Hindi besteht.

Wichteln ist sehr beliebt im Shelter – läuft aber ein bisschen anders ab, als man es vielleicht kennt. Jeder sagt jedem, wen er gezogen hat und am Ende kauft man sich selbst ein Geschenk. Vollkommen stressfrei und ziemlich genial, weil jeder zu 100% das bekommt, was er möchte🎉.

Vorher wurden noch eifrig Haare geflochten, Schmuck ausgetauscht und alle haben sich begeistert durch Anna-Lus Make-up probiert und dann gemerkt, dass es etwas zu hell für sie ist.

Wir haben alle Kleider getragen, die extra für uns aus alten Sarees geschneidert wurden (ich hab mich schon wie eine Prinzessin gefühlt👑). Anna-Lu meinte, das sind unsere Hochzeitskleider, weil wir Indien heiraten🇮🇳💒.

Am Abend kam dann die Party mit den Jungs, wo wir zusammen mit Father Rudolf „Rudolf the red nosed reindeer“ gesungen haben. Es wurden mehrere Krippenspiele aufgeführt (niemand hat „Ach, ich kann nicht mehr“ gesungen, dafür hat eine täuschend echte Geburt für Gänsehaut gesorgt…).

Außerdem kam der Bollywood Schauspieler Boman Iran. Das war glaub ich das Jahreshighlight von jedem (außer uns, weil wir zur Bestürzung aller noch nie von ihm gehört hatten), über Fathers bis natürlich zu den Jungs. Die 70.000 Bilder und Videos werden nämlich bis heute noch gepostet📸.

Ich muss euch allerdings enttäuschen: ein Ex-Shelterboy hat sich vorgedrängelt und deswegen konnten wir nicht den Weihnachtsmann spielen. „Ho Ho Ho!“ haben wir trotzdem oft gesagt, das konnte mir keiner nehmen🎅.

Barfuß zur Christmesse

Sooo, zieht euch warm an Kinder, hier kommt er. Mein großer Moment, nach dem dieser Blog benannt ist:

Ich war barfuß im Weihnachtsgottesdienst👣!!!

Das kam jetzt wirklich überraschend, ich weiß. Weihnachten bei 30°C ist eben anders als bei -2°C und man muss sich schließlich dementsprechend anpassen😋☀️.

Zusammen mit ca. 7000 Menschen wurde der Gottesdienst gefeiert, draußen, zwischen Millionen Lichterketten. Allein das Abendmahl hat über 20min gedauert, obwohl um die 15 Priester anwesend waren. Trotz der Menschenmenge war alles überraschend friedlich und richtig feierlich🕯️.

Bevor alle Menschen da waren

Später haben wir noch mit unseren Familien geskyped und sind gegen halb vier Uhr nachts glücklich ins Bett gefallen💤❤️.

Kaum vorstellbar, dass ich in einem Jahr wieder ganz normal zu Hause feiern soll. Mal gucken, wenn mir alles zu deutsch wird, ziehe ich einfach meine Stiefel aus und gehe barfuß.

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  1. Lou,
    Das klingt nach echt spannenden Erfahrungen! Es ist schön,mit zu bekommen,wie denn all die anderen Volos Weihnachten gefeiert haben(auch webn das jetzt schon was her ist …;)), danke fües Teilen dieser Erfahrungen! Ah,btw:dein Kleid sieht ja mal hammer aus!
    Rike

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