Hey, hier bin ich wieder!

Wollt ihr wissen, was man macht, wenn nachts ungebetene Gäste unterm Bett hervorkriechen? Wenn man plötzlich Punkte ins Gesicht gemalt bekommt? Oder wann der perfekte Zeitpunkt ist „let me love you“ von Justin Bieber zu singen (manche meinen vielleicht der kommt nie, aber da habt ihr euch geirrt!)?

Die letzten 4 Tage sind wir mit Father Rolvin durch Maharashtra gereist, dem Bundesstaat, in dem wir leben. Maharashtra ist einfach riesig und mit einer Grundfläche von 307.713 km² fast so groß wie Deutschland.

Auf nach Puna!

Eine weitere große Stadt, aber man sieht deutlich mehr vom Himmel ohne die ganzen Hochhäuser Mumbais. Zuerst eine große Veranstaltung der Schule, neben der wir gewohnt haben, ein Bibelquiz für die Schüler und eine Messe: das Ganze nennt sich „Faith Dhamaka“.

Bei der Siegerehrung wurden Anna-Lu und ich dann plötzlich auf die Bühne geholt, um Geschenke zu verteilen. So ist das, im einen Moment träumt man im Schatten gemütlich vor sich hin, im nächsten Moment überreicht man angestrengt lächelnd vor ca. 80 Menschen Preise.

Nachmittags haben wir dann den Aga Khan Palace besucht, der Ort wo die Asche Gandhis begraben liegt und an dem er zwei Jahre gefangen war. Die sonst überbordende Gastfreundschaft der Inder hört allerdings bei den Eintrittspreisen wieder auf: Inder bezahlen 30 Rupien und Ausländer 300-600.

Trotz der Idylle dieses Ortes war etwas faul. Ich konnte es erst gar nicht benennen, bis auf dieses komische Gefühl in den Ohren. Anna-Lu hat es schließlich super zusammengefasst: „Es ist so ruhig hier oder?“

Ja, meine Güte, Stille. Was ist das bitte und macht das es aufhört, das ist ja gruselig! Nach mehr als zwei Monaten konstantem Hupen, Kindergeschrei, Bellen, Vogelgekrächze, fremdartigen Gesängen und Basketbällen ist es mehr als ungewohnt von Stille umgeben zu sein.

Weiter nach Auragabad!

… und zu den Ellora Caves. Die Elora Caves sind UNESCO Weltkulturerbe und wurden vor Ewigkeiten von buddhistischen Mönchen von oben (!) in riesige Felsen gegraben. Es gibt alles was das Herz begehrt: unzählige Tempel, Bilder von verschiedensten Göttern, Steinstatuen und Streifenhörnchen.

Alle Menschen wollen Selfies mit uns machen, also haben wir den Spieß einfach mal umgedreht und fremde Menschen gefragt ob sie ein Bild mit uns machen: diese Jungs sahen aber auch einfach super cool aus und haben direkt stolz ihren Eltern erzählt (die uns anschließend ebenfalls um ein Selfie gebeten haben).

Außerdem: eins der sieben Weltwunder. Der wunderbare Taj Mahal. Na, gut nicht ganz, aaabber wir haben die einzige Kopie davon gesehen. Diese Kopie entstand, weil die Frau des reichen Erbauers den kilometerweit entfernten echten Taj Mahal sehen wollte. Ihr Mann ließ kurzerhand eine wunderschöne Kopie errichten, die seine Frau von ihrem Fenster aus bewundern konnte.

Angekommen in Ahmednagar

Hier reisten wir nachts nach unserem Aurangabad-Tag an. Es ist wunderschön. Außerdem mit 20°C fast kalt (und wenn man einatmet, meint man überhaupt nicht zu ersticken). Ziemlich müde, aber schrecklich glücklich von dem schönen Tag, wollten wir nur schnell schlafen.

Unsere Mitbewohnerin nicht.

Also was macht man, wenn eine armlange Schlange unterm Bett hervorkriecht? Sich wie bei Feuer-Wasser-Blitz auf etwas Erhöhtes retten. Schlangen kommen ja schließlich keine Wände hoch oder? Wir haben dann nochmal den Father angerufen, weil man hier ja nicht weiß, ob die Schlange auf einmal beschließt, uns im Schlaf umzubringen. 3 Salesianer später, wussten wir, dass es durchaus möglich gewesen wäre. Unsere Freundin war aber zum Glück ungefährlich (kam aber sehr wohl Wände hoch…).

Am nächsten Tag haben wir Dörfer in der Umgebung besucht, die nur über sehr sehr sehr holprige Straßen erreichbar waren und vollständig von Natur umgeben sind. Hier gibt es kaum Strom, Toiletten und fließendes Wasser schon gar nicht.

Stattdessen sind da Ochsenkarren, die Ernte hinter sich her ziehen, Ziegenhirten, Unmengen kleiner Zwiebelfelder. Kurzum, es sind Dörfer, die es in Deutschland in der Einfachheit gefühlt vor 200 Jahren das letzte Mal gegeben hat.

Aber das ist nicht alles: Es gibt mittlerweile Biogasanlagen statt Lagerfeuer, für die die Frauen Unmengen Holz heranschaffen müssten. Außerdem Stauseen und Wassergräben, die Regen auffangen sollen. Da sind Hilfe-zur-Selbsthilfe-Gruppen für Frauen, Englischlern-Camps, Vorträge über Gesundheit und Vorsorge, Baumpflanzaktionen, Lehrgänge über umweltfreundliche Landwirtschaft und Katastrophenhilfe.

Und das alles nur aufgrund der Salesianer. Hier in den Dörfern wird richtig Entwicklungshilfe geleistet, die die Regierung nicht erfüllt.

Und ich mitten drin!

Zwischen Bindis (die berühmten Punkte im Gesicht), Chai, Obstplantagen und sehr über unseren Besuch aufgeregten Dorfbewohnern, die uns traditionell begrüßt haben. Auch ein Stück auf einem Ochsenkarren durften wir fahren!

Ein wenig getrübt wurde meine Freude von dem Gedanken, womit ich es eigentlich verdient habe, wie ein Ehrengast behandelt zu werden. Wir haben für diese Menschen ja überhaupt nichts getan. Wahrscheinlich muss man einfach dankbar sein (und das bin ich!).

Nachmittags durften wir die Ziegen- und Hühnerfarm der Don Bosco Einrichtung besuchen. Es gab unglaublich viele Ziegenbabys und Küken, so ungefähr stelle ich mir den Himmel vor. Brother Vincent hat meine Begeisterung überraschenderweise schnell bemerkt (stellt euch eine herumhüpfende Lotta vor, die jede Ziege streicheln will und nicht aufhören kann zu strahlen) und mir plötzlich eine der winzigen Ziegen auf den Arm gegeben. Wirklich, das war einer der besten Momente in meinem Leben.

Abends waren wir dann noch bei Freunden von Father Rolvin essen. Dieses Abendessen hat sich übrigens als der perfekte Moment entpuppt „let me love you“ zu singen. Wenn man das einmal mit Menschen gesungen hat, spürt man wahrscheinlich ein Leben lang eine tiefe Verbundenheit zueinander.

Als Zeichen dieser tiefen Verbundenheit haben wir jetzt auch unsere ersten indischen Instagram-Follower.

Am nächsten Tag sind wir dann leider auch schon wieder gefahren, aber Ahmednagar werde ich nochmal besuchen!