Leben in einer anderen Kultur
Was heißt es eigentlichen, in einer anderen Kultur zu leben?

Trockene Landschaften, Krankheiten, Hunger und Armut. Das ist wohl das Bild, welches die meisten von Afrika haben. Und auch meine Vorstellung war nicht viel anders. Denn schließlich wird man in der Vorbereitung vor den einzelnen Krankheiten gewarnt, muss unzählige Impfungen machen, spricht über den Bild des Weißen und welchen Eindruck wir hinterlassen. Dass es auch eine andere Seite gibt und dass die Globalisierung auch hier angekommen ist, begreift man erst wirklich, wenn man es mit eigenen Augen sieht.

Mobilfunknetze, fließend Wasser und Strom gibt es hier in jeder Stadt und auch hier gehen Traditionen in den Städten langsam verloren.  Einige findet man nur noch  in den traditionellen, armen Dörfern im Busch, wo auch das Bild, welches wir von Afrika haben, noch eher zutreffen kann.

Dass unzählige Autos das Stadtbild prägen, überall Coca Cola Produkte getrunken werden und fast jeder in Sambia ein Handy (zugegeben nicht die richtig teuren) mit sich rumträgt, passte anfangs nicht so ganz zu meiner Vorstellung von Afrika und daran musste ich mich erstmal gewöhnen.

 

Hier in Sambia, in Lusaka, lebe ich in einem abgegrenzten Projekt, weshalb ich leider nicht so viel von der sambischen Kultur mitbekomme, wie ich es gerne würde. Deshalb kann ich euch nur einen kleinen Eindruck der Sambischen Kultur geben.

 

Also wie ist die Sambische Kultur?

Wie in vielen Kulturen speilt auch in der Sambischen Kultur die Musik eine große Rolle. Kein Fest wird ohne die traditionellen Trommeln, dem Singen und Tanzen gefeiert. Kaum ertönt der erste Ton, springen die Menschen auf und fangen richtig an zu tanzen. Ich habe selten so viele gute Tänzer auf einem Haufen gesehen wie hier. Auch bei Schulfesten springen alle Kinder begeistert durch die Gegend. Wichtig und viel gehört wird die traditionelle Musik. Die Charts oder internationale Musik ist hier zwar bekannt, hält sich jedoch mehr im Hintergrund. Bei vielen Zeremonien und Feiern werden die Lieder mit viel unterschiedlichen Trommeln begleitet. Auch unsere Mädels trommeln beim täglichen Rosenkranzbeten.

In Sambia ernährt sich die Bevölkerung, so wie in vielen afrikanischen Ländern, von Nchima (Maisbrei). Er wird mit der rechten Hand gegessen, erst wird ein Bällchen geformt, ein wenig platt gedrückt und dann mit den Beilagen aufgenommen und verzehrt.  Die Beilagen sind überall sehr unterschiedlichen. Hier in der City of Hope erhalten die Mädchen den Maisbrei mit Gemüse, Bohnen oder Kohl und dazu gibt es etwas Fleisch, wie Hähnchen, Ziege oder Schwein, oder Kapenta, das sind ganz kleine Fisch die mit Flossen, Augen und allem was dran ist gegessen werden.

Sambia braut auch eigenes Bier an wie z. B. das Mosi, was man überall kaufen kann. Weitere sambische Biere sind Eagle, Zambezi Lager und Rhino Lager.

Offiziell sollte man als Tourist das Leitungswasser nicht trinken. In Lusaka ist das Wasser aber relativ gut und seit einigen Monaten trinke ich es auch ohne es vorher abzukochen.  Wie schon erwähnt werden  hier auch viele Softdrinks getrunken, wie Coca Cola, Sprite und Fanta.

Die Religion spielt hier für die Menschen eine große Rolle und wird viel stärker praktiziert als in vielen Teilen Deutschlands.  Der Größte Teil der sambischen Bevölkerung sind Christen (habe ich mir so erzählen lassen).  Hier in Lusaka trifft man auf viele Katholiken und auch die CoH-Schule ist katholisch. Auch im Projekt sind die Religion und der Glaube stark verankert.  In der Schule wird vor und nach dem Unterricht gebetet und auch jede Mahlzeit beginnt mit einem Gebet. Das liegt natürlich auch daran, dass das Projekt von Ordensschwestern geleitet wird. Aber auch in der Stadt oder außerhalb des Projektes spürt man, dass den Menschen ihr glaube sehr wichtig ist.

In Sambia werden ca. 70 verschiedene Sprachen gesprochen. Die wichtigsten oder am meisten verbreiteten Sprachen sind das Bemba in der Region Copperbelt und das Nyanja/Chewa in der Gegend Lusaka. In der CoH-Schule wird auch Nyanja unterrichtet, aber es haben vielen Kinder große Schwierigkeiten damit. Sogar mehr als mit Englisch. Englisch ist die Amtssprache in Sambia, welche in den Schulen, im Fernsehen oder Radio und in den öffentlichen Ämtern gesprochen wird. Hier in der Hauptstadt sprechen die Menschen sehr gut Englisch, fährt man jedoch in ländlichere Regionen, wird es nur vereinzelt gesprochen. Die Mädchen hier im Projekt sprechen alle fließend Englisch und auch die Kinder in der Schule, aber das müssen sie auch, denn es wird alles auf Englisch unterrichtet. Ab der dritten Klasse wird es untersagt,  im Unterricht den Lehrer auf Nyanja zu antworten, was natürlich trotzdem öfters passiert.

 

In einer anderen Kultur zu leben, heißt in erster Linie nicht, die Kultur selber kennen zu lernen, das Essen, die Feste, die Kleidung, die Verhaltensweisen und ähnliches, sondern vor allem sich selber kennen zu lernen. Ich konnte mich in den letzten Monaten selber von ganz vielen unterschiedlichen Seiten neu und anders kennen lernen.

Wie reagiere ich, wenn ich vor unerwarteten Herausforderungen stehe? Wie gehe ich in unangenehme Gespräche rein? Wie kämpfe ich mich alleine aus einem Tief wieder raus?

Bestrafungsmethoden in den Klassen

Ich habe gemerkt, dass ich in einigen Situationen nicht so gehandelt habe, wie ich es von mir gedacht oder erwartet hatte. In einigen Situationen habe ich nicht so gut reagiert oder gehandelt wie ich es von mir gewünscht hätte. Das sind dann die Momente in denen ich von mir selber enttäuscht bin und an mir selber  und an meiner Arbeit zweifle. Aber ich konnte und kann daraus lernen und an den Erfahrungen reifen. Ich musste mir klar machen, dass es dazu gehört Fehler zu machen und sich auch mal schwächen eingestehen.

Auf der anderen Seite gab es Momente, mit denen ich besser umgegangen bin als gedacht. Zum Beispiel bin ich davon ausgegangen, dass die Wochen, in denen ich hier die einzige Freiwillige im Projekt bin, verdammt schwer werden für mich. Ich dachte, dass mir zu Hause die Decke auf den Kopf fällt und ich mich oft sehr einsam und alleine fühlen würde. Ab und zu gab es natürlich auch so einen Tag und die wahren definitiv nicht schön, aber im großen und ganzen kam ich besser zurecht, als ich es gedacht hätte. Ich habe irgendwie einen Weg gefunden, alleine durch diese Zeit zu kommen. Ich verbrachte mehr Zeit mit den Mädchen aus dem GART und nutzte die Zeit in der ich alleine war meistens produktiv.

Definitiv ist das Leben in einer anderen Kultur nicht immer leicht, aber es macht Spaß einen Blick hinter den Vorhang zu werfen und in die andere neue Welt einzutauchen. Es macht Spaß, die Perspektive zu wechseln und das was man hier sieht und erlebt mal mit anderen Augen zu betrachten. Und vor allem macht es Spaß, die neuen Seiten an sich zu entdecken und sich mit ihnen auseinander zu setzen.

 

In einer anderen Kultur zu leben heißt, sich selber und seine Bedürfnisse zurücknehmen, es heißt mit wachen (Augen) Sinnen durch die Straßen zu laufen und alles Neue und Fremde aufzunehmen. Es heißt, den Menschen zuzuhören und von ihnen und ihren Erfahrungen und Erlebnissen zu lernen. Es heißt auch mal Situationen und Ereignisse zu hinterfragen, um den Sinn dahinter zu verstehen. In einer anderen Kultur zu leben heißt aufzupassen, zu lernen und zu begreifen. Es bedeutet aber auch, seine eigenen Erfahrungen mit den Menschen zu teilen und sich darüber auszutauschen.

Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen

Guy de Maupassant

In diesem Sinne, geht in die Welt hinaus und begnet neuen Menschen und euch selbst.

Schöne Grüße

Eure Laura