Ihr Lieben,

nachdem ich mich nun schon eine ganze Zeit lang nicht mehr gemeldet habe, gibt es nun endlich wieder einen Bericht. Und diesmal tatsächlich hier aus unserem Projekt in Quebrada Honda!

Am 20. Oktober sind Anna und ich vom Flughafen in Lima in Richtung Cusco gestartet. Nach einer guten Stunde Flugzeit haben wir dann Cusco erreicht und direkt nach dem Aussteigen wurde uns bewusst, dass wir uns auf 4000 Metern Höhe befinden. Denn das Atmen fiel uns schwerer und allein nach der kurzen Strecke aus dem Flughafen zu einem Motortaxi waren wir ziemlich erschöpft:)…

Abgeholt wurden wir dann von einer sehr lieben Mitarbeiterin aus einem Don Bosco Haus, einem Internat, in Calca, einem Dorf, dass ca. eine Stunde Autofahrt von Cusco entfernt ist. In Calca angekommen wurden wir sehr lieb von einem Ehepaar begrüßt, das das dortige Internat leitet. In Calca verbrachten wir dann 2 Tage und bekamen Einblick in das Leben der 25 Jungen, die dort im Internat leben. Und wir konnten auch zwei polnische Freiwillige kennenlernen, Martha und Kasha, mit denen wir uns sehr gut verstanden haben und die uns auch auf Englisch viel von ihren Erfahrungen und der Arbeit mit den Jungs erzählt haben. Das war sehr schön und vielleicht schaffen wir es ja sogar, irgendwann noch einmal etwas mit den beiden zu unternehmen…

Geplant war dann eigentlich, dass wir am Montag Nachmittag nach Quebrada aufbrechen, spontan ging es dann doch schon gegen 12 Uhr mittags los-zum Glück hatten wir schon fertig gepackt. Und zum Glück sind wir mittlerweile daran gewöhnt, dass Uhrzeiten meistens nur so mas o menos, also mehr oder weniger wichtig sind;)….

Nach einer 5-stündigen Fahrt in einem Kleinbus erreichten wir dann gegen Abend endlich Quebrada Honda. Unser Weg hatte uns vorher mitten durch die Anden geführt. Durch eine wunderschöne Landschaft, vorbei an Steinhäusern auf fast 4000 Metern Höhe, in denen in all der Abgeschiedenheit Menschen lebten und vorbei an ganz vielen Lamas. Da es an einer Stelle Straßenarbeiten gab machte unsere kleine Reisegruppe unfreiwillig eine Stunde Pause auf ungefähr 4000 Metern Höhe und so konnten Anna und ich aussteigen und die Lamas beobachten und den Blick über diese einmalige und wunderschöne Landschaft genießen. Ich finde nicht genug Worte, um diese Schönheit zu beschreiben…

Und dann kamen wir endlich in Quebrada an.Als dann unser Gepäck abgeladen war kamen sofort Mädchen aus dem Haus geströmt, die uns unsere Taschen und Koffer abnahmen. Als wir dann in den Innenhof traten begannen alle Mädchen auf Spanisch ein Willkommenslied zu singen und begrüßten uns sehr lieb. An diesem Abend gab es dann nur noch Abendessen und wir durften unser gemeinsames Zimmer beziehen, das aus zwei Betten, einem Schrank, einem Regal und einem kleinen Bad mit Dusche besteht und das inzwischen durch viele Fotos und unserem Einrichten sehr wohnlich und schön geworden ist.

Mittlerweile sind wir nun schon fast 3 Wochen hier und haben uns eingelebt. Und auch mit den Mädchen bricht das Eis langsam. Am Anfang noch sehr schüchtern und zurückhaltend kommen sie jetzt oft um in die Arme genommen zu werden oder sich einfach mit uns zu unterhalten.

Aber am besten beginne ich mal mit einigen allgemeinen Infromationen:

Hier im Internat leben 43 Mädchen im Alter von 9-17 Jahren, die aus verschiedenen Gründen hier sind. Einer der Hauptgründe ist wohl der, dass die Wege hier sehr weit sind und viele der Kinder aus weit entfernten Dörfern oder Städten kommen und ansonsten sehr weite Schulwege hätten. Zum Anderen ist es für die Eltern eine Möglichkeit ihre Kinder gut versorgt zu wissen, während sie arbeiten gehen können. Die Mädchen sind also nicht unbedingt aus armen Verhältnissen, sie haben genug zum Anziehnen und auch ein bisschen Taschengeld. Materiell gesehen fehlt es ihnen also an nichts. Aber emotional fehlt vielen von ihnen etwas. Die Entfernung zu den Eltern macht es sehr schwer und wir merken, wie wichtig es ist, für die Mädchen da zu sein. Zeit für sie zu haben.

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Mädchen durch ihren Tag zu begleiten. Um euch unsere Aufgaben hier zu zeigen, folgt an dieser Stelle einfach mal ein Tagesablauf…

    1. 4.30 Uhr- Aufstehen für Anna und mich. Duschen. Anziehen.

      5.00 Uhr- Kinder wecken und dann aufpassen, dass sie auch aufstehen, duschen

      und ihre Betten machen:)…

      5.30 Uhr- Glocke läuten zum Oficio. Das ist eine Zeit, in der die Kinder Arbeiten

hier im Haus erledigen müssen. Jedes Mädchen hat seine Aufgabe

und so strömen sie alle in verschieden Richtungen. Räumen den

Hausaufgabenraum aus, Fegen, Wischen und füttern die Tiere…

6.00 Uhr- Frühstück für die Kinder. In der Zeit, in der sie essen bereiten wir

unser Frühstück vor. Danach warten wir dann unten im Hof auf die

Mädchen…

6.45 Uhr- …verabschieden wir die Mädchen, die einen Ort weiter in Monte Salvado

zur Schule gehen. Danach bringen wir dann die Mädchen, die hier in Quebrada zur Schule gehen, dorthin.

8.00 Uhr- Frühstück mit den Schwestern und den 2 Zahnärzten, die zur Zeit hier

arbeiten.

Den Rest des Vormittags haben Aanna und ich dann verschiedene Aufgaben, die hier im Haus so anfallen. Plakate malen, Schränke reparieren, Büroarbeit…Damit ist der Vormittag meistens gut gefüllt. Und manchmal bleibt auch noch Zeit für uns, in der wir Wäsche waschen können(per Hand übrigens:)), Briefe oder Tagebuch schreiben können oder einfach noch ein bisschen Zeit zum Schlafen haben, die wir auch brauchen. Denn auch wenn ich jede Nacht 7 Stunden schlafe bin ich doch irgendwie dauermüde, was vielleicht auch daran liegt, dass es hier ganztägig sehr warm ist, durchschnittlich so 25 Grad. Wenn die Sonne sich dann rauswagt wird es noch viel wärmer und Anna und ich haben beide schon unseren ersten Sonnenbrand hinter uns…

13.30 Uhr- Mittagessen für uns, danach kommen dann auch schon die Mädels aus der Schule wieder.

14.30 Uhr- Mittagessen der Mädchen

15.00 Uhr- eine viertel Stunde Gartenarbeit mit den Mädchen machen. Dabei müssen sie im Garten mit unseren Mango- und Apfelsinenbäumen Unkraut zupfen und halt all das machen, was in einem Garten so an Arbeit anfällt.

15.30 Uhr- haben die Kinder dann eine halbe Stunde Zeit zum Spielen. Das ist

auch fast die einzige Zeit, die wir mit ihnen haben, um mal mit ihnen spielen zu können. Das ist eine Sache, die ein bisschen traurig ist. Dass der Tag so straff durchorganisiert ist, dass den Kindern wenig Zeit zum Spielen bleibt und wir somit sehr wenig Zeit mit den Mädels haben, in der wir mal nicht die sind, die aufpassen und sie daran erinnern auch alle Regeln einzuhalten. In dieser Zeit spielen wir dann mit ihnen Volleyball oder Yajes(besteht aus einem Flummi und kleinen Plastiksternchen)-ein Spiel, das die Kinder fast ausschließlich und in jeder freien Minute spielen.

16.00 Uhr- Duschzeit…wenn denn Wasser da ist. Wir haben es hier oft, dass ab Mittag der Strom ausfällt und wir kein Waaer haben. Das hört sich wahrscheinlich schlimmer an, als es ist. Denn für deise Fälle steht immer noch Wasser zum Kochen breit und Abendessen gibt es dann halt bei Kerzenlicht. Nur Hausaufgaben machen am Abend haut dann nicht mehr hin…worum die Mädchen aber auch ncinht unbedingt böse sind:)…

    1. 16.30 Uhr- Beginn der Estudio-Zeit, also der Hausaufgabenzeit. In dieser Zeit liegt unsere Aufgabe darin, im Raum für Ruhe zu sorgen und den Mädels bei ihren Hausaufgaben zu helfen. Das ist vor allen in Mathe und Englisch sehr nötig. Mit Mathe ist Anna eindeutig besser dabei als ich und so übernimmt sie meist diesen Part und ich kümmere mich um Englisch. An sich kann man aber sagen, dass wir mit Mathe immer wieder an unsere Grenzen stoßen, weil sich uns das peruanische System der Lösungswege nicht immer ganz erschließen will…aber wir können oft helfen und das ist schön.

18.00 Uhr- Abendessen für die Mädels. Danach gegen 19 Uhr gehen wir zur Messe in die Kirche. Diese Messen sind meistens sehr schön und ich mag es so sehr, wenn die Mädels all die schönen Lieder singen und höre auch gerne die Predigten an-einer der Padres, die hier Gottesdienste halten, macht wirklich tolle Predigten, die sehr ansprechend für die Mädels sind und auch für mich. Wenn wir nicht zur Messe gehen, dann beten wir hier im Haus noch mit allen Kindern einen Rosenkranz.

20.00 Uhr- noch einmal eine Stunde Estudio-Zeit, während der wir dann Abendbrot essen.

21.00 Uhr- Schlafenszeit für die Kinder. Anna und ich schreiben dann meist noch in unserem Zimmer Tagebuch und gehen dann auch bald rüber in die Schlafsäle der Mädchen. Anna schläft im Schlafsaal der menores, der jüngeren Mädchen, ich in dem der majores, der älteren. Und so gehen unsere Tage vorüber…

Wir sind zwar oft erschöpft und müde, aber es ist eine schöne Sache hier zu sein und es fühlt sich richtig an. Weil wir merken, wie sehr die Mädchen es einfach brauchen, dass jemand für sie da ist. Wie schön es für sie ist, einfach erzählen zu dürfen(auch wenn wir meist nur einen Bruchteil verstehen) und einfach mal in die Arme genommen zu werden.

Und sie fragen uns viel über Deutschland, wollen mit uns Deutsch lernen(und auch Englisch) und können mittlerweile schon „isch liebe disch“ sagen, was sie unbedingt wissen wollten:)….

Was ich aber auch erzählen möchte ist, dass wir hier auch auf Probleme stoßen. Probleme haben wir zum Beispiel mit den beiden Schwestern, die das Internat leiten. Ihre Art, in der sie mit den Kindern umgehen, ist für uns nur schwer und oft gar nicht zu verstehen. Es funktioniert viel über das „Du bist schlecht-bessere dich- Prinzip“ und gelobt wird so gut wie gar nicht. Es ist auch schwer, weil es so scheint, als ob die Schwestern uns manchmal einfach nicht verstehen wollen. Weil sie einfach nicht richtig mit uns zusammenarbeiten können, uns keine klaren Aufgaben geben können. Das macht es in einigen Sachen nicht leicht, aber wir versuchen das irgendwie erstmal hinzunehmen, denn nach 3 Wochen lässt sich da noch nciht viel dran rütteln. Allgemein gehört es hier anscheinend in die Kultur, dass man zu den Leuten, denne man unterstellt ist, um jeden Preis höflich ist und erstmal kuscht. Das Gute ist, das wir zu zweit sind, die Dinge besprechen können und das somit nicht alles mit uns alleine ausmachen müssen…

Im Anhang nur sehr wenige Fotos, da das Hochladen sehr lange dauert, weil unser Internet ziemlich langsam ist…aber für die ersten Eindrücke reichen sie hoffentlich.

Ich möchte sehr gerne bald mehr erzählen, denn es passiert so viel, was erzählt werden könnte. Auch wenn wir nicht viel freie Zeit haben werde ich mich ganz sicher bald wieder melden.

Ich danke euch allen für eure lieben Nachrichten, dafür, dass ihr an uns denkt und betet. Danke dafür-es ist so schön von euch zu hören und auch euch erzählen zu dürfen.

Bis bald.

eure Laura

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Einfach mal ein paar Fotos…

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Uno, dos y tres…

  1. Das Känguru

    Wo sind sie denn, die Fotos?
    Grüße vom Beuteltier.

  2. MrWordPress

    die hat das teutelbier geklaut….

  3. MrWordPress

    erstaunlicherweise, und wider der natur eines solchen beuteltieres kam es zurück und hat die fotos rausgerückt

    • Sarah

      vielleicht ist ihm ja aufgefallen, dass fotos keine aschenbecher sind 🙂

      • Das Känguru

        Nur LÜGEN! Dass hier aber auch immer wieder behauptet wird, dass ich ständig Sachen mitgehen lasse. Oder palettenweise Schnapspralinen fresse.
        Das ist so unverschämt, dass mir ja glatt ein Klaus über die Leber läuft…

        • Der Kleinkünstler

          stumm deute ich auf die leere packung schnapspralinen neben der schlafstelle des kängurus und öffne danach den schrank in dem sich unzählige aschenbecher zu bedrohlich hohen türmen stapeln.
          die geschichten haben sich alle genau so ereignet wie ich sie erzählt habe.

          PS: eine laus, kein klaus…

          • Der Kleinkünstler

            immerhin werden meine kommentare freigeschaltet…

  4. Das Känguru

    Na, immerhin bin ich kein Kleinkünstler.

  5. Das Känguru

    Ich lege hiermit offiziell Beschwerde ein!
    Jeder kriegt hier seine Kommentare freigeschaltet. Es ist nicht einzusehen, dass ich, nur weil ich ein Känguru bin, hier keine Kommentare freigeschaltet kriege.
    Beziehungsweise nur deutlich verspätet.

    edit: die beschwerde und der damit verbundene, wenn auch nicht als solcher formulierter, antrag auf änderung wurde abgelehnt !

    • ich muss an dieser stellle einfach mal was sagen: einer der hier anwesenden kommentierenden hat neben mir die macht kommentare freizuschalten. das erklärt vielleicht einiges:)

      • Der Künstler

        vielleicht ja du selbst ?!
        naja,jeder wie er´s kann…wenn ihr versteht was ich meine….

  6. Sam

    Und du hast nicht das Bad geputzt!

  7. Sarah

    Und du kaufst nie ein!

  8. Der Künstler

    DU kaufst nie ein ! und du frisst palettenweise schnapspralinen. und ausserdem hast du mein jojo kaputt gemacht…

  9. Fußnote zu Künstler

    Kleinkünstler.
    Anmerkung des Kängurus

  10. Der Künstler

    äähhhhhhhhhhhh……nein?
    und sowieso, du kaufst nie ein….!

  11. Papa Wulf

    Hallo Laura,

    nur einen kurzen Gruß aus Nordhausen in der Vorweihnachtszeit, damit Du weißt, dass ich Deine Berichte regelmäßig lese und ab und an Dich denke und für Dich bete.

    Feliz Navidad!

    Papa Wulf

  12. Lieber Papa Wulf.
    auch dir wünsche ich noch ganz gesegnete Weihnachtstage.
    Danke für alles.
    Ich denke ganz viel an euch alle in Nordhausen und freue mich schon so sehr euch im nächsten Jahr nach eurem Camp alle wiederzusehen.
    Feliz Navidad!

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