Ich hab ja noch Zeit. Das habe ich mir bei so vielen Dingen gedacht. Mehr Bemba lernen, mehr mit den Kids tanzen, den tuck shop richtig zum laufen zu bringen, eine Frauengruppe aufbauen, einen Song mit einem Freund aufnehmen, wirklich etwas im Oratory verändern. Etwas anstoßen.
An Ideen mangelte es mir wahrhaftig nie. Ich hätte mindestens einen 35 Stunden Tag gebraucht um all meine Ideen umzusetzen. Greggy lachte gern mal wenn er mich wieder mit einem Father über neue Ideen sprechen hörte.

Doch dann kam plötzlich die Nachricht “das BMZ möchte alle Volunteers nach Deutschland zurück holen“. Von da an war es ein auf und ab der Gefühle bis wir schlussendlich einsehen mussten… unser Jahr nimmt ein plötzliches Ende.

Noch immer kann ich es kaum glauben. So sehr freute ich mich auf die Chance ein Jahr in Sambia zu verbringen.
Ich hatte meine Anfangsschwierigkeiten, nicht immer war alles rosig. Am Anfang hätte ich mir nie vorstellen können solch eine Tiefe Verbindung zum Land, zu Mansa und zu den Menschen aufzubauen. Nun sitze ich in Lusaka, warte auf meinen Flug der mich viel zu früh nach Deutschland zurück bringen wird. 5 Monate zu früh, um genau zu sein.
Ich kann meine Gedanken und Gefühle kaum in Worte fassen. Ich bin traurig, wütend, überfordert aber auch dankbar. Dankbar für die Erfahrungen der letzten Monate, für all die wundervollen Momente, die unglaublichen Menschen und Freunde die ich gewonnen habe. Dankbar so viel über mich selbst gelernt zu haben.
Heute weiß ich einmal mehr was ich mir für meine Zukunft wünsche. Weiß einmal mehr wer ich bin und was ich will.

Ich versuche stets das Positive in allem zu sehen, versuche mir in’s Bewusstsein zu rufen das alles aus einem Grund geschieht -etwas an das ich zutiefst glaube. Doch zugegebenermaßen klappt das zurzeit nicht immer. Ich vermisse Mansa, die Community, meine Freunde die immer für mich da waren, alles mit mir teilten. Ich mache mir Sorgen um die Kinder von welchen wir uns nicht verabschieden konnten, für die wir einfach plötzlich nicht mehr da sein werden.
Immer war es klar dass wir eines Tages abreisen werden doch keiner erwartete dass dieser Tag so schnell und so unerwartet kommen würde.
Uns erwartet eine Rückkehr in’s Ungewisse. Für niemanden ist die aktuelle Situation einfach. Ich erinnere mich an meine Rückkehr nach 5 Monaten vor zwei Jahren und es macht mir etwas Angst unter gegebenen Umständen nach Deutschland zurück zu kehren.
Doch ich bin stark, noch stärker als vor meiner Abreise im September. Wir alle sind stark und wenn wir bloß zusammenhalten werden wir auch diese Situation gemeinsam meistern. Zusammen als eine Familie.

Danke für alles, für eure Unterstützung, für diese unglaubliche Chance. Danke an meine wundervollen Mitvolunteers Cassi und Greggy die inzwischen wie Brüder für mich sind. Aber auch an alle anderen Mitvolunteers in anderen Ländern und die gesamte Organisation. Ich bin glücklich ein Teil der Don-Bosco-Familie sein zu dürfen. Danke an unsere Community in Mansa, die Fathers & Brother, die gesamte St. James Gemeinde. Die Menschen in Mansa, die Kinder die mir so oft ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Und nicht zu letzt den Menschen die ich heute meine Freunde nennen darf.
Ihr werdet mir fehlen. Ich denke und bete für euch und eure Familien. Dafür dass ihr diese Zeit gut übersteht und gesund bleibt. Und dafür dass wir uns möglichst bald wieder sehen.

Eure Katharina