Am 25. Mai wurde in Sambia der „African Freedom Day“ gefeiert. An diesem öffentlichen Feiertag wollten wir im Jugendzentrum den salesianischen heiligen gedenken, die in diesem Monat gefeiert werden. Diese sind: Dominik Savio, am 6. Mai, Maria Mazzarello, am 14. Mai und Maria, Hilfe der Christen, am 24. Mai. Es war geplant am Nachmittag für ein paar Stunden Programm zu haben. Es sollten unter anderem zwei kleine Theaterstücke präsentiert werden.

Ich hatte mich mit meiner Theatergruppe um halb zwei zur Generalprobe verabredet. Als ich zur verabredeten Zeit an der Halle war, in der die Feier stattfinden sollte, war noch niemand da. Auch als um zwei das Programm eigentlich beginnen sollte, war erst eine Hand voll Kinder da, und nur einer von denen, die in meinem Stück mitgespielt haben. Langsam bin ich nervös geworden, weil wir an den vorherigen Proben gemessen, eigentlich die Generalprobe gut hätten gebrauchen könnten.

Als eine Stunde später immer noch kaum Kinder da waren, habe ich mir langsam Sorgen gemacht, ob unsere Feier überhaupt stattfinden kann. Daniel und ich haben angefangen mit den Kindern, die da waren und gewartet haben, einige spiele zu spielen. Das Hauptprogramm konnte jedoch nicht beginnen, da für beide Theaterstücke die meisten Kinder gefehlt haben.

Gegen halb vier war ich ziemlich enttäuscht. Da wir um fünf die Kinder nach hause schicken mussten, habe ich nicht gedacht, dass wir in der verbliebenen Zeit noch das Programm haben können. Für das Theaterstück über Dominic Savio hatte ich mit den Kindern in den letzten zwei Wochen fast jeden Tag geübt.

Als dann endlich die letzten Kinder meiner Gruppe aufgetaucht sind war ich in Alarmbereitschaft. Die Generalprobe hatte ich abgeschrieben, doch wir mussten jetzt schnell handeln, damit wir unsere Präsentation doch noch haben können. Als dann alles beriet war ist mir siedend heiß aufgefallen, dass zwar alle Kinder da waren, aber Muke, der Leiter, mit dem ich zusammengearbeitet habe und der den Lehrer spielen sollte, nicht aufzufinden war.

Ich versuche ihn anzurufen. Eine Frauenstimme meldet sich auf Bemba. „Wo ist Muke?“ frage ich auf Bemba. Das war ein Fehler, denn jetzt antwortet sie mir auf Bemba und ich verstehe kein Wort. „Wo ist Muke?“ frage ich nun auf Englisch, doch keine Chance. Sie redet weiter auf Bemba, ich kann nur das Wort „Fußballfeld“ verstehen. Was sollte er am Fußballfeld machen? Eine geringe Chance ihn zu finden, aber meine einzige, also laufe ich los.

Auf dem Fußballfeld ist ein Spiel im Gange, das Jugendzentrum Spielt gegen ein anderes Team. Unter den Zuschauern kann ich meinen Kollegen nicht entdecken. „Ist Muke hier irgendwo?“ frage ich einen Zuschauer. „Ist er nicht der Torwart?“ antwortet er mir. „Ja, doch, das ist er.“ Tatsächlich. Auf der anderen Seite des Platzes, ich kann ihn kaum erkennen, steht er für das Jugendzentrum im Tor. Und er ist gut. Gerade kommt ein Angriff, den er souverän hält.

Ich laufe über den Platz zu ihm. Auf dem Weg werde ich Zeuge, wie ein Spieler der gegnerischen Mannschaft mit dem Ball auf das Tor zuläuft. Kein Abwehrspieler ist zur stelle, es bleibt nur der Torwart. Muke kommt aus dem Tor, auf den Ball fokussiert, er tänzelt hin und her. Der angreifende Spieler hat ihn fast erreicht, er schießt – und Muke hält den Ball. Die Zuschauer jubeln, Muke ist der Star des Spiels. Muke schießt den Ball weg, ich erreiche ihn. „Muke, wir wir müssen mit dem Theaterstück anfangen. Wenn wir das jetzt nicht machen, können wir das heute nicht mehr aufführen!“, rufe ich außer Atem. „Ok, ich komme“ , willigt er ein. Er macht ein Zeichen zum wechseln.

Ich laufe zurück zu den Zuschauern. „Ihr müsst Muke auswechseln, er wird beim Jugendzentrum gebraucht!“ „Wir wollen unseren Torwart nicht auswechseln“, kommt es zurück. Das kann man ihnen bei so einem Spiel kaum verdenken. Ich jedoch fange an zu verzweifeln: „Das war seit Wochen geplant, jetzt ist die letzte Chance das noch hin zu kriegen. Wechselt euren Torwart aus!“ Doch die Fußballer bleiben stur. Ich schwanke zwischen völliger Verzweiflung und widerwilliger Belustigung über die Komik der Situation.

Zum Glück rettet mich der Schlusspfiff. Muke kommt angerannt, wir laufen zurück zur Halle. Die Kinder sind schon versammelt, Muke ruft die Schauspieler zusammen, ich rücke das Bühnenbild zurecht. Die Aufführung gelingt, an der entscheidenden stelle hören die Kinder gefesselt zu.

Anschließend wurde das zweite Theaterstück aufgeführt, zwei Tänze vorgeführt und der Sinn der heutigen Feier kurz zusammengefasst. Beim rausgehen haben die Kinder noch eine Süßigkeit bekommen.

Obwohl es nicht danach aussah, hat doch noch alles irgendwie funktioniert. Der Tag war für mich wirklich eine stressige Lektion darin, vertrauen zu haben, dass am Ende doch noch alles irgendwie gut wird.