Josef in Sambia

Geschichten aus meinem Auslandsjahr mit Don Bosco

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Brennendes Gras

Wir sitzen im Auto und fahren vom Flughafen durch Lusaka, der Hauptstadt Sambias. Wir fahren auf der linken Seite. Zwischendurch erschrecke ich kurz, wenn wir an einem Kreisverkehr links fahren oder von links Autos auf die Fahrbahn ziehen, die natürlich Vorfahrt haben. Es herrscht relativ viel Verkehr und es sind viele Leute zu Fuß unterwegs. Es gibt weder Bürgersteige noch Straßenlaternen, die Scheinwerfer der Autos sind die einzige Lichtquelle, denn obwohl es erst sieben Uhr ist, ist es stockdunkel. Die Menschen laufen am Straßenrand, oft nur Zentimeter von den fahrenden Autos entfernt.

Zwischendurch realisiere ich wo wir sind. Wir sind in Sambia, tausende Kilometer von zu Hause entfernt. Anderer Verkehr, andere Häuser, andere Sprachen, andere Menschen. Ich muss lachen, weil es so verrückt ist.

Auf einmal bemerke ich, dass das Gras und die niedrigen Büsche am Straßenrand lichterloh brennen. Beim Vorbeifahren spürt man die Hitze durch das offene Fenster. Schon aus dem Flugzeug haben wir den Rauch einiger Feuer gesehen und uns gefragt, ob diese wohl gewollt sind, denn die Vegetation ist sehr trocken. Hier direkt an der Straße, unweit der nächsten Häuser wirkt das Feuer schon sehr bedrohlich, vor allem weil kein Anzeichen zu erkennen ist, dass irgendwer auf das Feuer aufpassen würde.

Ich frage den Pater, der uns vom Flughafen abgeholt hat, ob das Feuer nicht gefährlich sei. Nein, das sei ganz normal, versichert er mir. Irgendwer hätte es angezündet und würde auch auf das Feuer acht geben. Angezündet? Ja, angezündet. Einmal im Jahr, zu einer bestimmten Zeit, wird der Busch angezündet, fährt er zu erklären fort. Aber warum? Nachdem das alte, trockene Gras verbrannt sei, wachse neues und frisches Gras, selbst wenn es nicht regnet. Ich frage ihn, wie das sein kann. Das Gras hätte Wurzeln, die in die Erde reichen, wo noch Wasser ist. Das hätte ich mir auch denken können. Der Pater fährt fort. Das neue Gras sei gut für das Vieh, zumindest in den Dörfern. Hier in der Stadt würde das Gras nur weg gemacht. Der richtige Zeitpunkt für das Anzünden des Grases sei von großer Bedeutung, erklärt er mir weiter. In den Dörfern gebe der Chief den genauen Zeitpunkt bekannt. Ich bin sehr überrascht und sage ihm, dass ich das nicht gewusst hätte. Darüber freut er sich. Wenn die Weißen die Feuer sähen, würden sie immer denken, es würde etwas zerstört werden, obwohl eigentlich etwas erneuert wird. Tatsache.

Diese Begebenheit zeigt mir, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann und wie wenig ich über das Leben hier weiß. Jedoch war es sehr spannend, auf diese Weise etwas über die fremde Kultur zu lernen. In meinem Jahr in Sambia werden noch viele weitere Erlebnisse dieser Art kommen. Ich freue mich sehr darauf.

 

 

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