CWC – das bedeutet Children Welfare Committee und beschreibt einen großen Teil der Arbeit von Don Bosco Anbu Illam. Es wird eng mit den Behörden zusammen gearbeitet und nicht selten bringen Eltern ihre Kinder vorbei, weil sie es alleine nicht mehr schaffen. Neuankömmlinge wie diese, Kinder die vom Jugendamt gebracht werden oder besondere Härtefalle landen zu Beginn zunächst immer im CWC Block. Dieser ist getrennt vom restlichen Areal und bleibt die meiste Zeit verschlossen, da es ab und an vorkommt, dass Kinder wegrennen.
Dies hat aber nichts mit den Zuständen hier zu tun. Vor allem für Kinder von der Straße oder Kinder auf Entzug, ist der Bruch krass. Tschüss grenzenlose Freiheit und Hallo geregelter Tagesablauf. Die Straße macht abhängig und so wollen manche einfach nur wieder in den nächsten Zug steigen, Ziel egal. Zum eigenen Schutz sind sie unter ständiger Betreuung und an der Tür hängt ein Schloss.
Wie ein Gefängnis dürft ihr es euch deswegen trotzdem nicht vorstellen. Oft hat einer der Jungs selbst die Türschlüssel in der Hand und lässt Besucher passieren. Abends essen sie mit den anderen Kindern zusammen und wenn wir kommen, spielen wir gelegentlich auch auf dem großen Innenhof.
Die Kinder
Die Zahl der CWC- oder Special Kids“ schwankt wöchentlich. Aktuell haben wir sechs im Alter von 12 bis 15, aus drei verschiedenen Bundesstaaten. Ein Junge aus dem Bundesstaat Kerala ist letzte Woche nach Hause zurückgekehrt bzw. zu einem Heim in seinem Heimatbundesstaat. Was ich selbst erst nach einer Woche verstand, die CWC-Kids müssen teilweise auch mit der Sprachbarriere untereinander kämpfen. In Tamil Nadu spricht man Tamil, in Kerala Malayalam, in Andra Padesh Telugu und einen Junge wohnt hier, bei dem niemand weiß woher er kommt. Er spricht Hindi und wurde vor ein paar Monaten alleine an einem Bahnhof gefunden. Er hat einen niedrigen IQ und hat hier Obdach gefunden.
Diese Kinder brauchen uns am meisten, so Father Ryan. Es sind alles nette Jungs, die sich freuen wenn sie uns sehen und uns mit Umarmungen begrüßen. Täglich sind wir bei Ihnen und beschäftigen uns mehrere Stunden mit den den Kids. Basketball, Carrom, Fußball, Cricket, Schach, Ball werfen, Kreisel werfen, oder auch einfach mal mit ihnen zusammensitzen und fernsehen. Ich bring ihnen Schach und Englisch bei, sie mir Cricket und Tamil. Und hossa hab ich mich erschrocken, als ich mein Zuhause malen sollte und ich meine Zeichenkünste entgeistert betrachten musste, ohje sogar Brother Fabian hat mich ausgelacht haha.
Bei Spiel und Spaß vergisst man leicht die tragischen Hintergründe die diese Kinder teilen und zu Don Bosco Anbu Illam gebracht haben.
Meist bleiben die CWC-Kids gar nicht allzu lange hier. Letzte Woche brachte die Polizei ein geistig beeinträchtigtes Kind (vermutlich Autismus), das wurde am nächsten Tag direkt in ein passendes Heim weitervermittelt. Manche kommen nach einer Zeit wieder zu ihren Eltern und ein paar wenige rennen, wie oben schon erwähnt, weg. In meinen zwei Wochen hier habe ich auch schon zwei Kinder mitbekommen, die abgehauen sind. Ein 16-Jähriger, den seine Mutter wegen Drogenmissbrauch zu uns brachte, noch am selben Tag und letzte Woche Baskar. Ein 14 Jähriger aus einem anderen Bundesstaat ganz überraschend während dem Abendessen, obwohl er 4 Wochen später sowieso in die Heimat zurückkehren sollte.
Jeder dieser Jungs hat seine eigene Geschichte. Am liebsten würde ich alle erzählen, aber das ist unmöglich. Ich hoffe euch einen weiteren Einblick in die Arbeit von Don Bosco Anbu Illam geben zu können und in meinen „Alltag“.
Solltet ihr noch Fragen jeglicher Art haben könnt ihr gerne die Kommentarfunktion nutzen oder mir an meine Privat-Mailadresse philip.goetz@gmx.de schreiben.
Schöne Grüße aus dem -heute verregneten- Coimbatore
Philip
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