Die Regenzeit ist seit Wochen vorbei und wir bewegen uns mit großen Schritten auf die Kaltzeit zu. Nachts sinken die Temperaturen manchmal sogar auf weniger als 10 Grad, während es an den Nachmittag immer noch ziemlich heiß, dafür aber nun staubig trocken ist. Wir können fast schon dabei zusehen, wie der Fußballplatz sich von einem saftigen Grün in eine kahle rotbraune Wüste verwandelt. Trotzdem dreht sich im Oratorium gerade alles um Wasser – was, wie und warum erzähle ich euch in diesem Blogartikel.

Zähne putzen – für viele Kinder in Deutschland ist das wahrscheinlich eine lästige Pflicht. Ich zumindest meine mich erinnern zu können, dass ich zwar jeden Tag mindestens zwei mal meine Zähne geputzt habe, sonderlich Spaß hat mir das aber nicht gemacht. Ganz anders erleben wir das gerade mit den Kindern im Oratorium. Wir haben vor ein paar Wochen angefangen, jeden Tag nach den Unterrichtseinheiten die Zähne zu putzen. Und dieser Programmpunkt ist ein wahrer Renner. Manchen Kindern müssen wir die Zahnbürste nach mindestens 10-minütigem Putzen schlichtweg aus der Hand nehmen, damit die nächsten auch noch dran kommen können. Das liegt daran, dass sie zu Hause keine haben und die Zahnpasta so gut schmeckt. Außerdem schäumt das ja auch noch so lustig…

Aber erstmal alles auf Anfang. Als meine Eltern mich im April besuchen kamen, reisten sie unter anderem mit einem großen Koffer an, der neben Vollkornbrot, Tee, Käse und Bier für Father Antonio vor allem mit einem gefüllt war: Zahnbürsten und Zahnpasta. Wir hatten schon länger die Idee, das Zähneputzen als Teil der täglichen Hygiene mit in das Programm der Kinder im Jugendzentrum zu integrieren. Leider hatten wir aber weder das Geld, so viele Zahnbürsten anzuschaffen, dass jedes Kind eine bekommen kann, noch hatten wir eine Idee, wo wir Zahnbürsten in dieser Stückzahl kaufen könnten. Aber Gott sei Dank gibt es ja viele Menschen, die an unserem Freiwilligendienst teilhaben, so dass eine ganze Menge gespendeter Zahnbürsten zusammengekommen ist.

Zuerst haben wir dann begonnen, draußen auf dem Gelände mit einem Seil eine kleine Arena abzusperren, in der die Kinder Zähne putzen können. Leider hat das dazu geführt, dass relativ häufig Teilnehmer oder Teilnehmerinnen das Oratoriums mit einer oder mehreren Bürsten verschwunden sind. Außerdem war die Aktion so cool und die Zahnpasta schmeckte so gut, dass die Kinder uns im wahrsten Sinne des Wortes die Bude eingerannt sind.

Daher wurde das ganze Spektakel nach Drinnen verlegt. In einem der Klassenräume können nun Kleingruppen von 5-8 Kindern nacheinander putzen. Das saubere Wasser wird mit einer Tasse aus einem großen Eimer geschöpft. In den anderen Eimer (immer der blaue 😉 ) wird der Schaum gespuckt. Jedes Kind hat eine mit dem Namen beschriftete Bürste, die nach dem Putzen wieder bei uns abgegeben wird. Wer zum ersten Mal kommt, bekommt eine frische Bürste aus unserem mittlerweile schon gut geschrumpften Vorrat.

Mit der Zeit haben sich die Kids an diesen Programmpunkt gewöhnt. Mittlerweile kommen sie regelmäßig zum Zähneputzen und manche fragen sogar schon zu Beginn des Nachmittags, wann es endlich damit losgeht. Auch der Klassenraum sieht hinterher viel besser aus – jetzt wissen nämlich die meisten, in welchen Eimer gespuckt wird und fast alle treffen dann auch hinein. Wir sind super glücklich, dass dieses Programm so gut angekommen ist und die Kinder hoffentlich dabei unbewusst lernen, auf ihre Zahnhygiene zu achten – auch wenn sie älter werden oder zu Hause sind.

Eine weitere Neuigkeit aus dem Oratorium ist, dass endlich die heiß ersehnten Badeausflüge nach Samfya stattgefunden haben. Sowohl die Kinder als auch die Jugendlichen hatten sich einen Trip an den Strand gewünscht. Sambia hat zwar keine Küste, dafür aber nur etwa 70 Kilometer von Mansa entfernt den Bangweulu See, an dem das kleine Städtchen Samfya liegt. Mit dem mehr als voll gepackten Bus ging es also los in Richtung Osten.

Der See ist so groß, das man sich fast wie am Meer vorkommt und zum Anfang der Kaltzeit war es sogar noch warm genug, um ins Wasser zu gehen oder am Strand zu liegen. Dort haben wir jeweils einen ganzen Tag am Strand verbracht, inklusive Baden gehen, Spielen am Strand und Grillen bzw. Kochen. Wir hatten eine wahnsinnig schöne (und mit den Kindern auch anstrengende) Zeit. Dennoch hat es Spaß gemacht, zusammen unterwegs zu sein und den Tag gemeinsam zu gestalten.

Auch die Jugendleiter und wir Volontärinnen konnten gar nicht oft genug Schwimmen gehen, im Sand Ball spielen oder die nächste Wasserschlacht anzetteln.

Nur die Rückfahrt war ungewohnt ruhig. Da waren nämlich alle ganz erschöpft von so viel Sonne, Planschen und diverse Spielen im Wasser und am Strand.

Liebste Grüße aus Mansa!

Hannah