Hannah in Sambia

"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht"

Walk of faith – auf den Spuren von Mose

Wer kennt diese Geschichte aus dem alten Testament eigentlich nicht? Ein Kind wird in einem Korb im Nil gefunden und wächst im Palast des Pharaos auf. Das Volk Israel wird in Ägypten versklavt. Später flieht Moses aus Ägypten und bekommt von Gott den Auftrag, sein Volk aus der Sklaverei zu befreien. Bevor der Pharao die Israeliten ziehen lässt, braucht es 10 Plagen. Darauf folgt die Flucht und Moses teilt mit seinem Stab das rote Meer, um die Israeliten in Sicherheit zu bringen. 40 Jahre lang zieht das Volk Israel dann durch die Wüste auf dem Weg ins heilige Land. Am Sinai nimmt Moses später die 10 Gebote entgegen, die die Grundregeln für das Zusammenleben darstellen.

Auf die Spuren von Mose haben wir uns am vergangenen Wochenende begeben. Nicht mit dem Volk Israel, sondern mit einer Gruppe von etwa 65 Kindern und einem Team aus Jugendleitern und anderen freiwilligen Helfern. Wir sind auch nicht von Ägypten ins heilige Land gelaufen, sondern 43 Kilometer weit von Kaputula, der letzten Kirche, die noch zu unserer Gemeinde gehört, zurück nach Mansa. Die 40 Jahre in der Wüste haben wir auf 4 Tage im Busch reduziert. Aber ansonsten waren wir schon ziemlich nah dran, an der Geschichte aus der Bibel mit dem „Walk of Faith“.

Dabei handelt es sich um ein Pilgerwochenende, das einmal jährlich für die Kinder aus der Gemeinde, der Schule und dem Jugendzentrum angeboten wird. Dabei laufen sie eine Strecke entlang verschiedener Kirchen, die zur Hauptgemeinde der Salesianer gehören. An den sogenannten Outstations wird dann Station gemacht zum Übernachten oder um auf dem Weg Mittag zu essen. Unsere Gruppe von fast 80 Personen wurde dabei die ganze Zeit über von einem Fahrzeug begleitet, welches die Küchenutensilien, Lebensmittel und das Gepäck der Kinder von einer Station zur nächsten gefahren hat. (Manchmal mussten aber auch wir das Fahrzeug begleiten 😉 )

Und weil es sich ja nunmal um eine Wanderung des Glaubens handelt, sollten die Kinder dabei auch etwas Lernen, das mit ihrem Glauben zutun hat. Dieses Jahr war das Thema eben die Geschichte von Mose.

Unter dem Motto „von Ägypten ins heilige Land“ sind wir am Freitagnachmittag mit Sack und Pack in die letzte Outstation der Gemeinde gefahren. 43 Kilometer ging es mit dem Bus und unserem Versorgungsauto über Stock und Stein bis in ein kleines Dorf, das zwar offiziell zu Mansa gehört, aber praktisch sowohl von der Entfernung ohne Auto als auch in Sachen Mobilfunknetz und Stromversorgung ganz weit weg liegt. Dort starteten wir unser Programm am Abend mit Lagerfeuer und einem gemeinsamen Abendessen.

Am nächsten Morgen ging es nach einer eiskalten Nacht in der Kirche und einem schnellen Frühstück, welches aus Süßkartoffeln und Tee bestand, schon auf unsere erste Etappe. Auch thematisch konnten wir an diesem Tag richtig beginnen. Mit kleinen Szenen haben wir den Kindern die Geschichte von Moses näher gebracht und die Teilnehmer gleichzeitig motiviert, sich aktiv an der Gestaltung des Programms zu beteiligen. Nach 15 Kilometern am Samstag kamen wir alle gesund und mehr oder weniger munter in Mutento, unserer zweiten Station, an.

Natürlich durfte auch der Spaß auf dem Weg nicht zu kurz kommen. So wurde während der Wanderung nicht nur gesungen und erzählt. Auf dem Weg haben wir immer wieder auch thematische Einheiten eingebaut oder Spiele veranstaltet. Das Highlight war hier sicherlich ein großes Planspiel in der Mittagspause, die wir in einer der Kirchen auf dem Weg verbrachten und das Baden im nahegelegenen Fluss. Am Abend waren auf jeden Fall alle hundemüde und es kehrte deutlich eher Ruhe ein.

Nach einer weiteren eiskalten Nacht (Warum haben wir dieses Event eigentlich in die Kaltzeit gelegt, wo die Temperaturen nachts auf unter 10 Grad sinken und wir in Kirchen schlafen, in die keine Fenster eingesetzt sind?) hatten wir am Sonntag mit 17 Kilometern die längste Strecke zu bewältigen. Um diese gestärkt zu beginnen, gab es schon zum Frühstück Maisbrei mit Gemüse und Eiern – auch eine neue Erfahrung, die ich nicht häufiger wiederholen muss, wo es doch auch zum Mittag und zum Abendbrot immer Maisbrei (Nshima) gibt.

Nach einem etwas längeren Gebet und der Lesung des Tages zur Kompensation der verpassten Sonntagsmesse starteten wir viel zu spät. Vom Vortag und der Nacht auf dem blanken Boden noch erschöpft, ging es endlich los. Und während die einen vorne wegliefen und nicht mehr zu sehen waren, jammerten die anderen deutlich zurückliegend über Bauchweh und Blasen an den Füßen – wie das Volk Israel eben. Zudem mussten die Kinder auf dem Weg auch noch 10 Aufgaben bewältigen, die für die 10 Plagen standen, die Gott über die Ägypter brachte. In Mutiti angekommen war es schon spät und die meisten Kinder waren erschöpft und hungrig nach dem langen Marsch. Zu allem Überfluss mussten wir in der Dämmerung duschen bzw. uns waschen, wo es gar keine Dusche gab. Rosa und ich haben da eine sehr kreative Chitenge-Dusche aufgebaut, die ich euch nicht vorenthalten möchte.

Auf Grund von Platzmangel in der Schule schliefen wir dort in der nicht weniger kalten Grundschule und beendeten den Tag mit Marshmallows grillen am Lagerfeuer. Außerdem fand ein Tanzwettbewerb statt, zu dem – wie durch ein Wunder – plötzlich alle wieder fit waren.

Auf der letzten Strecke mussten wir dann leider ein paar Kinder mit dem Auto fahren, die große Mehrheit hat aber beeindruckend gut durchgehalten. Obwohl es die kürzeste Etappe war, fühlte sich der Weg wahnsinnig lang an und allen taten die Füße weh.

Zu Hause angekommen war die Freude natürlich groß und dreimal dürft ihr raten, wie dann die Prioritäten lagen: Während die Teamer alle erst einmal nach Hause gegangen sind um sich vernünftig zu waschen und andere Schuhe anzuziehen, haben sich die Kinder nach nicht mal 15 Minuten Pause gleich ein Fußballspiel geliefert – wir haben sie also nicht total k.o. gekriegt, nicht mal am letzten Tag.

Dennoch war das Programm wirklich schön und trotz oder vielleicht auch gerade wegen Busch-Dusche, nicht vorhandener Stromversorgung, fehlendem Handynetz, Waschen im Fluss, Schlafen auf Strohmatten oder dem kalten Boden und mehr Nshima als mir lieb war unvergesslich.

 

Liebste Grüße aus Mansa

Hannah

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  1. Christa Hampel- Rieländer

    Liebe Hannah,
    über Oma Gisela erreichte mich Dein Bericht über Euren „Walk of faith“. Durch Deine anschaulichen Schilderungen bin ich ihn mitgegangen. Als Pädagogin- das bleibt man sein ganzes Leben-bin ich beeindruckt von Deinem Engagement und der Begeisterung und Durchhaltefähigkeit Deiner Schützlinge. Leite ein großes Kompliment von einerLehrerin aus Deutschland an Sie weiter.
    Liebe Grüße an Dich und „Deine“ Kinder
    Von Christa aus Rietberg in Westfalen

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