Advent, Advent, kein Lichtlein brennt

Fast 3 Monate sind wir jetzt schon in Mansa. Es ist einfach unglaublich, dass ein Viertel unserer Zeit hier schon wieder vorbei ist. Die Tage ziehen rasend schnell an uns vorbei und diverse kleine Projekte und Veranstaltungen lassen die Zeit wie im Flug vergehen.

Dieses Wochenende hatten wir zum Beispiel einen Workshop für die angehenden Jugendleiter im Oratorium und der Gemeinde, den wir als Volontäre gestaltet haben. Dabei haben wir nicht nur Teamspiele und ein Geländeturnier veranstaltet, sondern auch inhaltlich gearbeitet. Zum Beispiel zu Themen wie Rollen eines Jugendleiters, dem Umgang mit Konflikten oder Belohnung und Bestrafung im Jugendzentrum (an dieser Stelle ein dickes Dankeschön an unsere Trainer bei den Vorbereitungsseminaren – wir konnten so viel von diesen Wochenenden einbringen oder Ideen übernehmen!). Es war ein tolles Wochenende, das trotz aller Anstrengung und vielen Vorbereitungen auch uns Volontären Spaß gemacht hat.

Nun befinden wir uns schon mitten in der Adventszeit und während es in Deutschland draußen immer ungemütlicher wird, schwitzen wir bei 30 Grad am Nachmittag weiterhin. Die Hitze wird seit zwei Wochen von heftigen Schauern morgens und abends begleitet, denn die Regenzeit angefangen. Da es hier kaum befestigte Straßen oder Wege gibt, verwandelt sich der Campus nun regelmäßig in eine riesige Matschpfütze. Aber nicht nur das Wetter erschwert das Aufkommen vorweihnachtlicher Stimmung. Auch auf den Straßen und in den Häusern kann niemand erahnen, dass Weihnachten bald bevorsteht. Während zu Hause leuchtende Fensterdekorationen adventliche Gemütlichkeit verbreiten, sieht hier eigentlich alles aus wie immer. Ausschließlich in dem einzigen Supermarkt in Mansa dröhnt Weihnachtsmusik durch die Gänge und die Türen sind mit quietschbuntem Lametta überfrachtet.

Insofern fällt uns die Einstimmung auf das Weihnachtsfest doch etwas schwerer als sonst. Den ehrgeizigen Plan jeden Sonntag eine Adventsstunde mit selbstgebackenen Keksen und Adventskranz einzulegen, haben wir auf Grund von Zeitmangel bereits verworfen. Denn gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit gibt es trotz baldiger Ferien viel zutun: Wir haben für die Schüler und die Kinder im Jugendzentrum jeweils einen Adventskalender vorbereitet und sind darüber hinaus mitten in den Proben für gleich zwei verschiedene Krippenspiele. In der Kommunität werden dann am Abend die Kostüme und Requisiten gebastelt. Darüber hinaus steht noch ein Weihnachtscamp auf dem Plan sowie diverse Chorproben für die musikalische Untermalung der Weihnachtsmessen.

Außerdem kommt hinzu, dass hier längst nicht alle Leute Weihnachten feiern. Sambia ist hauptsächlich christlich geprägt. Viele Menschen hier in der Region gehören aber der Siebenten-Tags-Adventisten Kirche an, in der Weihnachten nicht oder nur verhalten gefeiert wird. So passiert es mir öfter, dass ich mit Schülern oder Kindern aus dem Oratorium über Weihnachten spreche und diese mir dann berichten, dass das für sie ein Tag wie jeder andere auch ist. Im Allgemeinen spüren wir aber auch hier einen Teil der vorweihnachtlichen Hektik, die durch viele zusätzliche Projekte und aufgeregte Kinder im Jugendzentrum aufkommt.

Auch für die Priester häufen sich die Termine. An Weihnachten müssen zahlreiche Gottesdienste gehalten werden, weshalb die Feier in der Kommunität wohl eher klein ausfallen wird. Dafür werden wir an den beiden Weihnachtsfeiertagen mit einer Gruppe von Kindern aus der Gemeinde in die Diözese zum Bischof fahren, um das Krippenspiel vorzutragen. Darüber hinaus ist geplant, Familien in der Nähe zu besuchen und das Theaterstück dort aufzuführen, um etwas Weihnachtsstimmung in die Nachbarschaft zu tragen.
Das klassische Familienfest wird also für mich und die anderen Volontäre in Mansa nicht wie gewohnt ablaufen, sondern eher mit Arbeit verbunden sein. Bei der Suche nach Geschenken müssen wir Kreativität beweisen, denn einen Buchladen oder andere derartige Einkaufsmöglichkeiten gibt es hier nicht. Ob den Fathers wohl auch selbstgestrickte Socken gefallen könnten?

Obwohl mir die gemütliche Adventsstimmung und Omas selbstgebackene Plätzchen fehlen, freue ich mich aber auch auf die kommende Zeit. Vielleicht gerade weil das ja die ursprüngliche Botschaft von Weihnachten ist: Gott ist Mensch geworden, nicht in einer glitzernden Einkaufsmeile, sondern im Kleinen und Unscheinbaren. Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen ersten Advent und eine besinnliche Vorweihnachtszeit!

Liebste Grüße aus Mansa

Hannah