Hannah in Sambia

"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht"

Eine erfrischende Dusche unterm Wasserfall

10 Wochen sind Rosa und ich nun schon in Mansa. Je länger ich darüber nachdenke, desto unwirklicher kommt es mir vor. Wir haben uns hier so schnell eingelebt und es fühlt sich an, als wäre ein kleines Stück zu Hause hier in Mansa. Die Jugendlichen in der Schule und die Kinder im Oratorium lernen wir immer besser kennen und erste Freundschaften entstehen. Langsam kehrt der Alltag ein und viele Dinge, die am Anfang noch neu und ungewohnt waren, sind längst zur Routine geworden: Die tägliche Messfeier, Raupen zum Mittagessen, lebende Hühner in der Küche, das allabendliche Rosenkranzgebet und entgegen all meinen Erwartungen sogar das frühe Aufstehen. Mitten in der Routine passieren aber auch immer wieder Dinge, die ich zum ersten Mal erlebe. Es ist schön, auf diese Art und Weise stetig etwas dazu zu lernen und neue Erfahrungen zu sammeln oder bisher unbekannte Orte kennenzulernen.

Zum Beispiel durften wir die Klasse 10B auf einen Ausflug zu einem Wasserkraftwerk begleiten. Inklusive anschließender Abkühlung beim Baden unter Wasserfällen. An einem Freitag ging es also morgens nach der Assembly mit dem Schulbus auf Tour.

Wie schon bei unserer Fahrt nach Mansa, gab es natürlich nicht für jeden Schüler einen eigenen Sitzplatz aber das hat niemanden gestört, denn die Reise war mit einer Stunde verhältnismäßig kurz und wer nicht sitzen konnte, dem blieb immer noch die Möglichkeit, im Mittelgang zu tanzen. Wie fast immer lief nämlich auch an diesem Tag dröhnende Musik. Zuerst haben wir dann gemeinsam die Musonda Falls Hydro Powerstation besichtigt. Nach dem Lern-Teil der Exkursion ging es weiter an nahegelegene Wasserfälle – die Mumbuluma Falls.
Dort sind dann natürlich alle erst einmal ins Wasser gegangen, um sich abzukühlen und eine Dusche unter den Wasserfällen zu nehmen.

Es war einfach spitze mit den Schülerinnen und Schülern in so einer wunderschönen Umgebung baden zu gehen und sich Wasserschlachten zu liefern. Am Ufer gab es dann etwas Fleisch vom Grill mit Kartoffelsalat, den die Lehrerin für alle vorbereitet hatte. Alles in allem war das wirklich ein toller Tag mit einer guten Mischung aus Lernen bzw. Freizeit und für Rosa und mich definitiv eine tolle Möglichkeit, die Umgebung und die Jugendlichen besser kennenzulernen. Aber irgendwann geht eben auch der schönste Ausflug vorüber. Mit dem Bus ging es also wieder zurück über Stock und Stein auf einer ausgefahrenen Sandpiste entlang – mit nur der Hälfte der Teilnehmer im Bus. Der Rest durfte hinterher joggen, weil sie zu spät waren und auch auf das penetrante Hupen, das die Abfahrt angekündigt hatte, nicht reagiert haben. Angesichts der Reaktionen der Mitschüler offenbar das ganz normale Ende eines jeden Klassenausflugs.

Am letzten Wochenende waren Rosa und ich dann zum ersten Mal bei einer Schülerin zu Hause eingeladen. Am Freitag nach der Schule hat uns Father John also mit dem Auto zu Harriet gefahren. Da sie ein ganzes Stück entfernt von der Schule auf der anderen Seite der Stadt wohnt, sind wir direkt über Nacht geblieben. Als wir ankamen, war es schon Abend und Harriet hat uns auf den nahegelegenen Markt geführt, wo wir ihre Mutter und den kleinsten Bruder Winston kennengelernt haben. Harriets Mutter arbeitet dort jeden Tag von morgens um 8.00 Uhr bis abends um 21.00 Uhr und verkauft verschiedene Dinge. Wir haben dann erst einmal zu dritt den Markt erkundet und durften an jedem dritten Stand eine von Harriets Tanten grüßen, die alle ganz glücklich waren, uns zu sehen. Auch in der Nachbarschaft auf dem Rückweg zum Haus sind uns zahlreiche Leute begegnet, mit denen wir kurz gesprochen haben. Den Abend haben wir dann vor dem Haus verbracht mit einem Freund von Harriet. Als es anfing zu regnen, ging es im Haus mit dem Abendessen sowie einem Film weiter. Zu dieser Gelegenheit durften wir außerdem Harriets Vater kennenlernen, der als Farmer arbeitet. Die Familie hat sich wirklich viel Mühe gemacht und uns sehr gastfreundlich aufgenommen. Wir hatten ein eigenes kleines Zimmer zum Schlafen, in dem Harriet extra ein Bett für uns bezogen hatte. Zum Waschen und Zähne putzen gab es warmes Wasser.
Der Besuch hat uns dennoch aber auch vor Augen geführt, welch einen hohen Lebensstandard wir hier in der Kommunität der Salesianer genießen dürfen. Das Haus von Harriets Eltern ist noch im Rohbau, da das alte Heim der Familie abgebrannt ist und das Geld daher knapp. So sind die unverputzten Steinwände mit großen Gardinen und Stofftüchern verhängt und es gibt noch keine Türen zwischen den Räumen. Außerdem gibt es keine Decke zwischen dem Ende der Wände und dem Dach. So sind die Räume zwar durch die Wände getrennt, Licht und Geräusche sieht bzw. hört man aber über die Wände hinweg im ganzen Haus. So hat uns die Ruhe in der Nacht schwer beeindruckt angesichts von 4 jüngeren Geschwistern (der Kleinste ist 7 Monate alt). Darüber hinaus gibt es im Haus keinen Wasseranschluss, dafür aber einen Brunnen vor der Tür. Wasser wird also in einem Kanister jeden Morgen für den gesamten Tag geholt und dann zum Waschen und Kochen in großen Eimern gelagert. Dementsprechend gab es im Haus natürlich auch kein Badezimmer, so wie wir es gewohnt sind. In einem kleinen Raum konnten wir uns Waschen und die Zähne putzen. Dieser war komplett leer und hatte nur ein kleines Loch zwischen Fußboden und Wand zur Außenseite. Mit etwas Wasser konnte man die Zahnpasta nach dem Zähneputzen nach draußen spülen und sich dort auch waschen. Die Toilette befindet sich draußen vor dem Haus. Dort gibt es eine kleine Hütte aus Stroh, vor deren Benutzung man besser 2x in die Hände klatscht, um sicher zu gehen, dass nicht schon besetzt ist.
Für uns war der Besuch nicht nur in dieser Hinsicht eine ganz neue Erfahrung. Es war unglaublich bereichernd, auch einmal einen Einblick in das Privatleben der Schülerinnen und Schüler zu bekommen und mit ihnen außerhalb der Schule Zeit zu verbringen. Wir hatten unglaublich viel Spaß zusammen und auch wenn wir an diesem Samstag mal wieder in aller Frühe von einem Hahn geweckt wurden, hat mich die Gastfreundschaft und die gute Gesellschaft trotz wenig Schlaf durch das ganze Wochenende hindurch getragen.

Liebste Grüße ins winterliche Deutschland oder wo auch immer Ihr meinen Freiwilligendienst verfolgt
Eure Hannah

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  1. Se-Eun Galler

    HERRLICH!!! Wir(auch Eric) lesen so gerne Deine Berichte *♡* Liebe Grüße

  2. Gudrun P ahnke

    Hallo Hannah, deine Mutter hat mir schon vor einiger Zeit den Link zu deinem Blog geschickt. Mit großem Interesse lesen wir deine Berichte. Wir freuen uns, dass du dich so schnell so gut in Sambia eingelebt hast. Es stimmt schon sehr nachdenklich, mit welcher Selbstverständlichkeit wir all die Dinge hier hinnehmen. Vielen Dank, dass du uns deinen Alltag so nahe bringst. Wir wünschen dir weiter alles, alles Gute und freuen uns auf deine weiteren Berichte. Liebe Grüße von Gudrun und Rolf

  3. David Kirchner

    Das waren bestimmt tolle Erlebnisse einmal einen etwas anderen Schulausflug gennen zulernen.
    Besonders einmal ein Haus, in einem Land mit einer anderen Kultur, zusehen.
    LG von David 👍

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