Halbzeitpause: Unser Zwischenseminar
Auch wenn seit unserer Ankunft erst wenige Wochen vergangen zu sein scheinen, haben wir bereits nächste Woche die erste Hälfte unseres Auslandsfreiwilligendienstes erlebt, was ich immer noch nicht ganz fassen kann.
Das erste Mal wirklich ins Bewusstsein gerückt, hat mir dies (und wohl uns allen) ein besonderes Ereignis Anfang Februar: unser Zwischenseminar! Auf jedem Kontinent, auf dem gerade Don-Bosco-Freiwillige sind, treffen sich diese alle zu einem einwöchigen Seminar, ungefähr in der Mitte ihres Auslandsjahres. So reisten auch wir mit dem Nachtbus 12 Stunden nach Cochabamba im Zentrum Boliviens, um mit Carina und Jan (aus Kolumbien), Nico und Oskar (aus Argentinien) und Elena und Magdalena (unseren Seminarleiterinnen aus Deutschland) unser Seminar durchzuführen.
Wertvolles Programm, Wasserfälle und Werwölfe
Während wir am Anreisetag noch die dritthöchste Christo-Statue der Welt, die (für uns) eiskalte Stadt mit ihren 19 °C und all die leckeren Spezialitäten erkundeten und ausprobierten, stand die restliche Woche einiges, an tatsächlich sehr aufschlussreichem Programm für uns auf dem Plan. Es war spannend, einen Einblick in die anderen Projekte und Kulturen zu bekomme und sehr hilfreich, sich über Probleme auszutauschen. Besonders war für mich dabei, dass man sich (abgesehen von seinen Mitvolontären) seit Monaten nicht mehr so verstanden und beraten gefühlt hat. Es war so schön zu sehen, dass man nicht alleine ist, sondern in anderen Ländern und Projekten ähnliche Schwierigkeiten, aber auch ähnliche Höhepunkte auftreten.
Zudem habe ich erstmals gemerkt, was ich eigentlich schon alles erlebt habe, welche Höhen und Tiefen beschritten wurden und wie viele Möglichkeiten vorhanden sind, die Zukunft noch aktiver nach meinen Wüschen mitzugestalten.
Besonders gut hat mir aber unser Ausflugstag gefallen (Grillen mit anschließender Wanderung zu einem Wasserfall), sowie unsere allabendlichen, zum Teil Stunden dauernden Werwolfrunden, mit bis zu einer halben Stunde dauernden Diskussionen über die beste Strategie. Ein weiteres Highlight, was auf keinen Fall zu kurz kommen sollte, waren die Unmengen an deutschen Süßigkeiten, in denen wir, dank Magdalena und Elena, jeden Tag schwelgten – von ihren vier Gepäckstücken war allein ein dreiviertel Koffer mit Haribo, Kinderriegel, Katjes, Milka und vielem mehr gefüllt.
Ab in den Urlaub
Am Samstagmittag mussten wir dann schon schweren Herzens Abschied nehmen, aber gleichzeitig stand für uns Bolivianer eine ganz besondere Rarität auf dem Programm: Nach fünf Monaten Freiwilligendienstes hatten wir uns tatsächlich das allererste Mal Urlaub genommen: drei ganze Tage lang.
Mit einem Truffi (einer Art Mini-Busle), das wir (mit Ausnahme unseres Fahrers) ganz für uns alleine hatten, fuhren wir durch den an Cochabamba angrenzenden, unglaublich schönen Nationalpark Torotoro in ein, in dessen Mitte liegendes, gleichnamiges Dorf, wo wir wiederum im gleichnamigen Hotel übernachteten. Da sowohl wir, als auch unsere Klamotten an unser stets, mindestens 30 °C warmes Santa Cruz angepasst waren, froren wir in dem, nochmals höher als Cocha gelegenen (ca. 2700 m ü.NN) Dörfchen tatsächlich wie die Schneider.
Die nächsten zwei Tage standen dann ganz unter dem Motto Wanderung. Mit unserem Guide Darío machten wir zwei Ganztagestouren – und was wir dabei nicht alles sahen! Von Dinospuren über riesige Canyons, bis hin zu 4000m hohen, kapellenartigen Steinformationen mit über 2000 Jahre alten Höhlenmalereien, war alles dabei. Wir kletterten an Felsen und auf Bäume, schwammen in Wasserfällen und robbten hunderte Meter tief unter der Erde durch eine Tropfsteinhöhle, in der man das ein oder andere Mal das Gefühl hatte, nun aber wirklich stecken zu bleiben.
Home Sweet Home
Den Dienstag verbrachten wir dann noch einmal in Cochabamba, diesmal tatsächlich als Lama-Pullis kaufende Touristen und setzten uns abends wieder in die gemütlichen Liegesitze unseres Nachtbusses in Richtung Zuhause. Die Tage im Nationalpark waren viel zu schnell vorbei und haben bei uns allen bleibenden Eindruck hinterlassen: Weder die atemberaubende Natur, noch die atemraubende Wanderung, inklusive Klettern auf 4000 Metern Höhe sind Dinge, die einer von uns schon einmal vorher in seinem Leben hatte erleben dürfen. An diese Tage werde ich wohl noch eine Zeit lang mit einem Lächeln denken müssen.
Besser spät als nie: Fröhliche Weihnachten
Tatsächlich gab es bei unserer Rückkehr aber direkt eine Überraschung, die mich über das Ende der wunderschönen Tage hinwegtröstete: Mein (wohlgemerkt im November losgeschicktes) Paket von zu Hause ist endlich angekommen! Und ob ihr es glaubt oder nicht: Adventskalender, Spekulatius, Lebkuchen und Gutsle (besonders natürlich meine geliebten Spitzbuben) schmecken auch im März noch fast so gut wie an Weihnachten! In diesem Sinne euch allen nachträglich „Feliz Navidad“!
¡Hasta luego – Bis bald!
Hannah
Mia Niemann
Ach wie schön! Klingt so, als ob ihr auch eine super Zeit hattet, das freut mich mega :)))
Mein Geburtstagspaket (aus dem Oktober) ist damals kurz vor Weihnachten angekommen – I feel you!!