Die ersten 4 Wochen

Halli Hallo und herzlich Willkommen zu einem neuen Blogeintrag.

Die ersten 4 Wochen sind schon rum und irgendwie vergeht die Zeit super schnell, gleichzeitig fühlt es sich an, als hätte ich meine Familie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Ich hab in den letzten Wochen schon viel erlebt, dazu hier mehr:

Hier in Vijayawada gibt es trotz des wenigen Tourismus Einiges zu sehen. 

Ich war mehrere Male am Tempel Hill. Eigentlich nur ein Berg auf dem ein Tempel steht (wie der Name schon sagt). Aber von hier kann man über die ganze Stadt schauen und den Sonnenuntergang bestaunen. Meistens ist es oben sehr still, man kann die Feuerwerke in der Stadt sehen und sich einfach mal einen Moment Pause von dem ganzen Trubel der Stadt gönnen. 

Sonnenuntergang auf dem Tempel Hill

Außerdem haben ich und einige WG-Mitglieder letztens die Undavalli Caves besucht. Das ist ein hinduistisches Höhlenkloster, welches teilweise im 4.-5. Jahrhundert erbaut wurde. Hin- und Rückweg haben wir mit unseren etwas klapprigen Rädern bestritten. Damit durch den indischen Verkehr zu fahren, ist auf jeden Fall jedes Mal ein Abendteuer für sich. Dieser Nachmittagsausflug war sehr schön.

Auf dem Weg zu den Undavalli Caves
Das Höhlenkloster

Generell unternehmen wir innerhalb der WG recht viel. Wir backen Kaiserschmarren in der Küche der Fathers, haben eine WG-Olympiade, gehen in den Club oder machen einen Tagesausflug an den Strand nach Bapatla. 

Clubs in Vijayawada sind nicht vergleichbar mit dem bekannten Club-Leben in Deutschland. Wir, 2 Jungs und 4 Mädchen waren dort an einem Samstagabend. Wir Mädels waren, neben einigen weiblichen Angestellten, die einzigen Frauen im ganzen Club. Unsere kleine Gruppe hat eigene Security bekommen, welche uns während unseres Aufenthalts dauerhaft von der großen Menge abgeschirmt hat. Das war irgendwie schade, weil man sich nicht tanzend ins Getümmel schmeißen konnte, andererseits war ich ihnen doch sehr dankbar. Es wird schon Gründe haben, weshalb sie so vorsichtig sind. Die Clubs schließen so gegen 23 Uhr. Einige versperren aber nur die Türen und die Feier kann drinnen weiter gehen. Gegen 23:30 sind wir den Rückweg angetreten. Auch hier wurden wir von der Security begleitet, die gewartet hat, bis wir abgefahren sind. An sich war es ein sehr guter Abend. Allerdings auch etwas erschreckend, dass wir so geschützt wurden.

Letzten Montag waren wir am Strand in Bapatla. Obwohl es nur 70km entfernt ist, war der Weg dorthin ein ganz schönes Abendteuer. Wir sind morgens um 4 Uhr aufgestanden und losgelaufen, ohne zu wissen, ob wir Tickets bekommen. Online war nämlich alles ausverkauft, weshalb wir am Schalter unser Glück versuchen wollten. Mit reichlich Proviant ging es dann um 5 Uhr los zum Bahnhof. Dort waren trotz der frühen Uhrzeit super viele Menschen! Wir haben viele Leute gesehen, die vor oder im Bahnhof auf Tüchern, Müllsäcken oder Lumpen liegen und schlafen. Die Tickets für den Hinweg haben wir bekommen, somit stand unserem Ausflug nichts mehr im Wege.

Um ca. 8:00 Uhr sind wir am Bapatla-Beach angekommen. Dort wurde erstmal ausgiebig gefrühstückt und ein bisschen Schlaf nachgeholt. Ins Wasser gehen Frauen hier nur im Punjabi. Es war ziemlich ungewohnt vollbekleidet baden zu gehen. An sich überhaupt kein Problem, allerdings ist man nach dem Baden immer voller Sand, wenn man sich zum Trockenen in die Sonne legt. Männer gehen mit Badehose und T-Shirt oder nur mit Badehose ins Wasser. 

Am Strand in Bapatla

Zur Mittagszeit war es sehr heiß, glücklicherweise hatten Pauli und Antonia (zwei WG-Mitglieder) einen kleinen Unterschlupf gebaut, sodass wir der Mittagssonne nicht ganz ungeschützt ausgesetzt waren. Um etwa 22 Uhr waren wir – nach einen ziemlich anstrengenden, aber auch schönen Tag – wieder zurück in der FLAT.

Neben solchen Freizeitaktivitäten sind wir auch in verschiedenen Projekten tätig. Unser Arbeitgeber ist das Navajeevan, welches in Vijayawada mehrere Standpunkte hat, um Kindern aus den Slums zu helfen und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich arbeite bisher im Sick room, im YB. Das YB ist das Haupthaus (ca. 5 min Fußweg von unserer Flat entfernt), in dem die Fathers Don Boscos wohnen, die ganze Planung stattfindet und wir auch Essen bekommen. In den Sick room kommen die Kinder aus den Projekten, die ins Krankenhaus müssen. Dadurch habe ich schon mehrere Krankenhausbesuche mit vielen Kindern hinter mir. Ich muss sagen, es ist komplett anders als in Deutschland, verständlicherweise. Trotz dessen bin ich jedes Mal erschrocken über die Anzahl der Menschen vor Ort, den Dreck in einem Krankenhaus das doch eigentlich hygienisch sein sollte und die fehlende Privatsphäre (es stehen immer und überall die Türen offen). Nachmittags besuchen wir andere Projekte für Health Checkups, die dental clinic oder anderes. Ich durfte bereits einige andere Projekte des Navajeevan sehen. Hierzu in einem folgenden Blogbeitrag mehr. 

Die Rezeption eines staatlichen Krankenhauses

Zwei meiner Mitbewohnerinnen mussten wegen Malaria, angeblichem Typhus und Fieber einige Tage ins Krankenhaus. Lea lag schon ein paar Tage dort, als ich mit Anna wegen ihres Fiebers in die Notaufnahme ging. Hier verbrachten wir über 10h. Alle halbe Stunde bin ich zu einer Schwester, weil uns nicht gesagt wurde wie lange und worauf wir eigentlich noch warten mussten. Die zunächst gestellte Diagnose war falsch, wodurch sich unser Aufenthalt ziemlich in die Länge zog. Auch bei Lea stellte sich heraus, dass sie doch kein Typhus hatte. Ziemlich frustrierend, wenn man schon 2 oder 3 Tage umsonst Antibiotika genommen hat. Die beiden haben zum Glück ein Zimmer bekommen, sodass sie sich zusammen erholten. Solche Tage sind sehr anstrengend, allerdings lerne ich durch sie fürs Leben: mein Geduldsfaden und mein Nervenkostüm werden nach diesem Jahr aus Stahl sein.

Im Krankenhaus

Mir persönlich geht es immer besser, wobei es natürlich immer noch Momente gibt, in denen ich meine Entscheidung ein Auslandfreiwilligendienst anzutreten hinterfrage. Allerdings gelingt es mir mehr und mehr mich auf die Zeit hier zu konzentrieren und die ‚Was wäre wenn‘- Fragen beiseite zu schieben. Ich habe zwar immer noch häufig Reizüberflutungen, weil man einfach nicht an die Lautstärke, die vielen Menschen und das Chaos Indiens gewöhnt ist, aber es wird immer besser. 

High-five

Nächste Woche fahren wir 10 gemeinsam einige Tage nach Goa, einem touristischen Ort im Westen Indiens, um Urlaub zu machen. Davon werde ich bald berichten. 

Liebe Grüße Hanna

Wenn ihr Interesse daran habt, mich zu unterstützen, findet ihr hier einen Link zu meinem Spendenkonto: 

https://www.donboscomission.de/volontariat/2023/spenden/hannadierkesindien

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  1. Emma

    Wohooo! Die Bilder sehen ja mega cool aus!! 🙂

  2. Eva-Maria Traupe

    Liebe Hanna
    Ich verfolge deine Einträge mit großem Interesse und ziehe meinen „bildlichen“Hut vor dir! Ich bin überzeugt, daß du nach dieser Erfahrung als sehr gereift aber bestimmt auch kritisch unserer Wohlstandsgesellschaft gegenüber zurück kommen wirst. Ich wünsche dir weiterhin eine Zeit voller Erfahrungen und schönen Erlebnissen..mit dem Wissen, dass deine Familie und alle anderen die dich gerne haben auf dich warten und sich auf dich freuen…das soll dir auch bei manchen Tiefpunkten darüber hinweg helfen. Ich persönlich freue mich schon auf deine nächsten Beiträge, dadurch kann ich tatsächlich ein wenig mit dabei sein…denn ich denke ich werde Indien niemals so kennen lernen wie du.

  3. M. Klingb.

    Liebe Hanna!
    Danke für Deine tollen Eindrücke!
    Beruhigend, dass Ihr gut beschützt seid, wenn Ihr aus geht. Nicht umsonst sitzen Frauen und Männer (auch aus Sicherheitsgründen für die Frauen) häufig getrennt.
    Meine Cousine ist Baha’i und häufiger in Indien. Sie geht nie alleine (bzw als Frau in der Regel gar nicht) nach Einbruch der Dunkelheit raus und fährt auch nie alleine Bus oder Bahn.
    Da sind wir doch etwas freier in Deutschland.
    Was ich richtig gut finde ist, dass es „Lady-Police gibt, nur für Frauen von Frauen. Sehr beeindruckend!

    Wie gut, dass es überhaupt eine zuverlässige ärztliche Versorgung gibt und auch ein erreichbares Krankenhaus.
    Trotzdem wünsche ich Euch, dass Ihr nicht ernsthaft erkrankt und immer gute Hilfe und Behandlung bekommt. Dort kümmern sich bestimmt alle gut um Euch.
    Das ist auch beruhigend!

    Ich glaube auch sicher, dass Du Dich an das Tempo und die vielen Menschen gewöhnen kannst.

    Weiter eine gute Zeit, starke Nerven und gute Abwehrkräfte 😉

    Nächste Woche sind wir mit Pater Jojo – wenn es alles gut geht – auch in Indien, aber mit einer Gruppe organisiert. In top Hotels und gut organisiert. Also eine andere Welt 😉
    In anderen Teilen Indiens (Delhi, Agra, Kerala )

    Liebe Grüße Monika Kli

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