Ja kaum zu glauben, aber es ist bald soweit! Weihnachten steht bald vor der Tür. In Deutschland wird es immer kälter, es fällt der erste Schnee und die Tage werden kürzer. Im Ofen duftet es nach Weihnachtsplätzchen und das Haus ist mit Sternen, Lichterketten und dem Adventskalender geschmückt. In den Straßen wimmelt es von Leuten, die hier und da ihre Weihnachtseinkäufe besorgen…

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Sterne basteln in der Baracke SOS

Und hier bei mir in Afrika?
Da mir diese Frage in letzter Zeit von vielen von euch gestellt wurde, komme ich in diesem Blogeintrag einmal zu einer ausführlichen Antwort. In Benin kommen jetzt die heißen Sommermonate, was bedeutet, dass ich jeden Tag mindestens ein T-Shirts verschwitze und mir alle 5 Minuten Schweißperlen aus dem Gesicht wische. Abends bleibt es wie gewohnt hell, sodass ich es wirklich genieße auch noch nach der Arbeit draußen Volleyball oder Basketball spielen zu können. Aber nicht nur das Klima hier ist anders, sondern auch das ganze Ambiente einer typischen Adventszeit. Wenn ich mit dem Motorrad -Taxi durch die Straßen fahre oder über den Markt Danktokpa schlendere bemerke ich keinerlei Unterschiede zu sonst. Keine Weihnachtsdekoration oder sonstiger weihnachtlicher Krims Krams. So kommt es mir verdammt seltsam vor, dass bald schon der Heilige Abend sein wird.
Und doch erlebe ich das Gefühl des Advents jeden Tag bei meiner Arbeit: In der Baracke SOS sind wir nämlich seit Mitte November eifrig dabei Weihnachtsdekorationen zu basteln und die kleine Bude zu schmücken. Sterne wurden bemalt und ausgeschnitten, Weihnachtsbäume gefaltet und zusammengeklebt, Girlanden wurden aufgehängt… Außerdem wird ein kleines Krippenspiel vorbereitet, allerdings auf Fongbe, sodass ich nur die Gesten verstehe. P1040742

Die Kinder spielen es aber so gut, dass ich trotzdem alles verfolgen kann. Das Ganze wird dann kurz vor Weihnachten bei einem großen Fest vor der Baracke aufgeführt. An diesem Wochenende habe ich einen kleinen Adventskalender für die Mädchen auf dem Markt gebastelt, der am Donnerstag aufgehängt wird. Jeden Tag werden wir dann ein kleines selbst genähtes Säckchen nach dem Alphabetisierungsunterricht öffnen. Darin befinden sich dann einige neue Spiele, Bastelaktivitäten, selbstgemachte Seifenblasen oder eine Runde Kekse für alle. Wie die große Weihnachtsfeier am 21.12. genau ablaufen wird und ob wir mit dem Dekorieren rechtzeitig fertigwerden, davon erzähle ich euch dann bei meinem nächsten Blogeintrag. Ich selbst bin mit großer Freude bei den Vorbereitungen dabei und erwarte gespannt den besonderen Tag.

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Im OCPM beim Ausmalen

Sterne basteln & CO im OCPM
OCPM was ist das nun wieder, so fragt ihr euch jetzt bestimmt. Es handelt sich um meinen neuen Arbeitsplatz, wo ich seit 2 Wochen jeden Donnerstag arbeite. Das OCPM ist eine staatliche Einrichtung zum Schutz von Kindern und der Familie. Wenn die Polizei ein alleinstehendes Kind auf der Straße findet, dann bringt sie es zuerst ins OCPM. Dort wohnen die Kinder solange, bis sie in weitere Einrichtungen wie z.B. das Foyer (Mädchenheim) der Don Bosco Schwestern verteilt werden. Es handelt sich demnach um ein erstes Auffanglager. Die Kinder dort sind noch bunter gemischt als in der Baracke oder im Foyer. Es gibt keine Altersbeschränkungen, sodass kleine Kinder mit 4/5 Jahren bis hin zu jungen Erwachsenen dort untergebracht werden. Dort habe ich auch zum ersten Mal mit Jungs zu tun, was den Vorteil hat, dass wir mit großer Freude nachmittags Fußball spielen können. Meine Aufgabe dort ist es einfach, mich um die Kinder zu kümmern und sie zu beschäftigen. Gesagt getan… So bastelten wir in den letzten beiden Wochen gefaltete Weihnachtssterne und malten kopierte Blätter mit der Weihnachtskrippe und den Heiligen Dreikönige aus. Dabei war ich echt beeindruckt wie gut die Kinder ausmalen konnten, vor allem die Jungs 🙂

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Nach den vormittäglichen Basteleien gab es ein gemeinsames Mittagsessen, was von den größeren Mädchen selbst gekocht und wirklich gut!! gewürzt war. Danach sollten alle eine Runde schlafen bis wir nachmittags etwas Sport auf dem Gelände machten. Ich finde es toll, dass dort so viel Platz für Ballspiele ist und dass ich dort größere Freiheiten habe wie auf dem Markt. Ich sehe den Donnerstag mit Genuss als kleine Erholung von dem ganzen lauten Trubel in der Baracke an und freue mich immer sehr dorthin zu fahren.
Im Moment bin ich äußerst zufrieden mit meinem Arbeitsplan, der nun etwas abwechslungsreicher und interessanter geworden ist.

„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“,
diese berühmte Frage stellte Gretchen einst dem allseits bekannten Faust. Was hat das jetzt mit Benin und Weihnachten zu tun? Es ist die Religiosität und die Freude mit der hier der Glauben gelebt wird, die mich immer wieder aufs Neue beeindrucken. Man sieht es ja bereits an den bis zum Bersten gefüllten Plätzen der Kirche am Sonntag, dass hier die Religion von großer Bedeutung ist. Außerdem gab es erst letzte Woche zum Christ-Königsfest einen riesigen Umzug in unserem Viertel, wo hunderte von Leuten betend, singend, tanzend und klatschend durch die Straßen gezogen sind. In Bezug auf Weihnachten und die Adventszeit ist es daher vielleicht verständlich, warum man auf den ganzen weihnachtlichen Trubel verzichtet und sich auf das Wesentliche, die Geburt Jesu Christi, konzentriert. Einerseits geht es mir heute am ersten Adventssonntag so, dass mir hier die sonst übliche Weihnachtsatmosphäre mit Plätzchen backen, über den Weihnachtsmarkt schlendern, der erste Schnee… fehlen, andererseits bin ich aber auch froh dem ganzen Gewimmel und der Hektik der Vorweihnachtszeit entkommen zu können.
Nun wünsche ich euch lieben Lesern, eine schöne, besinnliche Adventszeit! Ich hoffe, dass ihr genügend Zeit findet, um in euch zu gehen und einige Augenblicke der Stille zu genießen. Wenn ihr jetzt meinen Blogartikel bis zum Ende durchgelesen habt, dann bleibt doch noch einige Minuten sitzen, schließt die Augen, atmet langsam ein und aus…und nehmt euch vor den kommenden Wochen mit innerer Ruhe zu begegnen.

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Adventskalender für die Baracke SOS

Liebe Grüße und bis bald,

eure Franzi!!