Hallo Welt,
Euch allen wünsche ich noch Frohe Ostern! Ich hoffe, ihr habt schön und ruhig mit Ostereiern, Osterstollen und Osterschinken gefeiert!

Palmsonntag: Etwa 3000 Menschen ziehen mit Palmzweigen durch die Stadt. Es wird gejubelt, geschrien, getanzt und gelacht. Man könnte denken, eine Palmplantage hätte gelernt, zu laufen und zu tanzen 😀 Man sieht nur grün. Ein Fest, dass die ganze Stadt mit in den Bann reißt.

Prozession durch die Quartiere Duékoués

Prozession durch die Quartiere Duékoués

 

Jubel und Freude

Jubel und Freude

Jubel und Freude
Karfreitag: Morgens habe ich bei einer Familie auf dem Igname-Feld mitgearbeitet, was wirklich körperlich anstrengend ist. Es gibt keine Maschinen, alles wird mit der Hand und Hilfsmittel, die die Natur uns gibt, gemacht. Hier gibt es vielleicht kein Fitnessstudio, aber das braucht man auch nicht. Beim Kleider waschen, putzen, kochen (vor allem das Stampfen im übergroßen Mörser), beim Wasser aus dem Brunnen ziehen, der Feldarbeit machen sie natürlich Sport. Da braucht man nicht mehr Extra-Sporttraining.
Feldarbeit - mit einer Astgabel werden Blätter und Zweige zusammengerecht

Feldarbeit – mit einer Astgabel werden Blätter und Zweige zusammengerecht

viele Frauen arbeiten mit Baby auf dem Rücken - ob auf dem Markt, zu Hause oder auf dem Feld

viele Frauen arbeiten mit Baby auf dem Rücken – ob auf dem Markt, zu Hause oder auf dem Feld

Fünf Stunden lang Kreuzweg und Kreuzverehrung. Wieder sind so viele Menschen um 15 Uhr bei brutzelnder Hitze durch ganz Duékoué gelaufen. Wir sind auch an der großen Moschee vorbeigekommen, und man hat das Mitempfinden der Muslime gespürt. Dass Muslime und Christen hier so friedlich Seite an Seite und miteinander leben können beeindruckt mich sehr. Die Route war lang, an den 14 Stationen des Kreuzweges haben sich alle hingekniet. Der Teer hat sich aber so sehr aufgeheizt, dass es kaum aushaltbar war und die Schuhe als Kissen zum draufknien gedient haben. Allerdings musste man dann die Füße in der Luft halten-sonst wären die ja verbrannt- was beim Knien nicht so einfach ist 😀  Meine Kopfhaut ist jetzt auch nicht mehr weiß sondern rot. Ohne Wasser wären die 2 Stunden unmöglich aushaltbar gewesen.  Anschließend ging die Zeremonie in der Kirche weiter- nochmal 3 Stunden. Nass geschwitzt und ziemlich erschöpft konnte man die Passion ganz gut mitfühlen.

Kreuzweg

Kreuzweg

ein schwerer Weg mit dem Kreuz

ein schwerer Weg mit dem Kreuz

Osternacht: Um 22 Uhr ist die Kirche dunkel, draußen gibt es mal wieder die schönsten Blitze. Ich sage noch zu meiner Freundin, dass es mich fasziniert, dass Gewitter hier so leise und ohne Donner sind. Heute sollte sich das allerdings ändern. Die Kirche wird von vielen kleinen Kerzen erleuchtet und dann geht auch irgendwann das Licht an. Plötzlich gibt es einen riesengroßen Knall. Der wohl heftigste Donner überhaupt. Ein Schock und Angst geht durch die Menge.  Hier werden Naturspiele oft mit Hexerei und sonstigem Hokuspokus in Verbindung gebracht. Auch ich habe Angst, obwohl ich an diese Hexenverschwörungstheorien nicht glaube, doch es fühlt sich an als würde die Kriche über uns zusammenstürzen oder in Flammen aufgehen.  Die Kirche wird auf einen Schlag stockdunkel ( von der Symbolik her ist das eher blöd, dass es nach dem Licht wieder schwarz wird). Strom ist weg. Die 7 Lesungen ohne Mikro im Dunkeln und nachts zu hören ist ziemlich ermüdend.
In dieser Nacht werden 30 Erwachsene getauft und 4 Paare verheiratet. Das war sehr lustig anzusehen – ein bisschen wie Massenproduktion am Fließband 😀 Die Stimmung in der Kirche war tobender als das Unwetter draußen. Die Neug-getauften tanzen und springen durch die ganze Kirche und werden von den Leuten umarmt und angetanzt-. Die gefeierte Blaskapelle stürmt die Kirche… Um 2 Uhr morgens sind wir dann beim letzten Amen angekommen und müde sind wir von der lauten Musik und dem Tanzen auch nicht mehr.
Anschließend wollten die Schwestern und ich gemütlich Ostern feiern. Doch als wir bei uns ankommen, gibt’s die Osterüberraschung. Der Blitz hat bei uns eingeschlagen. Wir sind ohne Strom, die Stromkästen sind abgebrannt, Kabel kaputt und ein Schwesternschlafzimmer steht unter Wasser. Es regnet von der Decke runter, denn eine Wasserleitung ist durch den Blitzeinschlag geplatzt. Soeur Lucia, deren Zimmer eher eine Badewanne glich, hat es mit Humor genommen. Sie, als Italienerin, ist für heute Nacht mal in Venedig.
Im Schein von Taschenlampen haben wir dann trotzdem noch Ostern gefeiert. Die Ungewissheit, wie hoch der Schaden wirklich ist und ob die Haushaltsgeräte noch zu retten sind oder nicht haben uns die Freude aber nicht genommen! Man muss die Feste feiern, wie sie fallen – auch mit Katastrophen! Wer die Hexe bei uns ist und bestraft wurde, haben wir noch nicht ausdiskutiert;)

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Vor dem Knall

Vor dem Krach

traditionelle Tänze

traditionelle Tänze

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Die Täuflinge (auch eines meiner Foyermädchen wurde in der Osternacht getauft)

Die Täuflinge (auch eines meiner Foyermädchen wurde in der Osternacht getauft)

Ostersonntag: Nach dem Schock der letzten Nacht feiern wir etwas ruhiger. Ich besuche verschiedene Familien von meinen Freunden. Doch hier gibt es nicht so viele Ostertraditionen, besser gesagt keine 😀

Soeur Lucies Osterlamm

Soeur Lucies Osterlamm

Sonnige Grüße