Was die letzten 2 Wochen passiert ist, kommt im Schnelldurchlauf in der Wochenschau hier auf Elfen-TV. Letzte Woche gab es wegen mangelnder Stromversorgung und katastrophaler Internetverbindung leider Sendeprobleme. Wir bitten dies zu entschuldigen, das hätte uns nicht passieren dürfen. Ist hier aber der Normalfall :p
# Deutschland # Toggolino-Kuh entlaufen
Die allseits bekannte Toggo-toggo-lino Kuh ist entlaufen. Nach einer ausgedehnten Suchaktion kamen erste Hinweise aus Duékoué, dass sie dort auf der Mission gesichtet wurde.
Am letzten Dienstag haben dort die „Wozo Vacances“ stattgefunden, ungefähr vergleichbar mit „Das Supertalent Kids“! Es wird im ersten ivorischen Fernsehen ausgestrahlt und wird von allen kleinen und auch den großen Kindern geliebt. Für einen Eintrittspreis von 1000F (1,50€) wird einem ein Nachmittag Unterhaltung mit der Kuh geboten. Es gibt kleine Tanzbattles, Zungenbrecherwettbewerbe (cinq chiens chassent six chats [ 5 Hunde jagen 6 Katzen]), Spiele, bei denen man nicht JA und NEIN sagen darf. Alles ziemlich simpel aber die Menschen amüsieren sich wahnsinnig. Ein sechsjähriger Rapper tritt auf, die kleinsten Jungs und Mädels laufen Modenschau und immer gibt’s Geschenke. Selbst die Erwachsenen stürzen sich auf die T-Shirts mit Joghurt-Werbung drauf. Doch das alles ist nur das Rahmenprogramm, der eigentliche Wettbewerb sieht so aus: 5 Gruppen treten in den Kategorien Theater und Tanz gegeneinander an. Es handelt sich um den Vorentscheid. Die Gewinner dürfen nach Abidjan zum großen Finale fahren.
In der Vorbereitungsphase sind Manipulierungsversuche laut geworden. Eine Gruppe soll die andere während der Show sabotieren und nur Weihwasser kann die „Opfer“ davor bewahren. Das hat ein lokaler Seher (man munkelt ein Hexer) vorhergesehen. Deswegen wurde ein Pfarrer hinzugezogen, der den ganzen Hokuspokus aber nicht glaubte und es so kein Weihwassersprenkeln gab. Glücklicherweise ist die Show aber ohne Katastrophen und Manipulation verlaufen. Da hat sich der Seher wohl versehen 😉
Die Moderatorin könnte in keinem deutschen Sender auftreten, sie würde als übergewichtig abgestempelt werden. Doch hier finden sie alle wunderschön und so darf sie sich auch fühlen.
Im Prinzip ist es wie Deutschland sucht den Superstar, nur viel niveauvoller.
Stiftung Warentest hat die Jury (die anstatt zu beleidigen und dumme Kommentare zu bringen, die Kandidaten ermutigt hat) mit „qualitativ hochwertig“ ausgezeichnet.
Die Nachricht, die mit der Show vermittelt wird, zielt wieder auf Frieden und Versöhnung ab. Es bleiben nicht mal mehr 4 Monate bis zu den Wahlen und überall findet Sensibilisierung statt. Es ist super, dass dabei die Kinder und Jugendlichen nicht vergessen werden und dass die Sensibilisierung nicht aus ätzend langen Reden und Schulungen besteht, sondern aus Spiel, Theater und Tanz. Die Zukunft des Landes überlegt sich selbst, wie Frieden aussieht. Die Theaterstücke handeln von
*sprechenden Tieren, die sich in die Haare kriegen und am Ende ist die Lehre: Macht das nie wieder so!
*einer Hochzeit zwischen zwei verschiedenen Ethnien (Guéré und Malinké), die während der Krise Feinde waren- die Lehre: Wir sind Brüder und Schwestern, eine Familie, wir gehören zusammen und können uns sogar vermischen und lieben
* die Hochzeit der geliebten Côte d’Ivoire, die alle Ethnien vereint
*…
# Lycée Moderne de Duékoué # Trotz Korruption am BEPC gescheitert
Am letzten Freitag wurden die Ergebnisse des BEPC bekanntgegeben. Das ist die Prüfung nach der 9. Klasse. Es war DAS Großereignis für die ganze Stadt. Im Schulhof eines der Gymnasien haben sich Lehrer, Schüler, Familien, Freunde, Freunde von Freunden von Freunden… aller 7 weiterführenden Schulen versammelt, um vier Stunden lang in praller Sonne rumzustehen und die Ergebnisse zu hören. Wer sich das nicht antun wollte (die Hitze und Sonne sind wirklich ermutigend) konnte das ganze im Radio live mitverfolgen. Es wurde von einer Schule nach der anderen jeweils der Name und die Tischnummer derjenigen vorgelesen, die das BEPC geschafft haben. 4 Stunden lang Namen und Nummern, von denen man die Hälfte nicht versteht.
Wer seinen Namen nicht gehört hat, ist leider durchgefallen. Und das waren eine ganze Menge. In manchen Schulen haben von 425 Schülern 180 nicht bestanden.
Das Interesse war wirklich riesengroß und in der ganzen Stadt hat man Freudenschreie und -tänze gehört und gesehen, aber auch Schüler, die in Tränen ausgebrochen sind. Mit wie vielen Punkten man (nicht) bestanden hat, wird nicht gesagt. Dazu müssen die Schüler nochmals extra in die Schule kommen, um ihre Resultate abzuholen.
In Deutschland hätte doch kein Mensch Zeit, sich den ganzen Nachmittag frei zu nehmen um irgendwelche Prüfungsergebnisse anzuhören. Hier nehmen sich die Menschen einfach die Zeit.
Von den Foyermädchen waren 4 BEPC-Kandidatinnen. Wir hatten eine Erfolgsquote von 50%, was mich nicht wundert, wenn man bedacht, wie unmotiviert sie sich vorbereitet haben. Das Mädchen, dass alle ihre Lehrer bezahlt hat, ist auch durchgefallen und fordert nun ihr Geld zurück 😉
# Misionsgelände # Neue Schwestern im Anmarsch und eine alte Schwester macht sich vom Acker
11 Novizinnen aus Abidjan sind am letzten Monatg nach Duékoué gereist, um sich auf ihre Profess vorzubereiten. Sie sind am Ende ihrer Ausbildung und werden bald zu Schwestern. Es war echt spannend, weil sie aus ganz vielen verschiedenen Ländern kommen von Westafrika (Guinea, Togo, Nigeria) über Zentralafrika (Kamerun,Kongo…) bis Madagaskar. Wieder wurde krass deutlich, dass Afrika nicht gleich Afrika ist. Es gibt viele Unterschiede von der Hautfarbe, den Haaren, Essen, Tänzen, Kultur, die Mentalität…
Besonders Madagaskar hört sich wunderbar an (wie ihre Nationalhymne) und sicherlich wird es von dortaus irgendwann eine Reportage geben.
Sr. Lucie hat nach 3 Jahren in Duékoué ihre Koffer gepackt, um in die Kommunität der Hauptstadt zu ziehen. Sie war die allerbeste Oma und gute Seele der Kommunität und zeitgleich die Adoptivmama der kleinen Katze Mimi, dessen Mama sie verstoßen hat. Nun ist die Katze zum zweiten Mal zum Waisenkind geworden und alle anderen Bewohner der Mission fühlen sich auch ziemlich verloren ohne Sr. Lucie 🙁
# Schwesternhaus # Alte Kriegsspuren ausgebessert
Die letze Krise hat deutliche Spuren auf der Mission hinterlassen. Das Schwesternhaus hat viele Schusslöcher. Das Dach ist so undicht, dass es an einigen Stellen die Decke aufgeweicht hat, deswegen wurde es höchste Zeit die Decke und das Dach auszubessern. Oft war es Beschäftigung, die Baustelle zu überwachen und das ganze Chaos aufzuräumen. Die Decke war voll von Vogelnestern, Spinnweben und Staub, die dann ins Haus gepurzelt sind und darauf gewartet haben, in einer tagelangen Großputzaktion weggewischt zu werden .
# Podium # Fest der Musik
Alle Jahre wieder veranstaltet der Bürgermeister von Duékoué zusammen mit Orange ( größter Telefon-& Internetanbieter in der Elfenbeinküste) das Fest der Musik. Die Mission ist aus allen Nähten geplatzt, weil sehr bekannte ivorische Künstler die Bühne gerockt haben unter anderem „Garagistes“. Wegen zu großem Andrang und kleiner Größe unserer Außenreporterin, die einfach nichts gesehen hat, gibt es dazu leider keine Bilder. Außerdem war sie viel zu sehr damit beschäftigt, den Kerlen zu entkommen, die sie belästigt haben und sie hat so mindestens 15 Mal ihre Identität und Telefonnummer geändert 😀 Selbst ein 70-jähriger Opa hat sich mehr für das weiße Mädchen als für die Musik interessiert und ist ihr den ganzen Abend gefolgt. Beim nächsten Event wird sie sich ganz verschleiern, damit sie nicht mehr auffällt und sich so ganz auf die Reportage konzentrieren kann.
# Kara (Togo) # Vorbereitungen für das Jugendtreffen laufen
In 8 frankophonen Ländern in Afrika laufen die Vorbereitungen für die Reise nach Kara, wo vom 23.-27. Juli ein großes Jugendtreffen anlässlich des 200-jährigen Geburtstags von Don Bosco stattfindet. Auch 18 Jugendliche aus Duékoué werden sich auf den weiten Weg machen.
Da die meisten Jugendlichen noch nie ihr Heimatland verlassen haben, geht es jetzt darum, Personalausweise oder ähnliche Reisedokumente zu beschaffen. Viel schlimmer aber sind die Impfungen gegen Gelbfieber und Meningokokken, die für das Überschreiten der Grenzen unerlässlich ist. Auf dem Motorrad kommen zwei sympathische Ärzte, die wie am Laufband den Jugendlichen beidarmig den Impfstoff einjagen. Während es für die Weiße die 25. Impfung ist und der gelbe Impfpass schon zerflettert, besitzt keiner der einheimischen Jugendlichen einen Impfausweis und sie haben höllische Angst vor der Impfung, weil sie das zuvor noch nie gemacht haben 😉 Hier kostet eine Gelbfieberimpfung übrigens mit allem drum und dran 7,50€, während man sich in Deutschland dafür dumm und dämlich zahlt. Schon allein die Gebühren für den Arzt sind höher, ohne dabei erst über den Impfstoff zu reden.
# Elfenbeinküste / Deutschland # Die letzten 50 Tage laufen
Es folgt im Programm: Eine Reise nach Kara (Togo), Kofferpacken, Abschiednehmen, Fliegen, Heimkommen
Bis nächste Woche,
Franzi
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