Mit Don Bosco in Duékoué

Franzi in der Elfenbeinküste

31- Im Krankenhaus

Am letzen Samstag war ich im Krankenhaus von Duékoué. Krank bin ich nicht. Mit etwa 500 anderen freiwilligen Helfern haben wir eine Großputzaktion gestartet, denn einmal im Jahr wird das Krankenhaus so richtig gründlich bis ins letzte Eck sauber gemacht. Über die Hygiene sollte man lieber nicht nachdenken, wenn man dort Patient ist. Überall wimmelt es von Menschen mit Handschuhen und Mundschutz. Die wirklichen Ärzte und Krankenschwester findet man heute nur schwer.
Während die Jugend draußen die harte Erde von Unkraut befreit, putzen Mädchen und Frauen versiffte Toiletten, Operationssäle, wischen Staub von vor einem Jahr ab…Es wird hartnäckiger Dreck besiegt und die schlimmsten Gerüche ertragen.
Es war wirklich anstrengend, ich habe mit einer „Daba“ Unkraut entfernt und spüre es noch nach 5 Tagen in meinen Armen. Die Menschen um mich herum fanden es spannender, mich zu filmen, als selbst auch zu arbeiten 😀 Sie waren ganz erstaunt, dass wir Weißen mit so einem Gerät arbeiten können und so schnell im Unkraut zupfen sind 🙂 Oder das wir überhaupt arbeiten können. Was sie für paradisische Vorstellungen von Europa haben, würde ich gerne wissen :p

Im Kampf gegen Unkraut auf steinhartem Boden

Im Kampf gegen Unkraut auf steinhartem Boden

Putzkolonne macht Pause im Schatten

Putzkolonne macht Pause im Schatten

Nach der Arbeit dann das Vergnügen: Blutspenden. Unter einem großen Baum im Schatten stehen 4 Klappliegestühle, 2 Arzthelfer nehmen Blut ab. Nach einigen Bedenken, ob das nach meinen vielen Krankheiten, bei der fast unerträglichen Hitze und nach der körperlichen Anstrengung des Putzens so gut für mich ist, habe ich mich trotzdem dafür entschieden, mein Blut zu spenden. Das erste Mal überhaupt. Während ich in der Schlange sitze und warte, dran zu kommen, werde ich von fünf verschiedenen Personen vorgelassen. Ich lehne dankend ab. Warum macht ihr denn einen Unterschied zwischen euch und mir, in uns fließt doch das gleiche Blut. (Nicht alle konnten glauben, dass mein Blut so aussieht wie ihres auch! Erst als sie es mit ihren Augen gesehen haben, haben sie verstanden.) Ich kann genauso gut warten wie alle anderen auch. Es war ja sehr lieb gemeint, doch das ständig wegen der Hautfarbe unterschieden wird (fast immer zu meinem Vorteil), tut weh. Oft wird mir erst dann wieder bewusst, dass ich anders bin. Und wohl immer anders bleiben werde.

Viele freiwillige Putzer spenden nach getaner Arbeit ihr Blut

Viele freiwillige Putzer spenden nach getaner Arbeit ihr Blut

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Welch Überraschung: „Das Blut der Weißen sieht genauso aus wie unseres!“

Für mich war es sehr spannend, alle Winkel und Ecken des Krankenhauses sehen zu können, weil ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland Medizin studieren möchte.
Total dreckig und verschwitzt vom Arbeiten habe ich dann mit dem Direktor des Krankenhauses gesprochen. In Deutschland wäre es erstmal unmöglich, einfach so unangekündigt und schmutzig zum Chef zu gehen, hier wurde ich herzlich willkommen geheißen. Für das Medizinstudium werden 90 Tage Pflegepraktikum verlangt. Zwei Monate habe ich vor meiner Ausreise in Deutschland geleistet. Leider habe ich wenig Einblicke in die Arbeit eines Arztes bekommen, umso mehr, wie man Betten schiebt und Schränke putzt 😉 Meinen dritten Monat möchte ich deswegen im Ausland leisten, denn dort kann man einfach mehr lernen. Als ich nachfrage, ob das möglich ist, kommt in ihm Freude auf. Ich muss nur eine Anfrage ans Gesundheitsministerium der Elfenbeinküste schicken. Stellt euch mal vor, jeder Praktikant in Deutschland würde erst das Ministerium wegen einem Praktikum fragen müssen – Sachen gibts hier. Ich hoffe, dass das mit dem Ministerium klappt und ich im nächsten Jahr einen Monat lang viele Eindrücke in Duékoué sammeln darf.

Das Krankenhaus besteht übrigens aus ganz vielen kleinen Gebäuden, jeder Bereich hat sein Haus. So kann man sich hier nicht in endlos langen Gängen verlaufen, wie das in deutschen Krankenhäusern oft der Fall ist :p Die stationären Patienten leben ziemlich unkonfortabel, eine Krankenhausküche gibt es nicht. Angehörige kochen und waschen die Kleidung vor Ort. Duschen auf den Zimmern – schön wärs. Draußen befinden sich Duschen und Toiletten für alle!

Das Gebäuder der Radiologie und Chirurgie.

Das Gebäuder der Radiologie und Chirurgie.

Mit 450ml weniger Blut und sehr glücklich habe ich das nun blitzblank-saubere Krankenhaus verlassen.

P.S. Ein Video der Putzaktion gibts hier zu sehen –> https://www.youtube.com/watch?v=0jU15W6ln1Q&feature=youtu.be

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  1. Anni und Kurt

    Liebe Franziska!
    Du bist immer für eine Überraschung gut. Vielleicht war es Fügung, dass Du bei der Putzaktion mitgemacht hast und dadurch auf die Idee kamst, dort Dein Praktikum zu machen. (Duékué lässt Dich nicht los…) Du bist ganz schön mutig!
    Wir finden es gut, dass schwarze Menschen durch dich lernen, dass „Weiße“ auch (keine anderen) Menschen sind; Du bist ein gutes Vorbild.
    Jetzt wünschen wir Dir nochmals gute neue Ostererfahrungen in „Deinem Duékué.)
    Liebe Grüße
    Anni und Kurt

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