Die Tage vor Diwali haben die Jungs uns immer wieder total begeistert von den „Crackern“, die an Diwali gezündet werden, erzählt und mit ihren Händen ein Feuerwerk symbolisiert. Von dieser Begeisterung wurde ich auch direkt angesteckt und fieberte Diwali aufgeregt entgegen. Bei Diwali handelt es sich um ein hinduistisches Fest, bei welchem der Sieg des Lichts über die Dunkelheit gefeiert wird, weshalb auch oft die Rede vom Lichterfest ist.

Advanced Happy Diwali

Schon eine Woche vor Diwali, ging es für die Jungs nach Salem, da dort von Sponsoren für die Don Bosco Einrichtungen in der Umgebung, ein Programm veranstaltet wurde. Es wurde getanzt, gesungen und gezaubert. Den besten Tanz lieferte natürlich die Gruppe unserer Jungs ab, obwohl die Musik blöderweise viel zu leise war. Die zahlreichen Probestunden, die mal mehr oder weniger produktiv waren, hatten sich definitiv ausgezahlt und es war süß zu sehen, wie auch die jüngeren Jungs mit einbezogen wurden. Dementsprechend stolz saßen Hannah und ich im Publikum und feuerten die Tanzgruppe tatkräftig mit an.

Ein Action Song darf bei so einer indischen Veranstaltung natürlich auch nicht fehlen. Hierbei handelt es sich um einen Song, zu dem auf der Bühne einfache Bewegungen vorgetanzt werden, sodass dann alle mittanzen können. Logischerweise standen wir auch auf, um wie alle andere in der Halle mitzutanzen. Etwas überrumpelt waren wir aber, als wir auf einmal auf die Bühne gebeten wurden und vor der gesamten Menge oben auf der Bühne mittanzen mussten. Immer wieder sind wir hier mit so überraschenden Situationen konfrontiert, in denen wir teilweise etwas überfordert sind was gerade abgeht und was genau wir machen sollen. Man lernt aber, sich einfach darauf einzulassen und das Tanzen hat auch extrem Spaß gemacht.

Ein wichtiger Programmpunkt war dann das Verteilen der Diwali Geschenke. Jeder Junge bekam eine Tasche mit Stift, Trinkflasche, Klamotten und einigem mehr. Da war die Freude  bei den Jungs natürlich groß. Insgesamt kamen in der Zeit um Diwali nochmal mehr Sponsoren ins DBCH, die Klamotten, Essen oder auch Feuerwerk spendeten. Ich finde es echt schön, dass es hier gang und gäbe ist, an Feiertagen, Geburtstagen oder auch einfach so, etwas von seinem Wohlstand abzugeben und dann gemeinsam mit z.b unseren Jungs zu feiern. Das DBCH ist natürlich auch auf diese Spenden angewiesen und über besonderes Essen freuen sich die Jungs sowieso.

Kinobesuch

Doch nicht nur Klamotten, Essen oder Feuerwerk wurden gespendet, sondern auch ein Kinobesuch für alle Jungs. Und so quetschten wir uns am Tag vor Diwali alle in den kleinen Bus ( auch auf zwei Gruppen aufgeteilt, reichen die die zwölf Sitze nämlich leider nicht aus) und fuhren los in Richtung Kino, um den viel umjubelten Kinofilm „Leo“ zu sehen. Ein Kinobesuch in Indien ist ganz anders als in Deutschland und eine Erfahrung, die man mitnehmen sollte, wenn man die Möglichkeit hat. Während in Deutschland jeder still auf seinem Platz sitzt, ist dies in Indien nicht ganz der Fall. Vielmehr wird lautstark mitgefiebert und der Held mit lauten Pfiffen angefeuert. Auch wenn der Film auf Tamil war, konnten Hannah und ich der Handlung in großen Teilen folgen, da so 70% des Filmes eh nur Kampfszenen waren, aus denen der Held -wie soll es auch anders sein- immer recht unbeschadet hervorging. Ich war ziemlich geschockt, in was für Filme kleine Kinder hier gehen. Die Kampfszenen waren nämlich !sehr! detailreich und man sah, wie Menschen der Fuß abgehackt wurde oder auch eine Brandleiche in Nahaufnahme. Das hindert Inder aber wohl nicht daran mit ihren Kindern, die teilweise noch im Kindergartenalter sind, solche Filme anzuschauen. Einfach ein total anderes Verhältnis zu Gewalt als bei uns in Deutschland.

Als wir nach Filmende das Kino verließen, wurden einige der Jungs zu ihrer Meinung zum Film interviewet. Ehe ich mich versah, stand auch ich vor der Kamera und durfte meine Meinung kundgeben. Etwas überfordert war ich schon, aber ich hoffe einfach man hat es mir nicht ganz so angemerkt. Nur bei der zweiten Frage war ich dann wirklich komplett raus. Ich sollte nämlich sagen, wie ich den Helden der Geschichte fand. Wahrheitsgemäß hätte ich sagen müssen, dass ich ihn teilweise etwas nervig fand, weil ich aber mitbekommen hatte, dass alle ihn total feiern, meinte ich nur „Good“. Später hab ich noch erfahren, dass der Schauspieler des Helden Leo, total beliebt in Indien ist und viele Frauen auf ihn abfahren. Vermutlich war mein „Good“ also nicht die Antwort, die sich der Interviewer erhofft hat, weshalb meine Antwort zur zweiten Frage im endgültigen YouTube Video (zum Glück) rausgeschnitten wurde.

Diwali

Am 12. November war es dann so weit. Nach der morgendlichen Messe, wurde Baseball und Fußball gespielt, bevor das traditionelle „Oil bath“ anstand. Mit Öl wurden Haare, Beine und der Oberkörper eingerieben, bis alle in der Sonne glänzten. Hierbei stand dann bei den meisten direkt eine gegenseitige Massageeinheit an oder man entspannte sich auch einfach nur in der knallenden Sonne, bevor es dann unter die Dusche ging. Wieder draußen erwarteten uns die schick gekleideten Jungs in ihren Diwali Dresses. Nicht jeder war 100% mit dem Outfit zufrieden, aber die meisten freuten sich dann doch sehr ihre neue Kleidung tragen zu können. Eigentlich hatten Hannah und ich geplant, für Diwali einen Sari zu kaufen. Weil ich aber zuvor wegen einem umgeknickten Knöchel für eine Woche nicht wirklich laufen konnte und wir in der Woche vor Diwali sicherheitshalber nicht mehr in die Stadt gehen sollten, muss unsere Premiere im Sari wohl noch bis Weihnachten warten. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, uns für diesen Feiertag auch ein bisschen schick zu machen.

Nach einem entspannten Nachmittag, der mit Film schauen, Vorbereitungen für den Abend treffen und netten Gesprächen verbracht wurde, stand am Abend wieder ein Programm an. Wieder wurde getanzt, gesungen und gelacht, wobei mir vor allem ein Auftritt von 5 Jungs im Gedächtnis blieb, die als Bäume und Vogel verkleidet auf der Bühne standen und zu einem Song eine Geschichte erzählt haben. Wieder draußen erwartete uns ein strahlendes DBCH. Wohin man auch blickte, sah man leuchtende Öllampen, die typisch für Diwali sind. Da ich Lichter und Kerzen eh total liebe, habe ich es total genossen einfach gemütlich umherzuschlendern und die Atmosphäre in mich aufzusteigen. 

Der Höhepunkt für viele stand dann nach dem Abendessen an: Das Böllern. Zuvor hatten sich einige Jungs noch bei mir beschwert, dass es viel zu wenige Böller gibt. Zu wenig war es meiner Meinung aber gar nicht. Nahezu 1 ½ Stunden wurde von ca 50 Jungs durchgeböllert. Die kleinen Jungs hatten hierbei eher kleine Fontänen oder brennende Kreisel, während bei den älteren Jungs alles ganz nach dem Motto lief „Je lauter, desto besser“. Wirklich sicher hab ich mir hierbei nicht immer gefühlt.  „Sister, Go!“, wurde mir nämlich auch dann zugerufen, wenn links und rechts von dem Ort, wo ich hinlaufen sollte, um einen Böller zu zünden, noch das Glühen einer Zündschnur eines anderen Böllers erkennbar war. Das kennt man aber ja auch daheim, dass mit einem Böller in der Hand viele Menschen wieder zu kleinen Kindern werden. Zum Glück ist aber niemanden etwas passiert und außer einer brennende Lunge von dem ganzen Rauch gingen auch Hannah und ich unbeschadet aus der ganzen Geschichte hervor. Ich hatte auf jeden Fall einen riesigen Spaß und war dann doch etwas traurig, als kein Feuerwerk mehr übrig war.

Auf der Liste aller unglaublichen und eindrucksvollen Erfahrungen, die ich in meiner Zeit in Indien schon machen durfte, steht Diwali ganz oben mit dabei. Es ist so schön, dass wir die Möglichkeit haben, komplett in die Kultur einzutauchen und so bedeutende Feste hautnah miterleben zu dürfen. Ich fand Diwali unfassbar schön und finde es echt schade, dass es so schnell wieder vorbei war. Mein Plan ist es aber, eine kleine Öllampe hier zu kaufen und dann mit nach Deutschland zu nehmen, um so nächstes Jahr an Diwali zumindest ein bisschen der Diwali-Atmosphäre nachspüren zu können.

P.S: Im meinem letzten Beitrag hatte ich ja über meine immer noch andauernde Registrierung gesprochen. Hierzu ein kleines Update. Die Registrierung ist abgeschlossen!! In die Grundschule können wir aus verschiedenen Gründen leider trotzdem nicht, was auch  blöderweise so bleiben wird ☹.