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Medaillen, das heißt Party!

Am 29. Oktober, ja ich weiß, dass ist schon zwei einhalb Wochen her, aber ich hab es einfach nicht geschafft, den Blogeintrag vorher hochlade fertig zu machen und außerdem wollte ich euch nicht so zuspamen. Aaalso, am Dienstag, den 29. Oktober wurden den Novizen die Medaillen überreicht. Es war eine Feier mit ein paar Gänsehautmomenten und reichlich Tränen vom Lachen. Aber eins nach dem anderen, buhoro, buhoro : )

Der Weg zum Salesianer

Ich glaube, es ist ganz sinnvoll, so anzufangen. Ihr sollt ja erstmal erfahren, was die Jungs hier so erwartet. Der Weg bis zum Salesianer ist alles andere als einfach und kurz.
Man(n) beginnt mit zehn Monaten als Aspirant in einer Kommunität Don Boscos. Anschließend geht es für zwei Monate Ferien nach Hause, bevor es dann richtig losgeht. Ob die Jungs ihre Familien in den nächsten zwei Jahren überhaupt sehen, weiß ich gar nicht, aber wenn, dann auf jeden Fall nur kurz.
Das zweite Jahr der Reise wird in Kigali im Pre-Noviziat verbracht. Dort herrscht ein straffes Programm und nach und nach werden es immer weniger. Meistens starten sie mit 20 bis 25 Pre-Novizen und um die 15 von ihnen kommen ins Noviziat nach Rango.
In unserem kleinen Dorf gibt es zwei Kommunitäten der Salesianer – uns und das Noviziat gegenüber. Die Novizen wohnen, beten und lernen dort, zusammen mit fünf oder sechs Brüdern und Pères. Sie sind meistens die Lehrer der angehenden Salsianer.
Am 16. August jedes Jahr ist großer Tag des Umzugs. Die Aspiranten ziehen ins Pre-Noviziat, die Pre-Novizen ins Noviziat und die Novizen aus, um dann das dreijährige Philosophie-Studium in Kigali oder Tansania zu absolvieren. Danach haben sie die Hälfte des Weges geschafft. Ja, ihr habt richtig gelesen – die Hälfte. Es folgen zwei Jahre Praktikum und vier Jahre Theologiestudium, wo immer sie wollen. Für das vierjährige Studium können die angehenden Brüder auch ins Ausland gehen.
Wer rechnen kann, der weiß jetzt, dass der Weg bis zum Salesianer ganze zwölf Jahre braucht. Bis zum Beginn des ersten Studiums kann den Aspiranten und (Pre-) Novizen zu jeder Zeit mitgeteilt werden, dass sie nicht weitermachen dürfen – auch ohne einen konkreten Grund dafür zu nennen. Aber meistens „erstehen sie selber wieder auf“ – so wird es hier genannt, wenn man abbricht. Erklärung: Die Verstorbenen werden von Gott gerufen und die angehenden Brüder auch. Wenn sie also abbrechen, erstehen sie auf.
Ja ja, Klosterhumor ; )

PARTY – oder besser gesagt, der Weg dahin

Am 29.10. bekamen die derzeitigen Novizen also die Medaillen überreicht, die sie nun offiziell als Mitglieder des Ordens der Salesianer kennzeichnen.
Am Abend vorher haben Rike und ich uns tatsächlich gefragt, was wir eigentlich anziehen sollen. Sonntagsklamotten oder sind die zu schick? Wer kommt überhaupt alles? Wie „katholisch“ sollte das Outfit sein? Es war echt lustig, weil es das erste Mal in den zwei einhalb Monaten, die wir hier sind war, dass ich mich gefragt habe, was ich anziehen soll.
Wir waren tatsächlich noch nie auf einer Medaillen-Überreichung und viel wurde uns im Allgemeinen ohnehin nicht mitgeteilt. Was wir wussten: Die Feier beginnt um zehn Uhr im Noviziat, die Pre-Novizen kommen auch, es gibt ein Basketballspiel und Essen.
Aber wir sind ja glücklicherweise geübt darin, mit wenig Infos ausgestattet in den Tag zu starten ; )

Am Ende trug ich übrigens eine Jeans Hose (das dritte Mal überhaupt, dass ich hier eine Jeans anhatte…), eine schwarze, nicht ausgeschnittene Bluse mit halblangen Ärmeln und eine Kreuzkette. Also schon sehr katholisch ; )

Und dann ging es los. Rike und ich waren mit deutscher Pünktlichkeit um zehn Uhr im Noviziat, wussten allerdings nicht, wo der Gottesdienst stattfinden sollte. Im großen Saal oder in der Kapelle? Glücklicherweise sind wir ja nicht zu übersehen und wir liefen einem Praktikanten direkt in die Arme, der uns in die Kapelle schickte.
Wir waren die Ersten – natürlich. Nicht mal alle Novizen waren fertig. Überall wurde noch herumgewerkelt. Oh man, das war was. Rike und ich haben uns dann einfach an die Seite gestellt und das Treiben beobachtet. Nach und nach kamen die Maria-Hilf-Schwestern, die hier in der Nähe wohnen und zu der Zeremonie eingeladen worden waren; der Bus mit den Pre-Novizen aus Kigali erreichte sein Ziel und mit einem Mal war richtig was los. 22 Jungs mit zwei oder drei Brüdern bzw. Pères, das Auto aus dem Provinzialat, das merkt man schon ; ) Man begrüßte sich herzlich, wir wurden ein bisschen skeptisch beäugt, aber als unsere Aspiranten kamen und erst die Pre-Novizen begrüßten und uns dann winkten, traute man(n) sich auch, uns die Hand zu geben.

Die Messe

Mit einer halben Stunde Verspätung begann die Messe. In der kleinen Kapelle des Noviziats wurde es kuschelig eng: zehn Priester, 15 Novizen, 22 Pre-Novizen, die restlichen Brüder, Praktikanten, zwei Aspiranten, die Schwestern und mitten drin Emma und Rike.
Die Priester haben nicht mal alle in den Altarraum gepasst, so eng war es ; )

Und dann ging die Messe los. Oh man, ich hatte selten so oft Gänsehaut wie in diesen knapp zwei Stunden. Also so ungefähr bei jedem Lied stellten sich die Härchen auf. Die singen so krass! Das könnt ihr euch überhaupt nicht vorstellen. Es wird alles mit Tenor und Bass gesungen und mit einer Leidenschaft! Holla, das ist echt wunderschön. Wenn wir das nächste Mal mit denen singen, versuche ich mal, ein bisschen was aufzunehmen und dann hier hochzuladen. Das muss man hören, vorstellen kann man es sich nicht. Aber ganz soo schön, wie bei der Medaillen-Übergabe wird es nicht, denn an dem Tag haben nicht nur die 15 Novizen, sondern mit ihnen noch sechs (?) Praktikanten, 22 Pre-Novizen und zwei Aspiranten gesungen. Die Kombi bekommen wir wohl so schnell nicht nochmal. Und trotzdem, auch wenn nur die Novizen singen… Ach, ich könnte ewig weiter schwärmen. Die Kapelle war auf jeden Fall ausgefüllt von diesem Klang.

Dann überreichte der vom Provincial gesandte Mann die Medaillen. Jeder der 15 jungen Männer kam einzeln nach vorne, wurde gesegnet und bekam dann die Kette mit dem Kopf von Don Bosco umgehängt. Diese Freude bei den starken Kerlen – das war schon süß ; ) Die neuen Schmuckstücke mussten erst einmal genau betrachtet werden, lächelnd natürlich. Dann noch die Eucharistie und schon war’s vorbei – na ja, schon passt bei knapp zwei Stunden vielleicht nicht ganz : )

Die frisch medaillierten Novizen mit den zehn Pfarrern und einem Bruder.
Alle stolz wie Oskar ; )
Schon wieder so eine bescheuerte Redewendung. Von denen heißt natürlich keiner Oskar!

Basketball-Spiel

Nach der Messe wurden die Hemden, schwarzen Schuhe und ordentlichen Hosen gegen kurze Sportsachen und -schuhe getauscht und es ging auf den Basketballplatz. Die Novizen in wunderschönem grün mit noch viel schönerer holländischer Aufschrift – auf dem Hintern. Die Pre-Novizen, mit den schlichteren und eindeutig schöneren Outfits ausgestattet, begann das Aufwärmen. Ja ja, das war schon mehr oder weniger professionell. Zu dem Zeitpunkt waren Rike und ich noch überzeugt davon, dass „unsere“ Novizen die Gäste zerlegen würden. Ich mach es kurz: ein einhalb Stunden später war es zu Ende und die Pre-Novizen, die nicht gespielt haben, waren vom Feiern genauso durch geschwitzt, wie die Spieler… Drei Partien spielten sie und alle drei verloren sie – also „unsere“ Novizen . Leider meistens sogar verdient. Wenn man(n) den Ball nicht rein macht, solange keiner da ist und verteidigt oder so ungenau wirft, hat man sich wohl auch keinen Punkt verdient. Wobei einen Sieg hätte ich den Jungs schon gegönnt.
Mittlerweile war es reichlich spät geworden. Um eins sollte es laut Zeitplan Mittagessen geben – um kurz vor halb drei war es dann tatsächlich so weit. Man ey, hatten wir alle Hunger ; )

Mittagessen

Das Mittagessen gab es mit ein einhalb Stunden Verspätung, aber immerhin gab es was. Leider saßen Rike und ich sehr weit hinten, sodass wir echt noch reichlich lange warten mussten, bis wir dran waren, uns etwas zu essen zu holen.
Gegessen wurde draußen vom Schoß, auf Stühlen sitzend. Man kann sich das Ganze in etwa folgendermaßen vorstellen: Das Gebäude mit den Zimmern der Novizen ist rechteckig. Außen sind die Zimmer, davor ein überdachter Weg und in der Mitte ein Garten. An der Hauswand, also auf dem Weg standen nebeneinander die Stühle, auf denen nun die Gäste saßen und sich die Bäuche voll schlugen. Für alle gab es mindestens zwei Flaschen Bier, es war also tatsächlich ein besonderer Anlass – sonst gibt es pro Nase eine. Während des Essens wurde Musik abgespielt, aber vor allem gequatscht. Das war ein Spaß.

Ich gebe euch mal ganz kurz Ausschnitte meines Gesprächs wieder:
Emma, hast du einen Freund?
~ Nein.
Warum nicht?
~Das weiß ich auch nicht.

Okay, die nächste dreiviertel Stunde ging es dann darum, warum ich keinen Freund habe, ob ich einen Freund von hier haben möchte, warum nicht. Es wurde herzlich gelacht – bis die Lachtränen kamen und dann wurde über die Tränen gelacht.
Geredet wurde auf Englisch und Französisch, mit den Novizen und den Pre-Novizen. Einfach, wie es gerade passte : )

Ja ja, seine Meinung über mein (nicht-vorhandenes) Liebesleben kenne ich jetzt ; )

Programm

Nach dem Essen wurde weiter gequatscht und die nächste Runde Bier verteilt – natürlich.
Es gab Bananen zum Nachtisch und dann wurden die Teller eingesammelt.
Halleluja, dann startete das Programm. Manche sangen, manche tanzten, andere hielten Reden. Einige Lieder waren gut geprobt, andere hätten ein wenig Aufmerksamkeit durchaus vertragen können ; ) Aber es ging ja um die Geste und die war süß.

Um fünf Uhr sind Rike und ich dann gegangen, kurz nach uns fuhren auch die Pre-Novizen.
Unser Direktor stand im Oratorium und fragte uns, wie es war. Er selbst war bei der Feier nicht anwesend – er erklärte uns dann auch, warum ; ) Père Gaspard ahnte bereits, dass die Feier wesentlich länger gehen würde, als angekündigt, dass es wesentlich später Essen geben würde. Und weil er darauf nicht wirklich Lust hatte, beschloss er, ebenso wie Père Léon und Père Jean-Pierre lieber in unserer Kommunität zu essen. Und der Direktor des Noviziats hat sich bei uns selber eingeladen.

Wenn alle anderen weg sind, dann sucht man sich halt neue Gesprächspartner ; )

Der Tag war sehr lang, aber wunderschön! Ich bin total dankbar, dass wir mit dabei sein durften. Es war anstrengend, abends konnte ich gut schlafen und so viel gelacht haben wir auch selten.
Ein rundum gelungener Tag. Und dadurch, dass wir die Pre-Novizen kennengelernt haben, wurden wir eingeladen, sie in Kigali zu besuchen. Das werden wir bestimmt mal machen ; )

Dieses Wochenende sind wir übrigens auf einem Weihnachtsmarkt in der Deutschen Botschaft – mitten im November… Aber wir freuen uns. Wir treffen die anderen deutschen Volos in Ruanda und hoffen auf ein bisschen deutsche Weihnachtsstimmung, denn die mag bei den Temperaturen nicht so ganz aufkommen. Mal schauen, ich werde berichten ; )

So, damit habt ihr jetzt auch vom Fest der Madaillen-Übergabe im Noviziat erfahren. Ich hoffe, es hat euch gefallen : )

Liebe Grüße und bis nächste Woche
Emma

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