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Gewöhnen

Teil zwei

Halli hallo!
Da si’ma wieda! In alter Frische zu einem neuen Beitrag, wobei es ja eigentlich nur die Fortsetzung des Beitrags von Freitag ist.

Nochmal zur Erinnerung: Ich habe eine Hypothese aufgestellt, die da lautet:
Man kann sich an alles gewöhnen.
Im letzten Beitrag habe ich mich auf Beispiele fokussiert, die diese Aussage stützen. Es gibt aber für mich auch einige Beispiele, die meine Hypothese widerlegen, sodass ich diese wohl am Ende des Beitrags nochmal überarbeiten muss. Aber erst einmal die Beispiele, ja?

Einkaufen

So blöd das klingen mag, ich freue mich schon wieder darauf, in Deutschland einkaufen gehen zu können. Nicht shoppen, aber Lebensmittel. SCHOKOLADE! Nicht, dass ich sie vermissen würde oder so… Ich doch nicht! Wie kommt ihr darauf?
Aber Spaß bei Seite. Dieser Luxus, einfach in den Einkaufsladen gehen zu können und dann dort alles zu bekommen, was man möchte. Und das ganze noch zu halbwegs bezahlbaren Preisen. Ja Freunde, seien wir doch mal ehrlich. Das ist alles bezahlbar, zum Großteil sogar echt, wenn nicht sogar viel zu günstig. Wir haben hier bisher einen Laden gefunden, in dem es eine Tafel Schokolade gibt.
Für umgerechnet VIER Euro. Mal abgesehen davon, dass sich die hier keiner leisten könnte, ist das eine Sorte Schoki, die in Deutschland vielleicht einen Euro kosten würde. Im Allgemeinen kosten Dinge, die man jeden Tag braucht, die kein Luxus sind, sehr wenig, aber alles, was darüber hinaus geht, ist super teuer.
Im Übrigen, Tierfutter wie in Deutschland gibt es hier nicht. Die Katzen bekommen Essen, das am Tisch über geblieben ist. Die Kühe werden mit den Blättern der Bananenbäume und den Bananenschalen gefüttert. Futter, und am Besten noch Nassfutter mit verschiedenen Geschmäckern, je nach dem was das Tier am liebsten mag, findet man hier nicht. Die Ziegen werden auch an Stricken angebunden und können dann das Gras fressen, das sich in ihrem Radius befindet. Ja, die leben noch. Genau wie die Kühe, die durch die Gegend geschickt werden. Zu Fuß, am liebsten über die schrägen Hänge und von Jungs mit Holzstöcken, die sie auch einsetzen. Ich will das nicht gutheißen, aber hier sind die Tiere einfach nur Tiere. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn unsere Katze in ihren Raum müssen, dann werden sie da mit dem Besen hingeschoben. Schön ist es nicht, aber sie lachen herzlich über mich, wenn ich sie bitte, die Katzen wenigstens nicht mit dem Fuß zu schieben. Ja ja, das deutsche Mädchen ; )
Ein bisschen vom Thema abgekommen, aber jetzt geht’s weiter.

Eines der drei Katzenbabys, die hier im Moment aufwachsen.
Das ist Karl oder doch Carl? Beim Rufen macht es zum Glück keinen Unterschied, darum haben wir die beiden schwarzen Katzen ja auch so genannt ; )

Waschen

Auch auf die Waschmaschine freue ich mich schon. Freitag habe ich alleine gewaschen. Die Wäsche aus zwei Wochen von zwei Mädchen. Freunde, das ist kein Zuckerschlecken. Zumal es unten im Waschraum kein fließendes warmes Wasser gibt. Also muss man die Waschkübel mit kaltem Wasser befüllen – mit Hilfe von Eimern natürlich. Dann läuft man in die Küche und bekommt genau einen Eimer heißes Wasser. Das muss reichen. Und dann geht’s rund.
Da geht das Waschen zu Hause schon wesentlich schneller und ist vermutlich auch reinigender als unsere Handwäsche mit nicht mal lauwarmen Wasser. Aber ein Jahr schaffen wir das. Und wer weiß, vielleicht bringt ja jemand eine der drei Waschmaschinen noch zum Laufen. Wir warten mal ab und lassen uns überraschen.

Da ist sie, nur leider nicht funktionstüchtig
Also falls ein Waschmaschinenexperte zufällig in der Nähe von Huye sein solle, melde Dich gerne bei uns!
Wir würden uns sehr freuen!

Umwelt

Ja ja, in Europa macht man sich reichlich Gedanken drum, was ja auch gut und wichtig ist, hier wird dagegen keine Sekunde Lebenszeit damit verschwendet, würde ich sagen.
Der Müll wird nicht getrennt. Damit geht’s schon mal los. Alles in eine Tonne. Also Bio-Müll wird vorher aussortiert, die Bananenschalen bekommen die Kühe, die Essensreste von den Tellern die Schweine. Aber Plastik und Restmüll kommt einfach zusammen und dann in den Verbrennungsofen. Drei, zwei, eins angezündet und fertig. Jeder größere Haushalt hat einen eigenen Ofen dafür im Garten, ansonsten wird es einfach auf einen Haufen gelegt und angezündet. Das ist schon ein bisschen befremdlich. Es sieht schrecklich aus, total die grauen Rauchwolken steigen auf und es riecht scheußlich. Nein, daran kann ich mich nicht gewöhnen. Aber daran können wir nun wirklich gar nichts ändern, denn auf so etwas wie eine Müllabfuhr wartet man hier vergebens.
Auch die Kinder werfen gerne ihren Müll auf den Boden. Uppala, einfach fallen gelassen. (Aber seien wir mal ehrlich, dass machen auch viele Leute in Deutschland!) Und wenn ich dann drauf zeige und sie bitte, ihren Müll aufzuheben und in die fünf Meter entfernte Tonne zu werfen, werde ich verständnislos angeschaut.
Es ist nicht ihr Müll! Klar, ich weiß auch nicht, wie ich drauf komme, du könntest den Müll fallen gelassen haben. Verrückt oder? Hab ich mir eben spontan ausgedacht! ; )
Die Straßen sind dafür übrigens erstaunlich sauber. Nur so am Rande bemerkt.
Außerdem spucken hier alle ständig auf den Boden, die Kinder, die Jugendlichen, die Erwachsenen. Einfach alle. Das finde ich ja überhaupt nicht schön und manchmal schon echt ekelig.
Die Autos sind auch manchmal richtige Dreckschleudern. Einige von den Bussen hinterlassen so grauen Qualm, dass man erstmal gar nichts mehr sehen kann. Nein, so schlimm ist es nicht, aber die Abgase sind schon sehr dunkel grau und dicht. In Deutschland hab ich solche Autos noch nicht gesehen, obwohl es da auch einige Umweltsünder gibt.

Sehnsucht

Okay zum Schluss der für mich wichtigste Punkt. Meine Familie und meine Freunde.
Es ist für mich in Ordnung, ein Jahr ohne meine Familie und Freunde auszukommen. Ja, das ist definitiv machbar und das schaffe ich auch. Aber länger? Oder gar dauerhaft? Natürlich findet man auch neue Freunde hier, aber trotzdem. Die Menschen, mit denen ich groß geworden bin, so selten und dann unter so großem Aufwand wiederzusehen, reizt mich jetzt nicht allzu sehr.
Und kommt mir jetzt nicht mit „Du möchtest doch auch nach Bayern zum Studieren.“ Ja, das ist richtig. Aber wenn ich da meine Eltern sehen möchte, setze ich mich für sieben Stunden in den Zug und dann sehe ich sie wieder.
Ich möchte nicht sagen, dass ich jetzt hier weg möchte. Im Gegenteil, wenn ich jetzt hier weg müsste, fänd‘ ich das sogar richtig traurig. Rike und ich wollen noch so viel erleben und sehen.
Nebenbei bemerkt, wir sind nun fast sieben Wochen hier und haben es nicht mal geschafft, den Markt nebenan zu besuchen… Also das muss auf jeden Fall noch passieren und die Nationalparks, die Kaffeeplantagen, die Jungs in Bombo, das alles wollen wir noch machen wollen, bevor es zurück geht.
Aber nichts desto trotz, als ich krank war, wäre es schon schön gewesen, wenn Mama nicht ganz so weit weg wäre. Is‘ se aber, also schaffen wir das auch, oder Rike?!
Ham wa ja auch. Ich bin wieder gesund, ganz ohne Mama. Na ja, ohne Mama, die körperlich anwesend war ; ) Gibt ja Telefone, zum Glück.

Alles, was ich hier beschreibe, sind meine persönlichen Erfahrungen. Macht euch das bitte bewusst. Nur, weil ich das so empfinde, ergeht es bestimmt nicht allen so.
Es haben mit Sicherheit nicht alle so ein Problem damit, ein Jahr sehr wenig Schokolade zu essen ; )
Einkaufen, waschen mit Waschmaschine, Tierfutter – das ist Luxus, der für uns in Deutschland selbstverständlich geworden ist und der mir hier zum ersten Mal richtig bewusst wird. Und das ist auch gut so, da merke ich mal, wie verwöhnt ich bin!
Überlegt euch mal, wie lange ihr jede Woche zum Wäsche waschen bräuchtet, wenn es keine Waschmaschinen gäbe. Da würde man sich zwei Mal überlegen, ob der Pulli wirklich schon wieder gewaschen werden muss oder ob man den nochmal anziehen kann.

Aber so überarbeite ich meine Hypothese nochmal und mache gleichzeitig daraus eine These:
Emma kann sich an fast alles gewöhnen.
Das passt besser oder?

So, das soll es für diese Woche gewesen sein.
Ich hoffe, euch hat dieser zwei-teilige Beitrag gefallen : )
Liebe Grüße
Emma

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