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Gerade noch rechtzeitig, aber viel zu früh!

Es ist kalt draußen, richtig kalt! Offensichtlich bin ich nicht mehr im wohltemperierten Uganda, sondern zurück in Deutschland.

Aufgrund der Corona-Krise mussten im Rahmen der Rückholaktion der Bundesregierung alle deutschen Freiwilligen im Ausland zurück nach Hause. Diese unvermeidliche Konsequenz bedauerte ich sehr, andererseits war ich wirklich froh gerade noch rechtzeitig einen der letzten Flüge nach Deutschland bekommen zu haben.

Dieser vermutlich finale Blogeintrag erscheint erst 3 Wochen nach meiner Rückkehr, da ich aus meinem Freiwilligendienst noch Malaria mitgenommen habe. Doch inzwischen bin ich wieder wohlauf und mir geht es gut. Jetzt kann ich Euch allen sogar noch Frohe Ostern wünschen!

Mein Freiwilligendienst endete 5 Monate früher als geplant. Genau wie viele andere wurde ich von den heftigen Maßnahmen gegen Corona komplett überrascht. Noch vor kurzem war Corona für mich ein abstraktes Problem, bis vor einem Monat die ersten besorgniserregenden Nachrichten der deutschen Botschaft in Uganda bei mir eintrudelten. Doch erst als Österreich seine Freiwilligen zurückrief und in meinem Projekt spekuliert wurde, ob die Schulen Ugandas bald schließen würden, wurde mir der Ernst der Lage voll bewusst.

Ich hatte weniger Angst vor dem Virus selbst, als vielmehr vor einem möglichen Zusammenbruch des Gesundheitssystems und der Versorgungsstrukturen, und allen daraus erwachsenden Konsequenzen. Auch bei den Salesianern kam diese Angst zur Sprache und wir hörten, wie in vergangenen Krisen Einrichtungen beinahe geplündert worden wären und wie Salesianer sich nicht mehr sicher fühlten. Spätestens als der Direktor unserer Einrichtung bereits ein Szenario einer Menschenmenge zeichnete, die wegen Hungers in die Einrichtung einfallen könnte, wurde mir wirklich klar wie kritisch die Lage werden könnte. Als mich dann auf der Straße erste Rufe „Coronavirus“ ereilten, merkte ich, dass sich allmählich auch die allgemeine Stimmung gegenüber uns als Europäer (als potentielle „Viruseinschlepper“) änderte.

Schmerzlicher Rückblick

Schmerzlich blicke ich zurück, da nur wenige Wochen zuvor die für mich beste Zeit im Projekt begonnen hatte.

Im vergangenen Schuljahr bis Dezember unterrichteten Tim und ich ausschließlich Sport in der Grundschule. Nach der Rückkehr der Studenten aus den Ferien Mitte Februar versuchte ich gleich zu Beginn eine Mathenachhilfegruppe zu eröffnen. Aufgrund des Stundenplans und der Vielzahl an Schülern (teilweise bis zu 80 Schüler pro Klasse) hat sich daraus ein Matheunterricht mit lebendiger Fragerunde entwickelt.

In meinem Unterricht versuchte ich nicht, wie zuvor bei anderen Lehrern beobachtet, etwas nach Schema an die Tafel zu schreiben und es die Schüler auswendig lernen zu lassen, sondern einen direkten Austausch mit Diskussion zu starten. Anfänglich hatten die meisten Schüler damit große Schwierigkeiten. Sie waren es gewohnt nur Aufgaben nach einem bekannten Muster zu lösen.

Daher war meine erste Stunde noch sehr chaotisch. Wie ich später erfuhr, hatte ich mit „Vektoren“ auch noch ein recht unbeliebtes Thema gewählt. In den nächsten Stunden behandelte ich kreuz und quer die Fragen der Schüler zu verschiedensten Themen, wie Trigonometrie und Statistik. Dies war auch für mich spannend, da ich all mein Schulwissen abrufen musste. Und die dabei schnell steigende Beteiligung zeigte mir, dass mein Angebot immer besser angenommen wurde.

Allerdings musste ich häufig feststellen, dass vielen der Schüler ein grundlegendes Interesse an den Naturwissenschaften fehlt, welches über das Examen hinausgeht. In den höheren Klassen (also das Äquivalent von 10.-13. Klasse bei uns) schien dieses Interesse der meisten sogar gegen Null zu tendieren mit nur wenigen Ausnahmen.

In den jüngeren Klassen, welche ich ebenfalls unterrichtete, war das Interesse immerhin deutlich größer und mein Vorschlag querbeet Fragen der Schüler zu beantworten, wurde dankend angenommen. Einige der besonders interessanten Fragen waren beispielsweise, ob Aliens existierten, wie weit entfernt von der Erde Menschen im All bereits gekommen sind, wie Viren krank machen oder wie Hurrikans entstehen.

Im Nachhinein wirkt es auf mich ironisch, dass ich auch viele Fragen zum Corona Virus beantwortete, ohne dass ich dabei auf die Idee gekommen wäre, dass es mich auch selbst betreffen könnte.

In den vergangenen Tagen hier zu Hause habe ich mich auch gefragt, wie viele interessante Dinge ich dort wohl verpasst habe durch den vorzeitigen Abbruch. Besonders bedauere ich, dass die Sportwettkämpfe und das Training der Mädchen-Volleyballmannschaft, dessen Übernahme ich bereits geplant hatte, nun nicht mehr möglich waren. Da ich beinahe täglich etwa zwei Stunden begeistert mit den Schülern Volleyball spielte, bedauere ich besonders diesen Punkt zutiefst. Ich hatte mir erhofft, dass das Training und die Wettkämpfe mich und die Schüler noch mehr zusammenschweißen würden.

Abschied und Abreise

Am Wochenende vor unserer Abreise wurden kurzfristig alle Schüler und Studenten im Land prophylaktisch nach Hause geschickt, so dass unser Abschied bei den Schülern leider nur aus einer kleinen Rede und dem Schießen vieler Fotos bestand. Immerhin konnten wir uns von den Fathers bei einem großen Abendessen einigermaßen ordentlich verabschieden.

In den letzten Tagen vor unserer Abreise wurde es immer ruhiger, so dass ich in meinen Gedanken zunehmend bereits schon zurück bei meiner Familie war. Bis dahin hatte ich, mit Ausnahme von Weihnachten, nie wirklich schlimmes Heimweh gehabt, doch die Aussicht meine Familie schon sehr bald wieder zu sehen, änderte dies abrupt.

Diese Gemütslage wurde durch die chaotische Planung unserer Rückreise noch verstärkt. Bis zum letzten Augenblick waren wir unsicher, ob unser Rückflug überhaupt freigegeben werden würde. Nur einen Tag zuvor hatte der Präsident in einer Rede die Schließung des Flughafens bekannt gegeben. Allerdings versicherte uns die deutsche Botschaft, dass KLM trotz allem fliegen würde. Zudem wussten wir, dass unser Anschlussflug von Amsterdam nach Frankfurt storniert wurde. Wir und unsere Familien versuchten bereits Alternativen zu finden, als uns am Check-In die Information erreichte, dass KLM unseren Flug automatisch auf einen der nächsten Flüge umgebucht hatte.

Angesichts von diesem Chaos und dieser Ungewissheit, verlief die eigentliche Reise fast ohne Komplikationen und ich konnte 36 Stunden nach meinem Aufbruch in Uganda in mein altes Bett zu Hause fallen.

Inzwischen bin ich dabei mich in Deutschland wieder einzuleben. Der „Rückkehrer-Schock“ wurde mir wohl dadurch erspart, dass ich durch die schwierige Situation vor der Abreise dann nur noch nach Hause wollte und erst gar keine wehmütigen Abschiedsgefühle entwickeln konnte.

Ende gut, fast alles gut?

Insgesamt denke ich, dass sich mein Freiwilligendienst im Ausland sehr gelohnt hat. Ich habe mich in einem unbekannten Umfeld mit ganz neuen Erfahrungen selbst viel besser kennengelernt und ich glaube auch weiterentwickelt. Genau dies war ja zum Anfang auch mein wichtigster Beweggrund für das FSJ, so dass ich nun im Nachhinein sehr glücklich mit meiner Entscheidung bin. Die Tatsache, dass mein gesamter Jahrgang seinen Freiwilligendienst im Ausland leider verkürzen musste, ändert aber nichts daran, dass trotzdem fast alle für das ganze Jahr geplanten Kosten angefallen sind. Daher möchte ich mich schon einmal ganz herzlich für die bisher von Euch eingegangenen Spenden bedanken!

Leider sind durch die Verkürzung aber insgesamt deutlich zu wenig Spenden in meiner Don Bosco Gruppe zusammen gekommen. Auch habe ich nun deutlich weniger Zeit, um für weitere Spenden zu werben. Aktuell besteht die Gefahr, dass dieses oder nächstes Jahr keine oder nur deutlich weniger Freiwillige entsendet werden können. Deshalb würde ich mich über jede weitere Spende von Euch an mein Spendenkonto bei Don Bosco Volunteers freuen, damit über dieses Programm auch in Zukunft Freiwillige viel über die Welt und sich selbst lernen können, so wie ich es durfte!

Wer ist hier eigentlich der Farbige?

„Wieso bezeichnen uns die Europäer und Amerikaner als coloured (bunt/farbig)? Ihr seid es doch die ständig die Hautfarbe wechseln. Wenn ihr krank seid werdet ihr gelblich, wenn ihr in die Sonne geht braun und jetzt wirst du rot! (Ich bin immer einfach nur schwarz.)“ Damit hat ein Priester unserer Kommunität nicht nur Recht, sondern er zeigt auch, wie unmöglich es hier ist am Thema Hautfarbe vorbei zu kommen. Selbst wer sich mit „farbig“ politisch korrekt fühlt und ausdrückt, schafft damit den Eindruck, dass eine dunkle Hautfarbe nicht normal sei. Dabei ist eigentlich weiße Haut eine biologische Mutation.

Doch hier ist meine Hautfarbe dafür verantwortlich, dass ich immer und überall auffalle. Egal ob es Tag oder Abend ist, immer drehen sich Leute um und starren mich an. Besonders bei Kindern gibt es häufig ein begleitendes „Muzungu“ (Luganda für „Weißer“). Einerseits möchte ich nicht so genannt werden, andererseits freuen sich die Kinder eigentlich immer über ein Lächeln. Es ist ein Dilemma, für das es keine Lösung gibt. Natürlich freue ich mich über die lachenden Kinder, doch es fühlt sich falsch an zu akzeptieren, dass ich nur der Weiße sein soll.

Ein besonderer planloser Tag

Mit Erwachsenen hingegen gibt es sehr häufig unangenehme Momente. Das beste Beispiel dafür ist eine einwöchige Jugendkonferenz in unserer Diözese. Am letzten Tag der Konferenz bat einer unserer Priester Tim und mich ihn für eine Messe dorthin zu fahren. Dort angekommen erfuhren wir, dass der Staatspräsident an diesem Tag zu Besuch kommen sollte. Doch wir schafften es, trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen, aufgrund unseres Priesters ohne zu bezahlen auf das Gelände zu gelangen. Schon vor der Messe gab es eine schwierige Situation, als wir uns zu den anderen Priestern auf die Bühne setzten sollten. Stattdessen ergatterten wir unauffällige Plätze neben dem Chor.

Nach dem Ende der Messe und vor der Ankunft des Präsidenten beschlossen ein paar Organisatoren uns in die erste Reihe, nur wenige Plätze vom Präsidenten entfernt, umzusetzen. Selten habe ich mich so unwohl gefühlt, wie den Organisatoren über die halbe Wiese zwischen den Zelten folgen zu müssen, um einen Platz einzunehmen, auf den weniger ich gehörte als fast jeder andere Anwesende. Peinlich war auch die Tatsache, dass die uns fehlende riesige Eintrittskarte von allen anderen gut sichtbar an einem Band um den Hals getragen wurde.

Während der Rede des Präsidenten fühlten wir uns recht deplatziert. Und der merkwürdigste Moment des Tages war erreicht, als der Präsident mir nach der Rede die Hand entgegenstreckte und mich fragte, woher ich komme. Beim anschließenden Mittagessen, bei dem wir zusammen mit allen anderen Jugendlichen sein wollten, wurden wir erneut herausgepickt um zusammen mit den Priestern und Ehrengästen zu essen.

Resümee

Generell werden Tim und ich oft anders behandelt. Außerdem sind wir aufgrund unserer Hautfarbe sofort vertrauenswürdig und die Sicherheitsbeamten/Polizei kontrolliert uns nie wirklich gründlich. Zum Glück hat sich unser Projekt inzwischen an unsere Gegenwart gewöhnt. Vielleicht hatte einer unserer Brüder Recht als er meinte, dass dies nicht nur mit unserer Hautfarbe zusammenhänge. Es sei die Gastfreundschaft aller und schließlich wisse jeder, dass wir Gäste seien. Ich befürchte, dass er damit nur teilweise Recht hat, denn leider wird z.B. unser Direktor als Vietnamese anders behandelt. Einerseits versuchen ihn die Einheimischen ebenfalls zu betrügen, doch ich habe noch nicht erlebt, wie versucht wurde die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken oder ihm eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen. Es ist eine traurige Erfahrung zu realisieren, dass ich mich nur aufgrund meines Aussehens und meiner Herkunft, selbst wenn ich es über Jahre versuchen würde, voraussichtlich niemals wirklich vollständig in die Gesellschaft integrieren könnte. Und dabei habe ich riesiges Glück, dass ich mit offenen Armen empfangen werde und nicht mit Ablehnung. Wie es denjenigen wohl ergeht, die in einer solchen Situation auf starke Ablehnung stoßen, kann ich mir nun besser vorstellen.

Weihnachten ganz weit weg

Mein erstes Weihnachten tausende km weit weg von zu Hause. In einer anderen Kultur, zu einer anderen Jahreszeit. Einen Weihnachtsbaum gibt es hier in der Kirche auch, zwar keine Nordmanntanne und sehr zerrupft, doch an Weihnachten erinnert er trotzdem. Die fehlenden Zweige wurden durch Dekoration kaschiert. Während in meiner Gemeinde Mariä Himmelfahrt in Dresden der Weihnachtsbaum eher schlicht gehalten wird, quoll er hier fast über vor blinkenden Lichtern, Girlanden und Lametta. Und auch die Krippe hier blinkt fröhlich vor sich hin.

Doch obwohl ich bei der Dekoration des Baumes und der ganzen Kirche half und es mich dabei in zuvor unerkundete Höhen verschlug (meine Körpergröße und Klettervorliebe verhalf mir zur Aufgabe die Kirche unter dem Dach zu schmücken), wollte bei mir lange keine Weihnachtsstimmung aufkommen. Auch die bei den Salesianern zur Tradition gewordene Rundfahrt mit Süßigkeiten durch den Ort, änderte daran nichts. Dabei verteilte ein als Father Christmas verkleideter Bruder von der Ladefläche unseres Pick-Ups her Süßes. Meine Aufgabe als Volontär bestand darin aufzupassen, dass kein Kind unter die Räder gerät oder versucht etwas zu stibitzen.

Und es dauerte nicht lange, bis ein großer Teil der Kinder Bombos Father Christmas und unserer Blaskapelle nachfolgte. Während wir lärmend durch die Straßen zogen und die Kinder mit lautem Rufen Süßes verlangten, fühlte besonders Tim sich ein wenig für den zu verpassenden Karneval entschädigt. Danach ging es in die Heiligabend-Messe, welche hier im Gegensatz zu Deutschland geringer besucht ist als eine normale Sonntagsmesse.

Nach einigen Liedern wie Jingle Bells, die bereits an Zuhause erinnerten, kam schlussendlich das Lied Stille Nacht. Vorher hatte ich Weihnachten kaum realisiert, doch in diesem Moment überkam es mich bei diesem Lied: Du bist fast 6000km weit entfernt von deiner Familie. Tim erging es ähnlich und schnell nach dem Ende der Messe begannen uns Kinder zu fragen, weshalb wir weinten. Worauf ich nur antworten konnte: „Vielleicht werdet ihr das auch verstehen, wenn ihr einmal weit weg von zuhause Weihnachten feiert“.

Dabei ist Weihnachten bei mir keinesfalls an einen Ort gebunden. Meine Familie wohnt so verstreut in Deutschland, dass ich Weihnachten schon bei den verschiedensten Familienmitgliedern in den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands gefeiert habe. Doch eben noch nie ganz ohne meine Familie.

Ich weiß nicht, ob es jedem so ergeht, der sein erstes Weihnachten weit von seiner Familie entfernt ist und dabei realisiert, wie seine Familie in diesem Moment ohne ihn feiert. Zumindest kann ich dieses Gefühl nicht besser beschreiben, welches weder wirkliche Trauer noch klassisches Heimweh ist.

Hier wird Weihnachten jedenfalls anders gefeiert. Außerhalb der Familie gibt es z.B. keine Geschenke und der Fokus liegt vor allem auf dem Weihnachtsessen. Beim gemeinsamen Essen mit allen aus der Kommunität, wurde die Stimmung schnell ausgelassen. Aufgrund meiner gedrückten Stimmung beschloss auch ich an diesem Tag mehr zu trinken als üblich. Doch anstatt mir zu helfen, fügte ich damit meinen seelischen Problemen auch noch körperliche hinzu.

Es waren für mich wohl nicht die unbeschwertesten Weihnachten, doch was in jedem Fall bleibt, sind neue Erfahrungen!

Simon Solar Student

Alle Welt spricht vom Klimaschutz und hier in Bombo wird gehandelt. Zwar habe ich den Eindruck, dass der Wille zum Klimaschutz eine geringere Rolle spielt als das gesparte Geld, doch dem Klima ist das egal. Glücklicherweise darf ich dabei sein, wenn die Studenten den Aufbau von Solaranlagen im Ausbildungszentrum lernen. Möglicherweise werde ich dann in Deutschland in der Lage sein, meine eigenen Solarzellen aufs Dach zu pflanzen.

Seit ich hier in Uganda selbst einige Auswirkungen des Klimawandels miterlebe und zu spüren bekomme, festigt sich mein Weltbild in dieser Richtung noch weiter. So hörte ich von verschiedenen Seiten, dass z.B. die Regenzeit sich bereits drastisch verschoben hat. Bereits seit einem Monat sollte eigentlich Trockenzeit sein, doch unsere Einrichtung wird weiterhin beinahe täglich überschwemmt. Glücklicherweise sorgt der Klimawandel hier „nur“ für extremen Regen und noch nicht für Dürre und Wassermangel. Auf der anderen Seite habe ich über die Salesianer von Erdrutschen und Überschwemmungen in Uganda gehört, denen bereits Menschen zum Opfer gefallen sind. Die Regierung versucht zwar bedrohte Menschen umzusiedeln, doch viele wollen nicht alles zurücklassen.

Wer mich kennt weiß, dass ich mich sehr für den Klimawandel interessiere. Unmittelbarer Zeuge des extremen Wetters zu werden, ist für mich daher besonders erschreckend, da ich mich hier vor Ort den am schlimmsten betroffenen Menschen verbunden fühle. Ich weiß nicht, ob es an den salesianischen Umweltprojekten in meiner Umgebung liegt, doch mein Eindruck ist, dass die Aufmerksamkeit der Menschen hier bei Umwelthemen wächst.

Die Solarstunden

Konkret in unserem Projekt soll es verschiedene Solarkurse geben, die entweder nur 3 Monate oder 2 Jahre Ausbildung beinhalten. Bis jetzt waren die Studenten in einem Eingewöhnungsjahr. Daher drehte sich der Unterricht um die Installation sehr rudimentärer Schaltkreise und um ein generelles Verständnis für Elektrik. Aber im kommenden Jahr soll durchgestartet werden.

Üblicherweise sind in Afrika die Kurse nach Geschlechtern getrennt. Nicht jedoch in diesem Kurs, der aktuell von 6 Studenten und 3 Studentinnen besucht wird. Im kommenden Schuljahr hoffe ich auf noch deutlich mehr Studenten und Studentinnen.

Die Klasse teilt sich mit einem allgemeinen Kurs zu Elektrik zwei Lehrer, die beide sehr nett sind. Bei einem der beiden fällt mir die Aussprache seines Namens sehr schwer, an ein Aufschreiben ist erst recht nicht zu denken. Beide Lehrer unterrichten alle Themen und ich habe immer noch nicht begriffen, nach welchen Kriterien die Aufteilung entschieden wird.

Am meisten habe ich ohnehin von den Studenten gelernt. Besonders war ich erschrocken, wie unvollständig und irreführend der Physik-Leistungskursunterricht an meiner ehemaligen Schule in Dresden in Bezug auf die praktische Anwendung von Wechselstrom war. Auch wenn mir z.B. das Verständnis des Grundkonzeptes von dreiphasiger Wechselspannung keine Schwierigkeiten bereitete, hat die praktische Umsetzung hier im Alltag an der Steckdose mein Physikweltbild erschüttert.

Meine Rolle besteht also eher im Beobachten und Fragenstellen, auch wenn ich beim theoretischen Entwerfen eines Schaltplans mit einigen der Studenten bereits mithalten kann. Doch bei der praktischen Umsetzung bin ich aufgrund meiner Ungeduld nicht zu gebrauchen. Während der Lehrer scharfe 90 Grad Ecken bei den Verkabelungen fordert, will ich nur probieren, ob es funktioniert und würde die isolierten Kabel überhaupt nicht weiter fixieren.

Das Fest

Auf jeden Fall bin ich gespannt, wie sich der Unterricht nächstes Jahr verändert, wenn die Solarklasse in das neue Klassenzimmer, das sogenannte „SolarLab“ umzieht. Dies wurde aus Österreich gesponsert und umfasst neben dem Klassenraum noch eine komplette Solaranlage, die bei Stromausfällen teilweise für Abhilfe sorgt.

Für die Einweihung wollte ursprünglich sogar die Bildungsministerin kommen. Einige Tage vor dem Termin sollte sie jedoch durch die Sprecherin des Parlaments ersetzt werden. Am Ende kam leider keine von beiden. Nichtsdestotrotz marschierten die Blaskapelle und viele der VTC-Studenten (von unserer Ausbildungsstätte) durch die Straßen. Auch wenn die Verkehrsregeln normalerweise eher sporadisch eingehalten werden, marschierte unser Zug perfekt regelkonform durch das Dorf und den zentralen Kreisverkehr.

Natürlich nicht ohne alle aufzuhalten, inklusive eines weiteren Gastes einer NGO aus Deutschland, der gerade zu dieser Zeit anreiste. Nachdem unser Gast schließlich das Gelände erreicht hatte, startete ein wirklich tolles Einweihungsfest mit Akrobaten und vielen verschiedenen Tänzen und gipfelte im offiziellen Start des Solarprojektes.

Leider begannen unmittelbar nach der Eröffnung des Projektes bereits die Ferien, so dass nun keine Schüler und Studenten mehr um uns herum sind. Bisher konnten wir unsere Zeit gut füllen, doch nun bedroht uns langsam Langeweile in den nächsten 2 Monaten Ferienzeit.

Von einem kürzlichen Besuch in einem Flüchtlingslager, gemeinsam mit der Verantwortlichen für die österreichischen Spenden, werde ich in einem späteren Blogeintrag berichten.

Nun befinden wir uns bereits in der Adventszeit und Weihnachten steht vor der Tür, doch ohne Kälte kommt bei mir einfach keine richtige Adventsstimmung auf. Umso mehr wünsche ich Euch allen und Euren Familien eine wunderschöne Advents- und Weihnachtszeit!

Krankheit und Projekte

Drei Wochen krank in Afrika und ein sehr typisches Krankheitsbild für Malaria, sind nicht gerade der Traum eines Freiwilligen. Die Stärke der Symptome schwankte stark von Tag zu Tag, teils von Stunde zu Stunde. 4 Krankenhausbesuche und 4 negative Malariatests sorgten nicht gerade für Erleichterung bei mir. Zum Glück diagnostizierte der dritte der bei jedem Besuch wechselnden Mediziner vor 3 Wochen eine Darminfektion. Die Medikamente scheinen gewirkt zu haben, da ich mich nach einer knappen Woche wieder gut fühlte und beginnen konnte in einen normalen Tagesablauf zu starten.

Da ich nach der ersten Woche und meiner ersten vermeintlichen Genesung von meinem Körper unsanft zurück ins Bett befohlen wurde, blieb ich anschließend vorsichtig. Wer mich krank erlebt hat weiß, dass ich durch die Krankheit verändert wirke. Ich werde stiller und entspannter, brauche vor allem meine Ruhe und verbrachte daher viel Zeit im Bett und in Gedanken versunken. Ich befürchte, dass der Eindruck entstehen könnte, dass diese Wochen für mich eine Katastrophe oder Qual waren, doch im Grunde sehe ich es als eine weitere Erfahrung und hoffe mir nun einen wirklichen Fall von Malaria ersparen zu können. Doch ich möchte die Gelegenheit nutzen unter anderem darüber schreiben, was ich an Deutschland vermisse, da ich viel Zeit hatte auch darüber nachzudenken.

Was ich vermisse

Zum einen vermisse ich Kleinigkeiten, wie ein langes bequemes Bett und einen Teppich, oder auch ohne in permanenter Furcht vor Kakerlaken zu leben. Durch meine große und schlanke Statur hätten meine überall ungepolsterten Knochen diesen Komfort genossen. Und auch eine warme Dusche hätte mir gerade in der Zeit meiner Krankheit bestimmt das Leben erleichtert. Besonders deutsches Brot hat ein hier nicht füllbares Loch in meinem Magen hinterlassen, doch an dieser Lücke wird bereits gearbeitet. Der Plan unser eigenes Brot zu backen wurde durch meine Krankheit zwar behindert, doch inzwischen steht dies weit oben auf meiner persönlichen Prioritätenliste.

Neben diesen kleineren Unannehmlichkeiten gibt es jedoch auch Verhaltensweisen, die mich immer wieder ärgern. Ich habe es gehasst in Deutschland auf unpünktliche Menschen zu warten. Während man in Deutschland aber bereits ab 5 Minuten als zu spät gilt, sind 15 Minuten in Uganda noch pünktlich. Und obwohl ich zum Glück keinerlei Stress habe und eine halbe Stunde Warten meist keine schlimme Verspätung zur Folge hat, bringt mich die allgemeine Unpünktlichkeit innerlich immer wieder zum Kopfschütteln.

Die bessere Seite

Doch nichtsdestotrotz genieße ich die Zeit hier und sollte ich nur den kleinsten Moment zweifeln, brauche ich nur an die Temperaturen in Deutschland zu denken. Besonders seit nach meiner Krankheit der Berg an Aufgaben stetig wuchs und gerade die letzte Woche gefüllt war von verschiedensten Aktivitäten, genieße ich die Zeit hier immer mehr. So füllten Pizzabacken, unterrichten, verschiedene Gartenarbeiten und viele weitere Aktivitäten meine Vormittage.

Und es gibt auch größere Projekte, an deren Umsetzung Tim und ich gerade arbeiten. So gibt den Plan einen Pizzaofen für die ganze Schule bauen oder deutsches Brot für uns und die Salesianer zu backen. Die Nachmittage sind inzwischen ohnehin verplant, seit ich regelmäßig die praktischen Unterrichtsstunden der Solar- und Elektrizitätsklasse besuche. Daran anschließend folgen noch gute 2 Stunden Volleyball mit den Schülern und Studenten. Danach bleibt abends nicht mehr viel Zeit für andere Aktivitäten, auch da ich recht früh ins Bett gehe.

Meine Konklusion

Inzwischen denke ich, dass die zuvor von mir kritisierte Unpünktlichkeit vieler Menschen eine Folge der faszinierenden Gelassenheit ist, die hier allgegenwärtig ist. Ein Leben ohne konkrete Vorgaben, mit freier Entfaltungsmöglichkeit und einen stressfreien Alltag werde ich vermutlich hier zurücklassen müssen. Eine gewisse Ordnung und Organisation haben aber durchaus auch ihre Vorzüge. Gerade die Hauptstadt Kampala ist ein Warnzeichen, wie Chaos und die Abwesenheit von Organisation sich negativ zeigen. Von Kleinigkeiten, wie das systematisch anmutende Fehlen von Preisschildern im sonst fast europäischen Supermarkt, über Straßenverkäufer, die alle Wege verstopfen, bis zum totalen Verkehrsinfarkt mit Nebenwirkungen wie einer smogähnlichen „Luft“, hat Kampala alle Formen des Chaos zu bieten. Selbst ein Brother der Salesianer von hier bemerkte zu uns bereits bei unserem ersten Besuch: „Man, do you see all the confusion?“.

Doch wie so häufig gilt: „Die Dosis macht das Gift“ und Stress ist in meinen Augen eine unvermeidliche Begleiterscheinung von übertriebener Pünktlichkeit und Ordnung. Ich glaube an diesem Punkt bereits jetzt eine sehr wichtige Lektion meines Freiwilligendienstes gelernt zu haben, dass es nämlich darauf ankommt eine gute Balance von innerer Gelassenheit und äußerer Ordnung zu finden. Einen Teil der Gelassenheit, die ich hier kennenlernen darf, möchte ich auf jeden Fall mit nach Deutschland nehmen.

Wer suchet, der findet

Schon seit meiner Ankunft hier in Bombo sind wir ständig am Suchen. Anfangs dachte ich es sei normal für die ersten Tage, doch die Suche nach Personen oder Gegenständen nimmt kein Ende. So suchten Tim und ich mehrere Tage nach einem Paket, welches unsere Vorgänger uns hinterlassen hatten. Doch dies entpuppte sich schwieriger als gedacht. Viele Stationen, Wendungen und Fehlinformationen später, nachdem wir bereits aufgegeben hatten, tauchte das Paket im Büro unseres Direktors auf.

Doch im Nachhinein sind wir beide dankbar, da uns die Suche nach dem Paket zu vielen wichtigen Ansprechpersonen führte. Dabei erwuchs in uns die Idee eine solche Schnitzeljagd auch für unsere zukünftigen Nachfolger zu erhalten, wenn auch besser organisiert! Vielleicht wird auch dieser Blogeintrag Teil eines Rätsels sein?

Auf Arbeitssuche

Zunächst änderte der Schulbeginn nicht viel an unserer Arbeitslosigkeit. Zwar waren endlich Kinder zum Betreuen auf dem Gelände, doch da die Schule hier fast den ganzen Tag von 7 Uhr bis teilweise 18 Uhr umfasst und die Kinder und Jugendlichen auch danach kaum Freizeit haben, beschränkt sich unsere „Arbeitszeit“ hauptsächlich auf die Pausen. Dazu kommen noch unsere vier Unterrichtsstunden pro Woche in einem Sportunterrichtäquivalent für zwei Grundschulklassen, in dem sich alles weniger um das Erlernen von bestimmten Sportarten dreht, sondern hauptsächlich um Bewegungsspiele. Weil sich in einer Klasse jedoch rund 120 Schüler befinden, wird daraus oft weniger Unterricht und dafür umso mehr Chaos. Doch da Tim und ich bisher nur wenige Unterrichtsstunden hatten, werde ich davon später noch ausführlicher berichten.

Neben dem regulären Sportunterricht wurde mir die Aufgabe übertragen, die Volleyballmannschaft der Mädchen im Alter von 15 bis 18 zu trainieren. Es gibt aber weder regelmäßige Zeiten, noch einen reservierten Platz dafür, so dass sich die Trainingserfolge bis jetzt stark in Grenzen halten. Da es jedoch Wettkämpfe zwischen den Schulen Ugandas gibt, ist dies eine vielversprechende Aufgabe, die ich sehr gern übernommen habe.

Inzwischen wurde Tim und mir klar, dass uns kaum etwas vorgegeben wird und wir uns unsere Aufgaben daher selbst suchen oder schaffen müssen. Das wirkte auf uns im ersten Moment etwas planlos und unorganisiert, doch es macht möglich, dass wir nur Aufgaben übernehmen, die uns interessieren. Zurzeit hoffen wir, dass die Salesianer uns häufiger als Fahrer einsetzen, da Autofahren hier mit minimalen Verkehrsregeln und durch Feldwege, ein wirkliches Abenteuer ist und in meinen Augen deutlich mehr Spaß macht als in Deutschland.

Gefundene Aufgaben

Eine motivierte Suche führt meist zu einer guten Lösung oder einem neuen Ziel und bisher haben Tim und ich noch für fast jedes Problem eine Lösung gefunden. Inzwischen sind wir deutlich mehr ausgelastet, gerade am Wochenende haben wir kaum noch freie Zeit. Unter der Woche gibt es vormittags meist eine Aufgabe, wie z.B. einen Father irgendwohin bringen, mit aufs Feld gehen (um z.B. Kassawa, ähnlich Kartoffelpflanze, aber anderer Geschmack und teils groß wie ein Unterarm für die Studentenküche zu ernten) oder die Fußballmannschaft zu einem Spiel begleiten. In Zukunft kommen voraussichtlich weitere Aufgaben hinzu.

Nachmittags sind Tim und ich für das Oratorium zuständig. Dies bedeutet in unserem Fall einen Ort für die Kinder bereit zu stellen, an dem sie verschiedenste Spiele spielen können. Von Uno, über Schach bis Springseile, haben wir eine große Spielepalette im Angebot. Leider sind Tim und ich zurzeit noch etwas überfordert mit den 30 bis 60 Kindern. Daher sind wir dem Rat unserer Vorgänger gefolgt und haben ein Pfandsystem eingeführt. Die Umsetzung macht uns zwar noch einige Probleme, doch ich bin mir sicher, dass wir auch hierfür eine Lösung finden werden.

Bis vor einer Woche leistete uns für etwa 3 Wochen eine Kanadierin in der Gemeinde Gesellschaft. Sie hatte in Kanada Spenden gesammelt und wollte nun einen Eindruck von deren Verwendung gewinnen. Dies gab uns die Möglichkeit gemeinsam mit ihr die Projekte (wie z.B. Brunnenbohrlöcher) in der Umgebung unserer Einrichtung zu erkunden. Inzwischen ist sie zurück nach Kanada gereist.

Die Fathers

Alles in allem denke ich, dass wir riesiges Glück mit unseren 9 Salesianern vor Ort haben. Alle sind extrem nett und haben einen unerschöpflichen Humor. Bereits jetzt haben wir so viele verschiedenste Witze gemacht, dass dieser Blogeintrag nicht ausreichen würde, um alle aufzulisten. Dabei hat jeder Father seine ganz eigene Art von Humor. Die entspannte Erwartungshaltung der Fathers uns gegenüber ist im Grunde sehr zielführend, da so Konflikten und Frustpotenzial vorgebeugt wird! Wir können uns selbst Aufgaben suchen und es wird uns der Freiraum gelassen diese Aufgaben so zu erfüllen, wie wir es für sinnvoll halten. Beispielsweise gibt es für uns im Sportunterricht der Grundschule keinerlei Vorgaben und wir sind frei in unseren Gestaltungsmöglichkeiten. Gleichzeitig sind die Fathers für uns bei jeder Schwierigkeit da und helfen uns wo immer wir fragen. Dass jede Initiative von uns selbst ausgeht und es keine festgelegten Erwartungen gibt, ist eine neue und sehr angenehme Erfahrung direkt nach der Schule. Sehr empfehlenswert für jeden frischen Schulabsolventen!

Tschüss für heute und ich freue mich auf Euren nächsten Besuch in meinem Blog!

Meine ersten Eindrücke

Inzwischen bin ich eine Woche in Bombo (Uganda) und ich habe bereits eine große Palette von Gefühlen abgearbeitet.

Alles begann mit Vorfreude noch in Dresden, als ich meinen Koffer packte und es kaum erwarten konnte endlich in den Flieger zu steigen. Doch der Moment des Abschieds von meiner Familie rückte immer näher und nachdem ich meinen Bruder bereits schmerzlich in Dresden zurücklassen musste, breitete sich auf dem Weg zum Flughafen langsam Nervosität aus. Hatte ich etwas vergessen oder würde es Probleme bei der Einreise geben? Meine Gefühle am Flughafen sind nicht schwer zu erraten, ein Mix aus Abschiedsschmerz von meinen Eltern, Vorfreude und Nervosität.
Im Flugzeug missverstand mein sehr netter Sitznachbar aus der Türkei, mit dem ich mich fast den ganzen Flug über angeregt unterhielt, meine Nervosität mit Angst vor einem Unglück. Doch ein Solches bereitete mir in jenem Moment am wenigsten Kopfzerbrechen. Mein Sitzpartner verstand es vortrefflich abzulenken und schwärmte vom deliziösen Essen und dem guten Service bei Turkish Airlines. Diese Einschätzung kann ich nur bestätigen und halte, trotz mangelnder Flugerfahrung, den Titel von Turkish Airlines als beste Fluggesellschaft der letzten paar Jahre für redlich verdient.

Nach einem Zwischenstopp in Istanbul flogen mein Mitvolontär Tim und ich weiter nach Uganda, um dort um 2 Uhr morgens völlig fertig anzukommen. Eine ca. zweistündige Autofahrt später, während der sich meine Augen nicht offenhalten ließen, fiel ich schlussendlich um halb 5 Uhr morgens in Bombo ins Bett.

Leider wurde es eine sehr kurze Nacht, da ich aufgrund des Lichtes bereits um 9 Uhr morgens aufwachte. Den Tag begann ich mit dem Frühstück, auch wenn das süße Milchbrot diesen Namen kaum verdient. Zu dem Brot gab es ausschließlich Dosenmarmelade und Erdnussbutter. Wenn mich etwas belastet, dann ist es das karge Frühstück und das frühe Aufstehen.
Nach einer Scheibe „Brot“ machte ich mich bereits auf die Suche nach einem Salesianer und fand schließlich zuerst einen Bruder, der mich später an einen Father (Pfarrer) weitergab. Diese zeigten mir fast den gesamten Vormittag das riesige Gelände, welches Grund- und weiterführende Schule umfasst. Daran angeschlossen ist noch eine Ausbildungsstätte, in der die jungen Erwachsenen z.B. Weben, Metallverarbeitung oder Mauern lernen können.

Erst beim Mittagessen lernte ich die meisten anderen Fathers kennen. Ohne sie genauer vorzustellen kann ich nur sagen, dass alle sehr nett und hilfsbereit sind. Um den Tag noch besser werden zu lassen, war das Mittagessen sehr lecker und sättigend. Meistens gibt es Reis als Grundlage, wozu verschiedene lokale Gemüsearten gegessen werden. Doch das Beste ist das Obst, welches es immer dazu gibt. Abwechselnd ergänzen Ananas, Wassermelone und Bananen das Essen. Und es tun mir wirklich alle leid, die in Deutschland das Obst von hier essen müssen, denn mit dem hier direkt geernteten ist das in Deutschland erhältliche geschmacklich nicht vergleichbar!

Leider sind zurzeit in den Ferien noch relativ wenige Kinder in der Einrichtung. Die Abschlussklassen müssen sich auf ihre Prüfung vorbereiten. Glücklicherweise konnten Tim und ich am Abend, nachdem sich die Hitze der Sonne verflüchtigt hatte, mit einigen fast Gleichaltrigen Basketball spielen. Zwar gehörten wir immer noch zu den Größten, doch ich musste schnell erkennen, dass ich gegen sie im Spiel keine Chance hatte. Mit anbrechender Dämmerung begannen die Moskitos umher zu patrouillieren, woraufhin wir uns zu den Salesianern zum Rosenkranz beten und Abendessen zurückzogen.

Am nächsten Tag bezogen wir unsere endgültigen Zimmer und so begann ein langer Tag im Kampf gegen Insekten. Da wir nicht sicher waren, welche Insekten schädlich sind und welche nicht, beschlossen wir einfach alles radikal per Chemiebombe zu bekämpfen. Nachdem wir kurz einmal feucht durchgewischt hatten, setzten wir kurzerhand die doppelte der angegebenen Menge an Chemiespray gegen alles Leben in unseren Zimmern ein. Die dadurch für einige Stunden unbewohnbaren Zimmer rüsteten wir danach noch mit Mückennetzen auf und seitdem ist mir kein Moskito mehr unter den Flip Flop gekommen. Vielleicht hat daran auch mein scheuer Mitbewohner Licro einen Anteil, eine kleine Echse, die ihren Namen Tim zu verdanken hat, der sie als „little crocodile“ beschrieb. (Vielleicht kann ich noch ein Bild nachliefern, doch er hält sich versteckt.)

Leider gibt es derzeit noch relativ wenige Aufgaben für uns, da uns klassische Arbeit bis zum endgültigen Visum theoretisch verboten bleibt. Zudem sind die Kinder noch in den Ferien. In den ersten Tagen breitete sich so bei uns ein gewisser Frust aus, auch weil nichts organisiert war. Wir mussten uns selbst alle Abläufe und Aufgaben erfragen. Dies gestaltete sich schwieriger als gedacht, da in Afrika die Aussprache für mich anfänglich schwer zu verstehen war. Inzwischen bin ich jedoch recht gut angekommen und Tim und ich haben bereits eine gewisse Routine entwickelt.

Es ist natürlich noch mehr passiert, doch davon berichte ich später im nächsten Blogeintrag. Ihr dürft schon gespannt sein….

Alle Don Bosco Volunteers 2019

Pädagogisches Praktikum

Inzwischen habe ich seit mehr als einem Monat nicht mehr in meinem eigenen Bett geschlafen und meine Ausreise nach Uganda ist in gerade einmal zehn Tagen. (Ich schrieb diesen Blogeintrag hauptsächlich am 26.8) Deshalb war ich anfänglich nicht davon begeistert meine Rückkehr nach Hause um weitere zwei Wochen nach hinten zu verschieben. Einen halben Monat zuvor hatten mein Freund und ich mit unseren Interrail Tickets noch Venedig, Paris und Brüssel besucht. Und anschließend verbrachte ich einige Tage mit meiner Familie an der Nordsee.

In Köln angekommen begann mein Praktikum im Don Bosco Club in Mühlheim. Dort lebte ich zusammen mit den Salesianern vor Ort, die immer mit einem Spruch wie: „Gott wollte nicht das wir Wasser trinken, sonst hätte er die Mehrheit nicht versalzen!“ auf den Lippen, stets darauf zu achten wussten, dass ich wohlgenährt zur siebenstündigen Arbeit mit den Kindern aufbrach. Bei dem köstlichen Essen und dem vielen Sport habe ich bestimmt einige Kilo zugelegt. Leider ist dies eine reine Hypothese, da ich keine „Messwerte“ erhoben habe.

Einer der Salesianer machte sogar das Angebot mir am Wochenende Köln zu zeigen, welches ich dankend annahm. So erlebte ich unter anderem den Dom und konnte einen wunderschönen Blick über Köln von einem nahe am Dom gelegenen Hochhaus genießen.

Erfahrungen

Jetzt in der Reflexion, mit Hilfe dieses Blogbeitrags, ist für mich offenkundig, dass dieses Praktikum vermutlich die wichtigste pädagogische Vorbereitung für mein Auslandsjahr war. Allerdings arbeitete ich im Don Bosco Club fast ausschließlich mit Kindern unter 10 Jahren. Ich vermute, die Arbeit mit Jugendlichen wird sich davon deutlich unterscheiden. Gerade in der Anfangszeit meines Praktikums waren wenige Kinder im Club, so dass ich mich weniger um Ordnung bemühen musste, wodurch viel Zeit für jedes einzelne Kind blieb. Gerne hätte ich auch einmal Chaos erlebt, um in Uganda besser damit zurecht zu kommen.

Bei den meisten Kindern zeigte mein Ansatz, mit Argumenten zu überzeugen, kaum Ergebnisse. Dadurch lernte ich jedoch wie wichtig ein konsequenter Umgang mit ihnen ist. Meine ehrliche Art und das Mitbringen von viel Zeit und Geduld machte mich bei vielen Kindern zu einem gefragten Mitspieler. Nur die Spielevarietät bereitete mir schnell Kopfzerbrechen, denn bis auf Fußball, Basketball und UNO schienen die Kinder an keinem Spiel langfristig interessiert.

Es gab auch schwierige Erfahrungen. Ich musste zum Beispiel erleben, wie viele Kinder kaum Deutsch sprechen. Und dabei meine ich nicht einmal die vielen Kinder, die mit anderen Muttersprachen aufgewachsen sind, sondern den allgemein extrem kleinen Wortschatz der meisten Kinder. Obwohl ich viele Kinder als sehr intelligent einschätze, geht durch ihre geringen sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten eine Menge Potenzial verloren.

Der Junge

Einen großen „Bildungserfolg“ konnte ich jedoch auf dem Gebiet der Selbständigkeit erzielen, indem ich vielen Kindern zeigte, wie sie sich selbst ihre Schuhe binden konnten. Noch in meiner ersten Woche kam ein sehr netter Junge mit offenen Schuhen zu mir, mit dem ich bereits vorher Basketball gespielt hatte. Er fragte mich schüchtern, ob ich ihm helfen könne den Knoten zu lösen, den er beim Versuch geschaffen hatte die Doppelschleife seiner Mutter zu lösen. Obwohl er anfänglich zögerte, erklärte er sich schnell bereit, sich von mir zeigen zu lassen, wie er sich selbst die Schnürsenkel binden könne. Nach lediglich 15 Minuten hatte er es bereits verstanden. Dies erstaunte mich zutiefst, da nur wenige Tage zuvor ein anderer Junge fast eine Stunde gebraucht hatte, um nach unzähligen Erklärungen zu begreifen, dass es besser ist die erste Schleife unten am Knoten zu machen und nicht am Ende des Senkels.

Doch das weitere Gespräch mit dem ersten Jungen bekümmerte mich, als ich erfuhr, dass er die zweite Klasse wiederholen müsse, da er nicht multiplizieren könne. Auf die Frage nach seinem Lieblingsfach erwiderte er, nach einer Begriffserklärung, sogar mit Mathematik. Leider wollte er von mir während der Ferien keine Hilfe bei diesem Thema. Durch diese Begegnung lernte ich, wie wichtig ausreichend gemeinsame Gesprächszeit für die Kinder ist und wieviel sie bewirken kann.

Resümee

Mir scheint, dass zu viele Eltern zu wenig mit ihren Kindern im Kleinkindalter sprechen, so dass die Sprachentwicklung leidet. Und auch mit fortschreitendem Alter bleiben anregende Gespräche für die Kinder unabdingbar. Dem oben erwähnten Jungen gab ich den Tip immer nachzufragen, sollte er ein bestimmtes Wort nicht verstehen. Denn es schien mir ein Hauptproblem bei ihm zu sein, dass er sich vermutlich selten traute zuzugeben, wenn er ein Wort nicht kannte. Erst die anschließende Unsicherheit bei einer Antwort verriet ihn.

Ich bin für alles dankbar, was ich in meinem Praktikum lernen durfte. Insbesondere die anderen Betreuer und Salesianer waren immer super nett und hilfsbereit. Ich bin überzeugt davon, dass diese Erfahrungen für mich in Uganda sehr hilfreich sein werden.

Abschied von meiner Familie vor der Abreise

Dies ist der Beginn einer Reise!

Hiermit beginnt meine erste lange Reise zu den Menschen einer ganz anderen Kultur, zu den Menschen Ugandas in Afrika, und vielleicht beginnt sogar eine Reise zu mir selbst.

Ebenso beginnt hiermit mein Reiseblog, mit dem ich Euch an meinen Eindrücken, Begegnungen, Gedanken und Anekdoten teilhaben lassen möchte. Wenn Ihr Fragen oder Hinweise zu meinen Blogeinträgen habt, freue ich mich über Euer Feedback!

Das nächste Jahr werde ich an einer Schule in Bombo (etwa 30 km nördlich von der Hauptstadt Kampala) mit rund 2000 Schülern verbringen und werde mit meinem Mitvolontär Tim in der kirchlichen Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos leben. Wir werden in der Jugend- und Kinderbetreuung arbeiten, doch die genauen Aufgabenbereiche werden wir erst vor Ort erfahren. So wie wir hörten gibt es viel zu tun und wir werden unsere Fähigkeiten gut einbringen können.

Morgen Donnerstag den 5. September geht es für mich los und ich bin bereits aufgeregt. Mein Zimmer ist auszugsfertig, mein Koffer gepackt und die Vorfreude riesengroß.

Optimale Startbedingungen also!