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Wer suchet, der findet

Schon seit meiner Ankunft hier in Bombo sind wir ständig am Suchen. Anfangs dachte ich es sei normal für die ersten Tage, doch die Suche nach Personen oder Gegenständen nimmt kein Ende. So suchten Tim und ich mehrere Tage nach einem Paket, welches unsere Vorgänger uns hinterlassen hatten. Doch dies entpuppte sich schwieriger als gedacht. Viele Stationen, Wendungen und Fehlinformationen später, nachdem wir bereits aufgegeben hatten, tauchte das Paket im Büro unseres Direktors auf.

Doch im Nachhinein sind wir beide dankbar, da uns die Suche nach dem Paket zu vielen wichtigen Ansprechpersonen führte. Dabei erwuchs in uns die Idee eine solche Schnitzeljagd auch für unsere zukünftigen Nachfolger zu erhalten, wenn auch besser organisiert! Vielleicht wird auch dieser Blogeintrag Teil eines Rätsels sein?

Auf Arbeitssuche

Zunächst änderte der Schulbeginn nicht viel an unserer Arbeitslosigkeit. Zwar waren endlich Kinder zum Betreuen auf dem Gelände, doch da die Schule hier fast den ganzen Tag von 7 Uhr bis teilweise 18 Uhr umfasst und die Kinder und Jugendlichen auch danach kaum Freizeit haben, beschränkt sich unsere „Arbeitszeit“ hauptsächlich auf die Pausen. Dazu kommen noch unsere vier Unterrichtsstunden pro Woche in einem Sportunterrichtäquivalent für zwei Grundschulklassen, in dem sich alles weniger um das Erlernen von bestimmten Sportarten dreht, sondern hauptsächlich um Bewegungsspiele. Weil sich in einer Klasse jedoch rund 120 Schüler befinden, wird daraus oft weniger Unterricht und dafür umso mehr Chaos. Doch da Tim und ich bisher nur wenige Unterrichtsstunden hatten, werde ich davon später noch ausführlicher berichten.

Neben dem regulären Sportunterricht wurde mir die Aufgabe übertragen, die Volleyballmannschaft der Mädchen im Alter von 15 bis 18 zu trainieren. Es gibt aber weder regelmäßige Zeiten, noch einen reservierten Platz dafür, so dass sich die Trainingserfolge bis jetzt stark in Grenzen halten. Da es jedoch Wettkämpfe zwischen den Schulen Ugandas gibt, ist dies eine vielversprechende Aufgabe, die ich sehr gern übernommen habe.

Inzwischen wurde Tim und mir klar, dass uns kaum etwas vorgegeben wird und wir uns unsere Aufgaben daher selbst suchen oder schaffen müssen. Das wirkte auf uns im ersten Moment etwas planlos und unorganisiert, doch es macht möglich, dass wir nur Aufgaben übernehmen, die uns interessieren. Zurzeit hoffen wir, dass die Salesianer uns häufiger als Fahrer einsetzen, da Autofahren hier mit minimalen Verkehrsregeln und durch Feldwege, ein wirkliches Abenteuer ist und in meinen Augen deutlich mehr Spaß macht als in Deutschland.

Gefundene Aufgaben

Eine motivierte Suche führt meist zu einer guten Lösung oder einem neuen Ziel und bisher haben Tim und ich noch für fast jedes Problem eine Lösung gefunden. Inzwischen sind wir deutlich mehr ausgelastet, gerade am Wochenende haben wir kaum noch freie Zeit. Unter der Woche gibt es vormittags meist eine Aufgabe, wie z.B. einen Father irgendwohin bringen, mit aufs Feld gehen (um z.B. Kassawa, ähnlich Kartoffelpflanze, aber anderer Geschmack und teils groß wie ein Unterarm für die Studentenküche zu ernten) oder die Fußballmannschaft zu einem Spiel begleiten. In Zukunft kommen voraussichtlich weitere Aufgaben hinzu.

Nachmittags sind Tim und ich für das Oratorium zuständig. Dies bedeutet in unserem Fall einen Ort für die Kinder bereit zu stellen, an dem sie verschiedenste Spiele spielen können. Von Uno, über Schach bis Springseile, haben wir eine große Spielepalette im Angebot. Leider sind Tim und ich zurzeit noch etwas überfordert mit den 30 bis 60 Kindern. Daher sind wir dem Rat unserer Vorgänger gefolgt und haben ein Pfandsystem eingeführt. Die Umsetzung macht uns zwar noch einige Probleme, doch ich bin mir sicher, dass wir auch hierfür eine Lösung finden werden.

Bis vor einer Woche leistete uns für etwa 3 Wochen eine Kanadierin in der Gemeinde Gesellschaft. Sie hatte in Kanada Spenden gesammelt und wollte nun einen Eindruck von deren Verwendung gewinnen. Dies gab uns die Möglichkeit gemeinsam mit ihr die Projekte (wie z.B. Brunnenbohrlöcher) in der Umgebung unserer Einrichtung zu erkunden. Inzwischen ist sie zurück nach Kanada gereist.

Die Fathers

Alles in allem denke ich, dass wir riesiges Glück mit unseren 9 Salesianern vor Ort haben. Alle sind extrem nett und haben einen unerschöpflichen Humor. Bereits jetzt haben wir so viele verschiedenste Witze gemacht, dass dieser Blogeintrag nicht ausreichen würde, um alle aufzulisten. Dabei hat jeder Father seine ganz eigene Art von Humor. Die entspannte Erwartungshaltung der Fathers uns gegenüber ist im Grunde sehr zielführend, da so Konflikten und Frustpotenzial vorgebeugt wird! Wir können uns selbst Aufgaben suchen und es wird uns der Freiraum gelassen diese Aufgaben so zu erfüllen, wie wir es für sinnvoll halten. Beispielsweise gibt es für uns im Sportunterricht der Grundschule keinerlei Vorgaben und wir sind frei in unseren Gestaltungsmöglichkeiten. Gleichzeitig sind die Fathers für uns bei jeder Schwierigkeit da und helfen uns wo immer wir fragen. Dass jede Initiative von uns selbst ausgeht und es keine festgelegten Erwartungen gibt, ist eine neue und sehr angenehme Erfahrung direkt nach der Schule. Sehr empfehlenswert für jeden frischen Schulabsolventen!

Tschüss für heute und ich freue mich auf Euren nächsten Besuch in meinem Blog!