emma in ruanda

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Duschen, waschen und andere Herausforderungen

Hallo! Ein herzlichen Gruß aus dem warmen Ruanda ins kalte Deutschland!
Hehe, okay warm ist es hier wirklich, aber es regnet wohl fast genauso viel wie in Deutschland. Wir stecken gerade mitten in der Regenzeit, was heißt, dass es jeden Tag mindestens einen kräftigen Schauer gibt. Aber egal, es ist eher so ein warmer Sommerregen. Eigentlich gar nicht so schlimm und die dauern meistens auch nicht allzu lang.

Als Erstes möchte ich mich ganz herzlich dafür bedanken, dass ihr unter meinem letzten Beitrag so viel kommentiert habt. Ich kann gar nicht beschrieben, wie sehr ich mich gefreut habe. Das war überwältigend! Als ich mein Mail-Fach geöffnet habe und da stand, dass 15 neue Kommentare zu genehmigen sind, dachte ich erst, das irgendwas kaputt ist. Und dann waren es tatsächlich so viele Kommentare und es kamen jeden Tag neue! Damit habt ihr mir eine riesengroße Freude gemacht! Vielen, vielen Dank!

Kommen wir nun zu den Dingen, von denen dieser Beitrag handeln soll: Duschen und Wäsche waschen… das war eine Woche!

Wäsche waschen

Seit letztem Samstag versuchen wir, unsere Wäsche zu waschen. Erstmal wussten wir nicht, wie wir die Waschmaschine einstellen sollten. Wie gut, dass man Mama zu Hause anrufen kann. Sie hat uns beratend zur Seite gestanden. Später wollten wir die Maschine dann anstellen, aber der Schlüssel war irgendwie unterwegs. Okay, dann eben Sonntag morgen.
Und so standen Rike und ich vor der Maschine, die Wäsche drin. An dieser Stelle muss ich anmerken, wir hatten noch 2 Stunden bis zum Gottesdienst und wollten uns fertig machen, während die Maschine läuft. Also hatte Rike eine Sturmfrisur und ich einen Schlafanzug an… Nicht die intelligenteste Entscheidung wie sich nur wenige Minuten später herausstellen sollte. Hier arbeiten alle jeden Tag, das heißt auch am Sonntag kommen die Angestellten. Tja, und ich hatte einen Polter an. Wie sollte es auch anders kommen, erst liefen drei der Mitarbeiter an der offenen Tür vorbei und dann ging die Waschmaschine nicht an. Wir hatten alles eingestellt, Waschmittel reingeschmissen und auch das Kabel eingesteckt (ja, wir sind zwar Mädchen, aber das eine Waschmaschine nicht ohne Strom funktioniert, wissen wir auch!!), aber es funktionierte einfach nicht. Wir fragten also den Bruder, ob er wüsste, was wir vergessen hatten. Also, Rike hat gefragt, weil ich ja nicht ganz so vorteilhaft gekleidet war. Und dann kam er in den Waschraum, hat mich kurz gemustert, gegrinst und anschließend die Maschine angeschaut. Nach weniger als zehn Sekunden wurde mir klar: „Der hat nicht mehr Ahnung als wir. Im Gegenteil…“ Alles klar, dann fragen wir morgen die Wäsche-Frau. Die Dame wäscht jeden Montag für die Brüder, sie wird wohl Ahnung von der Maschine haben.

Am Montag haben wir dann unseren Kinyarwanda-Lehrer gefragt, wie wir nach der Bedienung der Waschmaschine fragen können. Er hat uns die entsprechenden Sätze aufgeschrieben. Um es kurz zu machen, die junge Frau gab uns zu verstehen, dass die Maschine kaputt ist. Dann müssen wir wohl mit der Hand waschen. Okay, Dienstag ist Waschtag, beschlossen Rike und ich. Tja, am Dienstag wurden aber die Klamotten der Salesianer gebügelt. Dann wird es eben am Mittwoch durchgezogen.
Dienstag Nachmittag kam der vietnamesische Bruder aus dem Noviziat von gegenüber, mit dem wir zusammen nach Kigali fahren wollten (dazu später mehr). Okay, Tags drauf sollte es in die Hauptstadt gehen. Jaaa, ich hab’s verstanden: Es sollte nicht Wasch- sondern Wäschetag heißen und an welchem Wochentag passt das am besten?! „Donnerstag ist Wäschetag“ klingt doch auch super oder?
Und tatsächlich, am Donnerstag kamen wir dann endlich zum Waschen. Mit der Hand… Alter, habt ihr das mal gemacht?! Wisst ihr, wie anstrengend es ist, die T-Shirts, Hosen und Unterwäsche von zwei Mädchen aus drei Wochen zu waschen?! (Nebenbei bemerkt, es waren sogar schon drei Wochen und zwei Tage, die wir von zu Hause weg waren. Ja, wir nähern uns dem Ende des ersten Monats, auch wenn wir das nur schwer glauben können.) Als dann alles mehr oder weniger sauber und ausgewrungen war, mussten wir die Wäsche nur noch aufhängen, das geht ja schnell, dank Mamas guter Schule.

In Aktion
Links die schon geschaffte Wäsche, im rechten Behälter und in meinem war aber noch ein bisschen, also fertig waren wir da noch nicht : )

Mein Zimmer sah bis Samstag morgen spannend aus. Zum Waschbecken kommen, war eine sportliche Herausforderung : ) Aber am ersten Tag des Wochenendes habe ich mich morgens aufgerafft, die Wäsche abgenommen, gebügelt und gefaltet und die Wäscheleine wieder abgebaut. Wie gut, dass Rike und ich nur zwei Leute sind, da geht waschen und bügeln wesentlich schneller als zu Hause ; )

Mein Wäscheständer… kreativ und provisorisch
Der Weg zum Waschbecken war doch reichlich beschwerlich

Duschen

Das hier ab und zu mal der Strom ausfällt, habe ich auch schon festgestellt. Vor allem, wenn es stärker regnet, wird es häufig auf einmal dunkel. Tja, vergangenen Sonntag war das aber nicht der Fall – es hat nur ganz wenig geregnet. Rike und ich gingen duschen, ohne irgendwelche Vorahnungen. Wir wollten uns beeilen, weil Rike noch mit ihren Eltern telefonieren wollte. Jeder in seine Gedanken vertieft, standen wir in der Regenkabine und plötzlich wurde es dunkel. Wir waren beide gerade voll einshampooniert, man hätte den Duschvorgang also auch nicht mehr abbrechen können. Ich musste einfach losprusten. Es war schon ein bisschen gruselig, aber irgendwie auch verrückt. So was gibt es in Deutschland (fast) nie. Nun gut, Rike und ich haben uns unterhalten bis wir beide sauber waren, dadurch war es nicht mehr ganz so unheimlich. Anziehen im Dunkeln und Nassen ist sehr herausfordernd, mussten wir feststellen. Aber auch das haben wir geschafft.
Dann mussten wir noch unsere Zimmer finden. Welche Tür gehört mir? Man sieht nicht, ob etwas oder irgendwer im Weg steht, sofern dieser jemand nicht redet… Wir haben es unfallfrei geschafft und hielten in wenigen Sekunden unsere Taschenlampen in der Hand. Die liegen griffbereit – es war ja schließlich nicht das erste Mal und außerdem gibt es auf dem Klo kein Licht. Wenn man also nach sieben Uhr nochmal für kleine Mädchen möchte, ist man gut damit beraten, eine Taschenlampe mitzunehmen ; ) Auch diese Herausforderung haben wir gemeistert! Yeahhh, strong and independant women!

Drei Weiße in Kigali

Am Mittwoch ging es für Rike, Joseph (ein vietnamesischer Bruder, der für zwei Jahre im Noviziat gegenüber lebt) und mich in die Hauptstadt. Wir sollten mit dem Bus fahren. Das ist an sich kein Problem. Wir setzen uns hier in Butare in einen Bus, an dem ein Pappschild mit der Aufschrift „Kigali“ hängt und fahren bis nach Kigali. Das klingt doch simpel oder? Fand ich auch…

Wir wurden morgens von einem anderen Bruder zum Busbahnhof gefahren. Um sieben sollte es zum Bus losgehen. Wir mussten trotzdem morgens in den Gottesdienst und dann noch schnell frühstücken. Habt ihr mal in weniger als zehn Minuten drei Scheiben Weißbrot, eine Tasse heißen Tee zu euch genommen, zwei Scheiben Brot zum Mitnehmen geschmiert und seit dann noch auf’s Klo gesprintet? Wad ein Stress am frühen Morgen (übrigens waren wir erst um sieben nach sieben fertig. Upps…)

Dann ging es aber los. Wir haben das große Auto der Kommunität genommen, das aber nur drei Sitze vorne hat, heißt im Umkehrschluss Rike und ich saßen auf der Ladefläche. Wie auf dem Präsentierteller, aber die neugierigen Blicke stören uns immer weniger, mussten wir feststellen.

Auf der Ladefläche war es reichlich windig
Die Sturmfrisur gab es gratis dazu : )

Am Busbahnhof stürmten vier Ticketverkäufer auf uns zu, die uns alle in ihren Bus setzen wollten. Wie gut, dass uns unser Direktor gesagt hatte, welchen Anbieter wir nehmen sollten. So haben wir uns in den Bus gesetzt, der um 7.30 Uhr fahren sollte. Es kam ein Mann zu uns, der uns das Geld für Die Busfahrt abgenommen hat, für uns Tickets gekauft und anschließend das Wechselgeld sowie die Tickets in den Bus gebracht hat. Voll der Service ; ) Dann lagen drei Stunden Busfahrt vor uns. Und die Lücken zwischen den Sitzen sind nicht für lange Beine ausgerichtet. Meine Knie sind am Vordersitz, obwohl ich mit dem Hintern ganz am Ende des Sitzes sitze. Ich kann euch sagen, das ist nicht die bequemste Position. Aber so ist das Leben. Rike und ich haben zwei Podcasts von „Gemischtes Hack“ gehört (sehr zu empfehlen, ich fand die super).

Und dann kamen wir, in der größten Stadt Ruandas. Da sind wir dann auf Motos aufgestiegen, erst zum Provincial House, dann zum Immigration Office, dann zum Mittagessen wieder ins Haus der Salesianer gefahren. Ich will euch nicht mit bürokratischen Details langweilen. Nur so viel, es hat alles geklappt, wir haben Fingerabdrücke und Fotos abgegeben, was heißt, wir können hier keine Straftat mehr begehen, denn die können uns identifizieren ; )
Nach dem Mittagessen wurden wir zum Bahnhof gebracht, wo wir dann gerade noch den Bus um 13.30 Uhr bekommen haben. Das heißt im Klartext, wir saßen Mittwoch SECHS Stunden im Bus, um DREI Stunden in Kigali zu sein. Aber egal, so ist das Leben. Wad muss, dad muss, würde Oma sagen.
Zurück in Butare und damit zwei weitere Podcasts später, regnete es in Strömen. Wir wurden abgeholt. Ich hatte mich auf der Busfahrt schon darauf gefreut, mich noch ein bisschen mit den Kindern zu bewegen. Aber nichts da, bei strömendem Regen kommt keiner. War aber vielleicht auch ganz gut, Rike und ich waren nämlich ziemlich müde.

In Kigali war es echt spannend. Wir waren ja als drei Weiße unterwegs, also haben vor allem die Motofahrer sich gedacht: „Super, da können wir richtig Geld machen!“ Aber nix da, der Vietnamese war eiskalt und ich habe vorher immer bei Google Maps geschaut, wie weit es ist, wie viel wir folglich ungefähr zu bezahlen haben. Das war auch ganz gut, sonst wären wir jetzt pleite ; ) Aber das Motofahren ist in der Hauptstadt doch nochmal anders als in Huye, der Verkehr ist echt nochmal eine Spur stärker und die Motofahrer nehmen wirklich jede noch so kleine Lücke, um zu überholen. Ich dachte zwischendurch ein paar Mal: „Gleich bin ich nicht mehr.“ Aber wie ihr seht, es ist alles gut gegangen. Wir haben es überlebt und geschafft! Yeahhh!

Der Eintrag ist ein bisschen länger geworden als geplant. Ich hoffe, dass ist nicht so schlimm.
Wir haben ein ereignisreiches Wochenende vor uns. Die Schule der Salesianer hatte Freitag den letzten Schultag, am Montag gehen sie ins Praktikum und danach haben sie Ferien, wir sehen sie also erst nächstes Jahr wieder. Darum haben sie Sonntag ein Schulfest, für das wir Samstag noch aufräumen und putzen mussten. Sonntag, also heute um zehn geht es los : )

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr wieder ein bisschen kommentieren würdet ; )

Liebe Grüße aus Ruanda
Emma

PS: Meine Sehnsucht nach zu Hause ist viel besser geworden. Die Tränen laufen (eigentlich) gar nicht mehr. Ich vermisse meine Familie und meine Freunde natürlich, aber ich kann es gut aushalten. Macht euch keine Sorgen, ich schaffe das.

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