emma in ruanda

Willkommen auf meinem Blog!

Menü Schließen

Mein neues Leben

Hallo!
Schön, dass Du meinen Beitrag liest!

Erst einmal möchte ich heute unseren Tagesablauf beschreiben.
Wir stehen morgens früh auf, weil wir um sechs Uhr zur Kirche los laufen. Um Viertel nach sechs beginnt dann die Morgenmesse. Danach laufen wir wieder zur Einrichtung und suchen die Schlüssel zusammen, um die Klassenräume der Schule, die hier auf dem Gelände ist und von den Salesianern geleitet wird, aufzuschließen. Im Anschluss schütteln wir ca. 59 Hände und wünschen allen Schülern und Lehrern einen Guten Morgen. Nach dem „Mot du Martin“ (franz. Wort des Morgens), das meistens ein Salesianer hält, gibt es dann um acht Uhr endlich Frühstück.
Dafür haben wir aber nicht allzu viel Zeit, weil unser Kinyarwanda-Unterricht unter der Woche um 8.30 Uhr beginnt und zwei Stunden später endet. Am Samstag beginnt um neun Uhr das Straßenkinderprojekt.
Um 12.30 Uhr gibt es eigentlich Mittagessen, aber das schaffen wir so gut wie nie – unter der Woche und am Samstag beginnt zur gleichen Zeit das Mittagessen der Schüler, bei dem wir anwesend sein sollen und am Samstag das Essen der Straßenkinder. Wir essen also einfach hinterher.
Danach helfen wir in der Küche beim Spülen und Abtrocknen.

Um 15 Uhr öffnet das Oratorium, aber die Kinder kommen meist erst ab halb vier. Dann gehen wir mit einem Wasserkanister und einem Becher raus und spielen mit den Kindern Ball bis genug andere Kinder da sind. Dann setzen wir uns an die Seite und beschäftigen uns mit den Kindern, die keine Ballspiele spielen wollen. Es gibt viele Spiele hier, für die man ein Spielfeld braucht, das mit Kreide aufgemalt wird, und ein paar Steinchen, die überall rumliegen. Die sind super, weil man nicht viel dafür braucht, alle Kinder die kennen und man dafür nicht sprechen muss.
Um zehn vor sechs hält einer der Salesianer das „Mot du Soir“ oder einer der Jugendlichen betet mit den anderen. Danach gehen alle nach Hause.

Für uns geht es dann um viertel vor sieben zur Abendandacht in die Kapelle, anschließend zum Abendessen und vor den Fernseher (auch wenn wir nichts verstehen, weil auf kinyarwanda geguckt wird…). Um zehn gehen wir dann schlafen, weil wir morgens früh wieder raus müssen. Nur sonntags können wir ausschlafen, da findet eine der drei Messen erst um 10.30 Uhr statt.

Unsere Bücher für den täglichen Gebrauch
Auch wichtig, der Rosenkranz, der jeden Samstag gebetet wird

Ich fühle mich hier in der Kommunität wirklich wohl, die Pères, der Frère und der Aspirant sind super nett und helfen uns, wo sie nur können. Die Zeit im Oratorium ist schön und die Mentalität ist sehr angenehm. Unser Direktor sagt oft: „Buhoro, buhoro“. Das ist kinyarwanda und heißt ungefähr soviel wie „Langsam, langsam“. So wird hier auch gelebt. Es gibt selten Stress, alles zu seiner Zeit. Und wenn nicht heute, dann halt morgen. Das ist ein ziemlicher Kontrast zu Deutschland, aber ich finde es total angenehm. Man hat einfach immer die Ruhe weg.
Überrings, Ruanda ist das neunt-sicherste Land der Welt und das sicherste Afrikas haben Rike und ich rausgefunden, also macht euch keine Sorgen!

Und trotz dem, dass ich mich super wohl fühle, kommen ab und zu die Tränen. Ich hab lange überlegt, ob ich das hier reinschreibe, aber ich bin für mehr Realität! Das gehört dazu. Wir sind schließlich weit weg von zu Hause, unsere Freunde und Eltern können wir nicht mal eben sehen, wenn wir wollen. Die ersten Tage waren hart und echt tränenreich. Es musste nur ein Blick auf die Fotos geworfen, nur ein paar falsche Worte gesagt werden und ich war am Heulen. Mittlerweile wird es besser und es fließen nicht mehr so oft die Tränen. Manchmal aber kommen sie einfach und keiner weiß, wieso eigentlich. Dann gehe ich zu meiner Mitvolontärin und sage: „Kannst du mich mal bitte drücken?“ und das macht sie auch, sogar ziemlich gut : )

Einer meiner Lieblingsplätze

Und ja, ich hatte hier durchaus schon die Situation, dass ich mich gefragt habe, wieso ich das eigentlich mache, so weit von zu Hause weg.
Aber ich habe schon jetzt so viele neue, nette Leute kennengelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Ich werde hier unabhängig.
Kleiner Nachtrag nach dem Gottesdienst: Wir sind heute in die Kirche gegangen und direkt am Eingang nahm uns ein kleines Mädchen in den Arm, das sich dann auch neben mich in die Bank setzte und gar nicht wollte, dass ich meinen Arm von ihren Schultern nehme. Neben sie setzten sich dann sofort noch drei andere Kinder und auf die andere Seite von Rike setzte sich auch ein kleines Mädchen, alle ganz eng neben uns und das obwohl es unfassbar heiß war und dadurch alle ganz schön am Schwitzen waren…. Als dann die Kinder irgendwann weggingen, weil es echt unangenehm warm war, kam direkt ein anderes Kind, dass sich zwischen Rike und mich setzte und später auf unseren Schoß legte. Das Mädchen ging an meiner Hand raus aus der Kirche und gleich kamen andere Kinder, um uns auch an die Hand zu nehmen. Sie wollten uns gar nicht loslassen, aber andere wollten uns auch die Hand geben. Das war ein schönes Gefühl : )

Wenn ich dieses Jahr schaffe (und das werde ich!), dann schaffe ich alles! Also müssen wir, meine Familie, Freunde und ich jetzt durch die erste schwere Zeit, denn es wird einfacher! Wir schaffen das alle! Das weiß ich! In gut elf Monaten bin ich ja auch schon wieder zurück : )

Meine Fotowand : )
Und ein Regalfach mit den restlichen Bildern, Karten und dem Buch

So, nun ist aber Schluss mit den traurigen Gedanken! Wir müssen gleich zur Kirche (Es ist Sonntag und wir könnten eigentlich ausschlafen. Aber jeder der mich kennt, weiß wie gut ich darin bin…) Darum bin ich seit sieben wach und habe die Zeit sinnvoll genutzt. Und dann geht es heute Nachmittag wieder ins Oratorium.

Liebe Grüße
Emma

© 2024 emma in ruanda. Alle Rechte vorbehalten.

Thema von Anders Norén.