Seit meinem letzten Eintrag ist schon einige Zeit vergangen. Zu wenig Neues ist passiert seitdem, da einfach nur mein Alltag stattfindet. Naja dachte ich zumindest, bei genauerem Überlegen fiel mir dann aber auf, dass eigentlich ständig irgendetwas Spannendes passiert, dies aber nur Kleinigkeiten sind, die für mich persönlich auch gar nicht so aufregend sind, aber mir fällt es immer wieder beim Telefonieren mit Familie und Freunden auf, dass diese Kleinigkeiten eigentlich doch wirklich sehr besondere Dinge sind, die ich täglich lerne, erfahre oder sich auch einfach verändert habe in meinem Leben. So kann ich mittlerweile das ,,Gegrüßet seist du Maria´´ und das ,,Vater unser´´ nahezu lückenfrei auf Albanisch. Ich habe mein erstes Albanisches Gedicht gelernt. Habe mehr Geduld gelernt und Spontanität. Habe Montengro besucht und dort die anderen Volontäre aus Südosteuropa getroffen. Mein erstes Albanisches und auch Montenigrinisches Bier getrunken. Musste mein Zimmer für zwei Tage räumen, da ein Rohr in meiner Wand kaputt war. Habe die Ukrainische Nationalfußballmanschaft gesehen, die aufgrund eines Qualifikationsspieles in der Stadt war. Habe von den Jungs gelernt wie man ,,richtig´´ Pizza isst: alle klappen das Stück hier zusammen, bevor sie es essen. Habe einen neuen Deutschkurs angefangen, in dem ich auch ältere Jungs unterrichte. Bin ganz erstaunt davon wie gut es klappt. Habe mit zwei weiteren Jungs aus dem Oratori ausgemacht auch ihnen Deutsch beizubringen. Habe den größten Stolz aller Zeiten gefühlt, als mir ein Junge aus dem Englischunterricht, der so gut wie kein Englisch kann, den Unterschied zwischen ,,some´´ und ,,any´´ sagen konnte. Habe mir eine Magen-Darm-Grippe eingefangen. Habe mit Händen und Füßen erklärt was mir fehlt und was ich jetzt essen kann. Bin die Magen-Darm-Grippe wieder losgeworden. Habe eine weitere Deutsche Volontärin kennengelernt, die auch hier in Shkoder wohnt. Habe mich mit ihr auf dem Fahrrad durch den chaotischen Verkehr hier gewagt. Hatte das Vergnügen mit Ämtern und Visaanträgen. Naja.. Antrag ist bis jetzt noch zu viel gesagt. Mittlerweile ist mein drittes Führungszeugnis hierher unterwegs, das nun hoffentlich endlich alles beinhaltet, was notwendig ist, um ein Visum zu erhalten. Darüber werde ich mich nun nicht weiter auslassen, ich glaube, ich habe mich schon genügend darüber geärgert. Habe mein erstes Albanisches Telefongespräch geführt. Okay, ich habe es zumindest versucht, aber Don John musste dann doch eingreifen und mir helfen. Habe mich damit angefreundet auf einem Keyboard Klavier zu spielen. Habe den Jungs auch ein paar Sätze in der bayerischen Mundart näher gebracht. Habe ihnen im Unterricht etwas über die Deutsche Geschichte erzählt und wie das in Deutschland mit Bundesländern usw. funktioniert. Habe nun doch mit dem Gedanken gespielt vielleicht Lehramt zu studieren. Habe auch schon meine ersten Italienischen Worte gelernt. Hier spricht jeder Italienisch und ich glaube am Ende kann ich Albanisch und Italienisch. Habe mehr und mehr Albanische Lieder im Kirchenchor gelernt. Erhalte ständig Lob dafür und auch für die Gebete, die ich schon kann. Habe mich bestimmt schon um einiges im Volleyball und Tischkicker verbessert. Bei Letzterem spielen immer ganz viele Jungs um die 12 Jahre, die zwar noch nicht so gut Englisch können, weswegen sie meistens auf Albanisch fragen, ob ich mitspielen mag, dabei verstehe ich nur ,,luaj´´, was ,,spielen´´ heißt, aber sie scheinen ganz aufgeregt, wenn ich mit ihnen in einem Team spiele. Warum genau ist mir auch nicht ganz bewusst, da ich nicht wirklich talentiert bin, aber ich freue mich, wenn ich trotzdem gefragt werde.
Und wer sich jetzt fragt, ob ich hier eigentlich den ganzen Tag nur mit Jungs verbringe, den kann ich beruhigen: Ich wohne zwar nur mit Jungs zusammen, aber im Oratori sind auch immer viele Mädchen.
Da ist doch einiges zusammengekommen, was so passiert ist in letzter Zeit, aber erst bei genauem Reflektieren scheint es mir auf einmal ganz Besonders. Es sind diese Kleinigkeiten, die mich jeden Tag wieder zum Lächeln bringen und die mein Leben hier bereichern, auch wenn sie manchmal gar nicht so wichtig erscheinen oder von mir vielleicht auch schon als selbstverständlich angesehen werden.
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