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Ene Mene Muh ich hab Palu und was hast du?

In Deutschland wurde am 03. Oktober die Deutsche Einheit gefeiert, während ich in Cotonou ungewollt meinen ersten Krankenhausaufenthalt bestritt.
Nachdem mein Kreislauf kurz vor dem Mittagessen nicht mehr ganz so wollte wie ich und auf Schwindel, Fieber und Gliederschmerzen folgten, war klar, dass ich um einen Besuch in der Klinik nicht herum kommen würde. Alle Symptome wiesen auf Palu hin.

Paludisme

„Paludisme“ oder hier auch niedlich klingend „Palu“ genannt, ist in Deutschland unter dem Namen Malaria bekannt.

Was hier für viele normal ist, versetzt die meisten Leute in Deutschland erstmal unter Schock. Malaria sollte auf jeden Fall ernst genommen werden, kann aber bei rechtzeitiger Kenntnisnahme und den richtigen Medikamenten gut behandelt werden.
Gefährlich wird es erst dann, wenn es unentdeckt oder unbehandelt bleibt. Solche Fälle ergeben eine traurige Zahl von ca. 400 000 Malariatoten im Jahr.

Klinik

Die folgenden Stunden am Abend waren definitiv ein Erlebnis für sich. Direkt nach  Eintreten befanden wir uns im Wartebereich, in welchem mir ganz gemächlich und entspannt zuerst Fiebergemessen wurde und anschließend der Blutdruck.
Nach einer halben Ewigkeit wurde ich ins Arztzimmer gerufen. Der Arzt war ein lustiger junger Mann, der anscheinend schon Bekanntschaft mit einigen meiner Vor-Voluntärinnen gemacht hatte, denn noch bevor ich untersucht wurde oder meine Symptome schildern sollte, zählte er Namen seiner letzten Patientinnen auf. Als es dann an die Untersuchung ging, war ich unglaublich dankbar dafür, Henneh bei mir zu haben. Sowohl als Dolmetscherin, als auch als Stütze oder um mich trotz der unschönen Lage zum Lachen zu bringen.
Das Lachen sollte mir allerdings erst einmal vergehen, als mir in einem anderen, sehr unsteril aussehenden Raum mit schlechter Luft ein Zugang in meine rechte Hand gelegt wurde. Blutabnehmen und der dazugehörige Bluttest gehören nämlich unbedingt dazu, wenn du als Weiße den Verdacht hast, Malaria zu haben. Viele der Einheimischen diagnostizieren sich einfach selbst und besorgen sich an mehr oder minder zertifizierten Plätzen, mehr oder minder qualitativ-hochwertige Medikamente. Das ist leider nicht so gut.
Während das Blut also so aus mir heraus lief, wurde mir erneut sehr schwindelig. Dies versuchten Henneh und ich auch den Schwestern deutlich zu machen, die allerdings erst nach mehrmaligem Wiederholen beschlossen mir einen Platz zum Liegen zu besorgen. Nachdem ich fiebersenkende Medikamente bekommen hatte, ging es dann erstmal wieder zurück in die Wohnung.

Daa lag ich also ne ganze Weile.

Nächster Tag

All das Hoffen, dass ich vielleicht doch einfach nur Grippe oder etwas Ähnliches habe, hat nichts gebracht. Diagnose Malaria.
Trotz Prophylaxe, stichfesten Socken für abends, langen Hosen, einer Antimücken-Moskitonetz-Jacke und ganz viel Antimückenspray haben die kleinen Biester es geschafft mich zu infizieren.

In Deutschland bisschen herumgealbert. Hier sieht es oft echt so aus 🙂


Das hieß für mich 5 Stunden Aufenthalt in der Klinik. Eine Glucose-Infusion und einige Spritzen mit Breitbandantibiotikum und Malaria-Medikamenten später durfte ich wieder gehen. Leider war mein Zugang immer noch da, denn auch in den darauf folgenden zwei Tagen bekam ich weitere sechs Spritzen. Nach dem Fieber und den Gliederscherzen, war das wohl das Schlimmste für mich an der Krankheit. Denn so viele Flüssigkeiten, in recht kurzer Zeit, durch eine so kleine Vene zu bekommen, ist definitiv gar nicht so lustig.
Zu meinem Glück ist eine der Schwestern hier früher Krankenschwester gewesen und konnte mir daher die restlichen Medikamente in der Volo- WG verabreichen. So blieben mir weitere Arztbesuche erspart.

Besuch

Am Samstag kamen die Volo-Mädels aus Porto-Novo zu Besuch. Da das Wetter nicht mitspielte, fiel der geplante Ausflug an den Strand wortwörtlich ins Wasser (für mich ja sowieso, denn ich musste mich ausruhen). Schlecht für die anderen drei, gut für mich, denn so hatte ich etwas Gesellschaft.
Mit Ananas, Kokosnuss, Bananen, Keksen (Welche Jule, Lea Scheder und Henneh von einer kurzen Einkaufstour mitgebracht hatten), etwas Reis mit Gemüse, dem letzten Stück deutschen Brot und Spielen, verbrachten wir einen schönen gemeinsamen Tag.

Lecker, lecker…

Taufe

Es folgten fünf Tage der Genesung und Langeweile. Während dieser Zeit bekam ich des Öfteren zu hören, dass ich meine beninische Taufe jetzt hinter mir hätte.
Auf diese hätte ich allerdings auch ohne weiteres verzichten können.

Jetzt bin ich wieder fit und hoffe das war das erste und letzte Mal mit Malaria für mich.

Eure mittlerweile sehr mosktioparanoide Lea

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