Bunt. Bunter. Benin!

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Ein großer Schritt in ein kleines Land

Mein achtzehnter Sommer, die Koffer gepackt, mich nochmal umgedreht!

Diese leicht abgeänderte Zeile von Sarah Conner beschreibt den 12. September für mich ziemlich gut. Denn an diesem Tag ging es für mich endlich los nach Benin.
All das Warten und all die Anspannung hatten ein Ende. Nein, warte, das stimmt nicht. Denn erst einmal ging es in aller Frühe, zusammen mit meiner Familie zum Frankfurter Flughafen. Unter vielen Tränen verabschiedete ich mich von meinen Eltern und meiner Schwester. Da meine Mitvoluntärin leider noch nicht achtzehn ist und daher erst Ende September nachkommt, stand mir eine weite Reise alleine bevor.

Ungefähr fünfzehn Stunden und einige Filme später bin ich dann auf beninischem Boden gelandet.
Mein Herz klopfte wie wild, als ich aus dem Flugzeug stieg und einem Schwall warmer Luft entgegen trat (zum Glück nicht ganz so erdrückend, wie erwartet).
Ich war sehr glücklich, dass ich trotz meines noch sehr brüchigen Französischs, ohne Probleme durch die Passkontrolle kam. Vor dem Flughafengebäude wurde ich gleich herzlich von Soeur Tiziana und Soeur Cristina in Empfang genommen.

Straßenverkehr

Die kurze Fahrt zum Gelände der Schwestern, verbrachte ich damit staunend aus dem Fenster zu schauen und versuchte trotz der Dunkelheit so viel wie möglich wahrzunehmen.

Eine Sache bemerkte ich sofort. Das ständige Hupen, das jede Fahrt mit Auto oder Motorrad hier begleitet, kann man einfach nicht überhören.

Die Regeln des hiesigen Straßenverkehrs sind, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, recht simpel. Wer bremst verliert. Nutze jede noch so kleine Lücke, die sich dir auftut. Und hupe was das Zeug hält. Wer hier mit dem Auto fährt, muss Mut und ein wenig Dreistigkeit besitzen und vor allem gut schalten können und mit dem Fuß schnell auf der Bremse sein.

Eine Straße ohne Mototaxis ist hier unvorstellbar

Gelände

Die ersten zwei Tage bekam ich noch etwas Schonfrist, durfte ausschlafen, mich ein wenig in meinem neuen Zimmer einrichten und erkundete das Gelände.

Dieses besteht aus dem Haus der Schwestern, in welchem sich auch die Voluntärs-WG befindet, dem Haus der Prä-Aspirantinnen (das sind junge Frauen, die Schwestern werden wollen), einem Gebäude mit mehreren Büros, einer Schule, dem Foyer, einem Garten mit Gemüse und Obst, mehreren Hühnerställen, einem College und einem Sportplatz/Pausenhof.

Der Blick aus meinem Zimmer. Zu sehen ist das College und der Sportplatz/ Pausenhof.

Kirche

Am Sonntag durfte ich dann zusammen mit den Mädels aus dem Foyer meinen ersten beninischen Gottesdienst erleben. Da ich selber bis zu diesem Zeitpunkt das Gelände noch nicht verlassen hatte und somit auch keinerlei Orientierung besaß, nahmen mich die kleineren Mädchen kurzerhand an die Hand und zogen mich einfach mit. Schon auf dem Weg zur Kirche bemerkte ich die vielen wunderschön bunt gekleideten Menschen um mich herum. Auch der Gottesdienst war bunt und zwar nicht nur auf Grund der tollen, beninischen Stoffe, die so gut wie jeder außer mir getragen hat, sondern auch die Art und Weise wie die Messe war, war für mich irgendwie bunt. Hier wird viel gesungen und dazu geklatscht. Der Altersdurchschnitt und die Menge an Menschen ist für mich erstaunlich: Es ist nicht wie in meiner Heimatgemeinde, in der das Kirchenschiff oft nicht gefüllt ist und die wenigen Kirchenbesucher meist mittleren Alters oder älter sind. Hier sind es hauptsächlich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die der Messe beiwohnen. Außerdem ist die Kirche hier viel größer als Zuhause und trotzdem bis zum letzten Platz gefüllt.

Aller Anfang ist schwer…

Ich will ehrlich sein: Die erste Woche hat für mich zwar schöne neue Eindrücke bereitgehalten und war dennoch nicht leicht für mich.
Ich habe wohl ziemlich sicher das erlebt, was man einen Kulturschock nennt. Viele Dinge waren mir schon vor meiner Abreise bewusst, sie dann aber wirklich zu erleben ist etwas ganz anderes. Auch die Sprache ist für mich noch eine Herausforderung. Das liegt zum einen an meinem, noch ziemlich beschränktem Vokabular (leider habe ich in den letzten zwei französischfreien Jahren viele Vokabeln einbüßen müssen), zum anderen ist der afrikanische Akzent gepaart mit einer nuscheligen Aussprache und dem schnellen Tempo noch ziemlich überfordernd für mich und mein Gehirn.
Auch das Heimweh lässt mich leider nicht aus. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass sich das mit jedem Tag hier bessern wird.
Immerhin kommt am Freitag dann endlich Henriette und ich habe jemanden mit dem ich all das Neue zusammen verarbeiten kann.

Projekte

Die letzte Woche habe ich hauptsächlich im Mädchen-Foyer auf dem Gelände verbracht. Hier leben ca. 40 Mädchen verschiedenen Alters. Nachmittags habe ich hier den jüngeren Mädchen bei ihren Hausaufgaben geholfen, was trotz meines noch holprigen Französisch irgendwie geklappt hat. Zum Glück lassen sich einfache Matheaufgaben auch mit Händen und Füßen erklären und beim Lesen üben kann ich selbst gleich Wörter mitlernen 😉

Ich bin den Mädchen dort unglaublich dankbar für ihre Geduld, wenn es verständnismäßig mal wieder nicht so gut klappt. Außerdem haben sie mich mit offenen Armen empfangen, freuen sich über meine Anwesenheit und helfen mir hier anzukommen.

Die Schwestern leiten aber nicht nur das Foyer auf dem Gelände, sondern auch mehrere Einrichtungen in der Stadt. Sobald ich mehr Einblicke in diese bekomme und wenn mein Arbeitsalltag dann richtig beginnt, werde ich nochmal ausführlicher über alle Projekte berichten.

Alles in allem heißt es für mich kräftig Französisch pauken und mir noch etwas Zeit zum Ankommen lassen.
Wie heißt es so schön: “Gut Ding will Weile haben.“

Aus dem zum Glück noch nicht so heißen Benin,

Lea

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