Deswegen hau ich jetzt ab aus dem Foyer! Das ist die Geschichte in Kurzform. Doch hier die Details:
Sonntag, 04. November 2012 ca. 17:00 Uhr: Salomon stiehlt 2500 Franc aus dem Schrank seines Freundes Jaurès, der mit seinen 15 Jahren bereits jeden Tag 10 Stunden arbeitet und nicht mehr zur Schule geht, und verlässt das Foyer Magone. Salomon lebte bis zu diesem Zeitpunkt bereits drei Jahre dort und ist vorher noch nie abgehauen. Am darauffolgenden Dienstag kehrt er zurück. Todmüde und ausgehungert. Keiner der Erzieher macht ihm Vorwürfe, er erhält trotz des Diebstahls keine Strafe und wird wieder aufgenommen. Bei den Gesprächen mit den Erziehern enthüllt er den Grund seiner Flucht: „Ich habe keine Lust mehr in die Schule zu gehen und jeden Tag zu lernen.“ .Salomon ist 16 Jahre alt und besucht die siebte Klasse. Man könnte denken, er sei sich dessen bewusst und weiß, dass gerade er viel für die Schule tun muss, da er für sein Alter ja bereits einige Jahre im Rückstand ist. Doch er weiß es besser. Am Donnerstag, 08.11.2012 erhält er von einem der Erzieher 4000 Franc um ein T-Shirt und eine Sporthose in der Schule für den Sportunterricht zu bezahlen. Doch das Geld kommt niemals in der Schule an, genauso wenig wie Salomon selbst. Er kommt auch abends nicht zurück ins Foyer. Er lebt das ganze Wochenende auf der Straße. Am Montagmorgen, 12.11.2012 klingelt er um 8 Uhr an der Tür des Foyers. Ich wollte mich gerade auf den Weg ins Village Don Bosco machen, um dort den Alphabetisierungsunterricht mit den Autowerkstattkindern zu machen. Ich öffne also die Tür und vor mir steht ein ziemlich abgemagerter junger Herr, der mir, ohne mein „Guten Morgen“ zu erwidern, mitteilt, dass er den Cheferzieher Michel sprechen wolle. Ich sage ihm, dass dieser sich zur Zeit im Village Don Bosco befindet und er macht sich vollkommen ohne Eile auf den Weg dorthin. Ich hole noch schnell meine Sachen und verlasse das Foyer 5 Minuten später. Als ich im Village ankomme und Michel nach der Ankunft Salomons frage, antwortet mir dieser, dass Salomon nicht im Village angekommen sei. Um 14 Uhr schlägt Salomon dann erneut im Foyer Magone auf. Michel ist anwesend und die beiden führen ein langes Gespräch, das leider wie ich später erfahre ziemlich einseitig verlief, da Salomon nicht allzu viel Kooperationswillen zeigte.
Klar ist, dass Salomon nicht im Foyer Magone bleiben kann, da er ein schlechtes Beispiel für die anderen darstellt. Klar ist auch, dass er in irgendeiner Weise bestraft werden muss, da er zweimal Geld gestohlen hat. Somit wohnt er, sofern er den Willen dazu zeigt, im Erstempfang Foyer Maman Marguerite und muss die dortigen drei Niveaus alle nochmal durchlaufen, das heißt er wird dort 9 Monate bleiben, bevor er wieder ins Foyer Magone umziehen kann. Außerdem wird er seine Schulden von 4000 Franc in irgendeiner Form begleichen müssen. Welche Form das sein wird, ist noch nicht entschieden. Es bleibt auch abzuwarten, ob Salomon seine Fehler überhaupt einsieht. Ist dies nämlich nicht der Fall, muss ernsthaft überlegt werden, ob er noch im Projekt bleiben kann. Denn ein gutes Beispiel für die anderen stellt er ganz sicher nicht dar.
Lena
Hallo Tobi,
ich bins Lena wir kennen uns vom Vorbereitungsseminar in Berlin.
Ich bin auf deinen Blog gestoßen, den ich sehr interessant finde.
Es ist wirklich manchmal schwierig sich in die Kinder hinein zu versetzen oder ihre Reaktion nachzuvollziehen.
Auch das weglaufen erscheint einem manchmal unverständlich, da sie doch im Don Bosco Haus Standarts haben, die sie auf der Straße oder bei ihren Familien nicht haben.
Ich glaube es ist trotz aller Konsequenzen wichtig, sie spüren zu lassen das man sie gern hat. Encouragé!
Schöne Grüße aus dem kalten Deutschland =)