„Wieso bezeichnen uns die Europäer und Amerikaner als coloured (bunt/farbig)? Ihr seid es doch die ständig die Hautfarbe wechseln. Wenn ihr krank seid werdet ihr gelblich, wenn ihr in die Sonne geht braun und jetzt wirst du rot! (Ich bin immer einfach nur schwarz.)“ Damit hat ein Priester unserer Kommunität nicht nur Recht, sondern er zeigt auch, wie unmöglich es hier ist am Thema Hautfarbe vorbei zu kommen. Selbst wer sich mit „farbig“ politisch korrekt fühlt und ausdrückt, schafft damit den Eindruck, dass eine dunkle Hautfarbe nicht normal sei. Dabei ist eigentlich weiße Haut eine biologische Mutation.
Doch hier ist meine Hautfarbe dafür verantwortlich, dass ich immer und überall auffalle. Egal ob es Tag oder Abend ist, immer drehen sich Leute um und starren mich an. Besonders bei Kindern gibt es häufig ein begleitendes „Muzungu“ (Luganda für „Weißer“). Einerseits möchte ich nicht so genannt werden, andererseits freuen sich die Kinder eigentlich immer über ein Lächeln. Es ist ein Dilemma, für das es keine Lösung gibt. Natürlich freue ich mich über die lachenden Kinder, doch es fühlt sich falsch an zu akzeptieren, dass ich nur der Weiße sein soll.
Ein besonderer planloser Tag
Mit Erwachsenen hingegen gibt es sehr häufig unangenehme Momente. Das beste Beispiel dafür ist eine einwöchige Jugendkonferenz in unserer Diözese. Am letzten Tag der Konferenz bat einer unserer Priester Tim und mich ihn für eine Messe dorthin zu fahren. Dort angekommen erfuhren wir, dass der Staatspräsident an diesem Tag zu Besuch kommen sollte. Doch wir schafften es, trotz verschärfter Sicherheitsvorkehrungen, aufgrund unseres Priesters ohne zu bezahlen auf das Gelände zu gelangen. Schon vor der Messe gab es eine schwierige Situation, als wir uns zu den anderen Priestern auf die Bühne setzten sollten. Stattdessen ergatterten wir unauffällige Plätze neben dem Chor.
Nach dem Ende der Messe und vor der Ankunft des Präsidenten beschlossen ein paar Organisatoren uns in die erste Reihe, nur wenige Plätze vom Präsidenten entfernt, umzusetzen. Selten habe ich mich so unwohl gefühlt, wie den Organisatoren über die halbe Wiese zwischen den Zelten folgen zu müssen, um einen Platz einzunehmen, auf den weniger ich gehörte als fast jeder andere Anwesende. Peinlich war auch die Tatsache, dass die uns fehlende riesige Eintrittskarte von allen anderen gut sichtbar an einem Band um den Hals getragen wurde.
Während der Rede des Präsidenten fühlten wir uns recht deplatziert. Und der merkwürdigste Moment des Tages war erreicht, als der Präsident mir nach der Rede die Hand entgegenstreckte und mich fragte, woher ich komme. Beim anschließenden Mittagessen, bei dem wir zusammen mit allen anderen Jugendlichen sein wollten, wurden wir erneut herausgepickt um zusammen mit den Priestern und Ehrengästen zu essen.
Resümee
Generell werden Tim und ich oft anders behandelt. Außerdem sind wir aufgrund unserer Hautfarbe sofort vertrauenswürdig und die Sicherheitsbeamten/Polizei kontrolliert uns nie wirklich gründlich. Zum Glück hat sich unser Projekt inzwischen an unsere Gegenwart gewöhnt. Vielleicht hatte einer unserer Brüder Recht als er meinte, dass dies nicht nur mit unserer Hautfarbe zusammenhänge. Es sei die Gastfreundschaft aller und schließlich wisse jeder, dass wir Gäste seien. Ich befürchte, dass er damit nur teilweise Recht hat, denn leider wird z.B. unser Direktor als Vietnamese anders behandelt. Einerseits versuchen ihn die Einheimischen ebenfalls zu betrügen, doch ich habe noch nicht erlebt, wie versucht wurde die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken oder ihm eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen. Es ist eine traurige Erfahrung zu realisieren, dass ich mich nur aufgrund meines Aussehens und meiner Herkunft, selbst wenn ich es über Jahre versuchen würde, voraussichtlich niemals wirklich vollständig in die Gesellschaft integrieren könnte. Und dabei habe ich riesiges Glück, dass ich mit offenen Armen empfangen werde und nicht mit Ablehnung. Wie es denjenigen wohl ergeht, die in einer solchen Situation auf starke Ablehnung stoßen, kann ich mir nun besser vorstellen.
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