Hallo ihr Lieben,
seit dem letzten Eintrag ist hier so einiges passiert. Die meisten Projekte hatten Weihnachtsferien und so waren auch Valerie und ich weitestgehend von der Arbeit freigestellt. Wir verbrachten die Zeit damit neue Bastelideen vorzubereiten, im Foyer vorbeizuschauen und unsere Lieblingsschneiderei mit neuen Aufträgen zu versorgen. Vom 29. auf den 30. Dezember machten wir einen Abstecher in die Hauptstadt Benins Porto-Novo. Dort trafen wir uns mit einheimischen Freunden und lernten einiges über die Geschichte Benins und die Kolonialzeit dazu. Unser Silvester war tatsächlich relativ unspektakulär und am 1. Januar kam Nielson für die nächsten zehn Tage zu uns. Er ist ein Freund und Klassenkamerad von Valerie und macht Volontariat in Ghana. Dann hieß es nur noch zweimal schlafen bis zu unserer ersten Reise.
Am 3. Januar haben wir noch bevor es hell wurde das Don Bosco Gelände mit vollen Rucksäcken verlassen. Auf Zems sind wir zur Busstation gedüst, wo wir schließlich auf Euloge trafen. Euloge ist von Beruf Touristenguide und es ist eine alte Tradition, dass die Don Bosco Volontäre ihn um eine Reise anfragen. Er hat einen Verein gegründet, „Les amies de Raphael“, durch welchen er verschiedene Dörfer in Benin unterstützt. Wir hatten mit Euloge schon vor der Reise Bekanntschaft machen können. Generell kennt Euloge extrem viele Menschen und er verknüpft die Touristentouren mit seiner Arbeit des Vereins. Somit hatten wir die Möglichkeit an Orte zu kommen, die wir sonst nie besucht hätten und vor allem mit den dortigen Bewohnern auch ein bisschen in Kontakt zu kommen. Unsere Grundreisegruppe bestand aus Nielson, Valerie, Euloge und mir, aber wir waren eigentlich nie nur zu viert unterwegs, sondern es waren immer verschiedene (einheimischen) Bekannte von Euloge dabei.
Schon bei der 10-stündigen Fahrt in den Norden Benins habe ich gemerkt wie sich so einiges verändert: Die Landschaft wurde hügeliger, der Sand röter und man sah immer mehr Frauen mit Kopftüchern. Die ersten zwei Nächte haben wir in Taneka-Béri verbracht, einem kleinen Dorf auf einem Berg ohne Elektrizität oder reinem Wasser, nahe der Stadt Copargo. Wir haben gezeltet und ich konnte mich generell zum ersten Mal seit unserer Ankunft in Benin in der puren Natur aufhalten, was sehr gut getan hat. Taneka-Béri, ebenso wie zwei ähnliche Dörfer, die wir in den ersten zwei Tagen kennenlernen durften, machten auf mich einen äußerst friedlichen Eindruck. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Menschen dort sehr kultur- und naturverbunden leben.
Weiter ging es für uns gegen Mittag des dritten Reisetages in die Stadt Natitingou. Das Chauffieren übernahm ein Bekannter von Euloge: Eric. Auf der Fahrt machten wir Halt und und eine kleine Tour zu einem Wasserfall, in dem wir uns abkühlen konnten. Nach einem Abendessen in Natitingou ging es weiter in das nahegelegene Dorf Koussou, wo wir in einem Hostel nächtigen konnten.
Am nächsten Vormittag durften wir einem interessanten und informativen Dorfrundgang, geführt von Euloge, folgen. Anschließend ging es für uns weiter in …Überraschung… ein weiteres Dorf: Tchakifaga. Die älteren Frauen des Dorfes haben sich die Herstellung von Karitéseife zur Aufgabe gemacht und uns gezeigt wie dies geht. Außerdem wurde wild getanzt und wir haben uns auf Krokodilsuche gemacht. Auf Krokodilsuche? Tja plötzlich meinte unser lieber Fahrer Eric, er habe diesmal am Fluss eines gefunden. Und so ist unsere kleine Reisegruppe mit ihm und einem Dorfbewohner durch die Natur zum Fluss strawanzt und hat gesucht und gesucht. Gefunden? So halb. Nielson und Eric haben immerhin das Schnäuzchen zu Gesicht bekommen, aber mehr wollte das scheue Reptil nicht von sich Preis geben.
Die nächsten zwei Nächte schliefen wir in einem Hostel in Natitingou. Den letzten Tag verbrachten wir vormittags unter anderem in einem Museum über die Lebensweise und Kulturen der Völker früher und heute. Am spannendsten war meiner Meinung nach der Skalifizierungsraum. Auch in Cotonou sieht man häufig Menschen mit tiefen Narben im Gesicht, aber im Norden und vor allem den Dörfern ist das nochmal deutlich mehr verbreitet. Dabei ritzt man den Menschen, die dabei meist zwischen 4 und 20 Jahre alt sind, für immer bleibende Narben in die Haut. Je nach Narbenmuster wird gekennzeichnet zu welchem Stamm die Menschen gehören. Bei wenigen Stämmen werden statt Narben auch Tatoowierungen als Stammeszeichen verwendet.
Eines der Projekte, die unser Reiseguide Euloge leitet besteht daraus Fußballspiele zwischen benachbarten Dörfern zu organisieren, um das Miteinander dieser zu stärken. Und an unserem letzten Reisetag sollten wir Teil daran haben: Nachdem wir es am Nachmittag mit einer extrem hügeligen, durch die Pampa führenden Straße zu tun hatten, kamen wir schließlich am Fußballplatz des Dorfes Koussounougou an. Das ist nicht direkt ein Fußballplatz, wie man sich das vermutlich vorstellt: Statt Rasen besteht der Boden aus Erde und Steinen, die Tore stellen drei Ästen dar und statt Linien findet man vier Fahnen an den Ecken des Spielfeldes vor. Aber wen stört das schon? Noch nicht einmal die gelbe Nummer 12, die später barfuß auf diesem Feld gespielt hat. Vor allem das Panorama außen rum sieht man bei sonstigen Fußballfeldern nicht in dieser Schönheit. Direkt nach unserer Ankunft streckte Euloge Nielson und mir Seitenschiritrikots zu. Auf dem Platz hatten sich schon sämtliche Dorfbewohner und die jungen Männer der Mannschaft Koussounougous versammelt. Während wir auf die zweite Mannschaft des Dorfes „Tipaoti“ noch sage und schreibe eine Stunde warten mussten (es gab deswegen später auch einen ordentlichen Anpfiff von Euloge), nutzen wir die Zeit gut: Euloge verteilte immer wieder Kleidung aus Sachenspenden und es wurde selbstverständlich getanzt. Noch nie hat der Song „Waka Waka“ in meinem Leben so gut gepasst wie an diesem Tag. Die Mannschaft Tipaoti war schließlich auch angekommen und nach einem feierlichen Einmarsch und der beninischen Nationalhymne konnte das Spiel beginnen. Ich bemühte mich, meiner Rolle als Seitenschiri gerecht zu werden. Wenn ich mir dann doch mal unsicher war, was natürlich *fast nieeeee* vorkam, orientierte ich mich einfach an Nielson oder hörte auf Eric, der mir immer wieder schmunzelnd erklärte, in welche Richtung ich die Fahne nun strecken musste. Tipaoti gewann schließlich 1:0 und wurde jubelnd von seinem Dorf gefeiert. Die Sonne ging schön langsam unter, ich tauschte Trikot wieder gegen Wickelrock und es war Zeit „Merci“ und „Au revoir“ zu sagen.
Am nächsten Tag ging es wieder 10 Stunden mit dem Bus Richtung Süden, nach Cotonou. Die letzten Tage seit unserer Reise haben wir tatsächlich nur relativ wenig gearbeitet, da Valerie und ich beide kleine Gesundheitsthemen hatten und letzten Mittwoch waren wir mit anderen Freiwilligen bei einem großem Voodoofestival in Ouidah. Dieses stellte sich zwar eher als Touristenfestival raus und ich habe nicht viel neues über Voodoo lernen können, aber es war sehr schön Ouidah zu sehen, die anderen Freiwilligen zu treffen und viele weitere nette Begegnungen sammeln zu können. Ab der nächsten Woche starten wir dann wieder mit neuer Energie richtig in die Arbeit!
LG Teresa
PS: Falls ihr den Blog am Handy lest, sind die Fotos vermutlich recht klein. Entweder ihr dreht das Handy ins Querformat, zoomt heran oder bleibt mit dem Finger länger auf dem Bild, dann wird es meistens größer 🙂
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