Mimmi in Benini

(M)ein Jahr in Benin

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Wer bin ich hier?

Ich bin…

…Tata Mia

Tata bedeutet in der Stammessprache Fon so viel wie „große Schwester“ und ist eine Anrede wie bei uns « Frau … », die eben für ältere Personen gewählt wird (die sich meist in einer anderen, eher übergeordneten Rolle befinden, sprich Lehrkraft oder ähnliches). Die Arbeit als Tata umfasst so so vieles!!! Sei es bei den Hausaufgaben zu helfen, eine Bastelidee anleiten, Klausuren zu korrigieren, Mülltrennung erklären, das « Mots du Jour » (kleines morgendliches Zusammenkommen, bei dem über ein bestimmtes Thema gesprochen wird) halten und noch viel mehr…. Täglich übt man sich in dieser Rolle in Geduld, sucht ab und zu verzweifelt neue Wege, um seinen Schützlingen ein bestimmtes Thema näher zu bringen oder liest gemeinsam zum etwa hundertsten Mal « bo-a gleich Ba ». Es bringt so viel Glück sich über die kleinen Erfolge zu freuen und doch nach fast jedem Tag das jeweilige Projekt mit einem guten Gefühl zu verlassen! 

…Volontärin

Auch diese Rolle hat unfassbar viele Seiten…

Zum einen bin ich die Mitvolontärin von Milena, mit der ich all die Zeit außerhalb der Projekte und natürlich meine Mittagspausen verbringe. Ich glaube, ich habe selten so intensiv und so lange Zeit mit einer einzigen Person verbracht, aber es klappt super! (Und inzwischen fangen wir schon an uns zu vermissen, wenn die eine krank ist und man weiß, dass sie sich nicht gleich nebenan im Projekt befindet – unvorstellbar nächstes Jahr wieder 430km auseinander zu leben).

Zum anderen ist man als Volontärin doch nochmal nahbarer für die Kinder und Jugendlichen, als vielleicht die ein oder andere Tata. So kann man Elisa* auch einfach mal ein den Arm nehmen, wenn sie weint, den jüngeren Kindern Luftküsse zurückschicken oder sich an die Hand nehmen lassen, um gemeinsam Klatschspiele zu spielen. Wir als Volos können uns die Zeit nehmen, um Nina* eine halbe Stunde zuzuhören, wenn sie von dem Film erzählt, den sie gestern gesehen hat oder die Prinzessinnen-Zeichnungen von Adèle* zu bestaunen! 

…immer noch keine Kakerlaken-Liebhaberin!

Glücklicherweise fallen die Besuche von den (meiner Ansicht nach) nicht sooo kleinen Krabbeltieren eher selten aus – die Statistik bisher: etwa alle 2 Monate kann man mit einer Kakerlake im Zimmer rechnen. Glücklicherweise sind wir nicht alleine im Kampf gegen die ungebetenen Besucher: letztes Mal waren die Prä-Aspirantinnen (die Mädels, die Schwestern werden wollen und bei uns auf dem Stockwerk leben) an unserer Seite! (Um genauer zu sein: Milena und ich saßen halb kreischend und halb lachend auf dem Bett und Lilli* und Bernadette* sind mit dem Besen in der Hand durchs Zimmer gejagt). Erfüllt sich unsere Statistik, so haben wir ja zum Glück auch nur noch 5 Kakerlaken-Jagden vor uns 😉

Yowo

Ja wir fallen auf wie ein bunter Hund (oder sollte ich sagen: wie ein weißer Hund?). Egal wohin man kommt, man wird immer empfangen von « Yowo, Yowo bonsoir! Ca va? Ca va bien merci » (Weißer, Weißer, guten Abend! Wie gehts? Mir gehts gut danke!). Inzwischen belächelt man den kleinen Gesang, den vor allem Kinder vor sich hin singen und singt je nach Lust und Laune einfach mit. Regelmäßig bekommt man aufgrund seines Aussehens auch noch die etwa dreifachen Preise beim Zemfahren vorgeschlagen (zum Beispiel anstelle von 300 francs, 1000 francs), fängt man dann aber an zu lachen, so lacht der Fahrer gerne auch mal mit 🙂

Was allerdings immer noch sehr fest in der hiesigen Mentalität verankert ist (und das sicher auch nicht ohne Grund), ist die Erwartungshaltung an weiße Menschen: wer weiß ist hat Geld; wer weiß ist hat Geschenke; wer weiß ist, der muss mir was abgeben, denn schließlich hat er genug! Regelmäßig wird man nach Geschenken oder Mitbringseln gefragt und wenn man dann zurückfragt: „Ja und was hast du mir mitgebracht?“ ist die Verwirrung erstmal groß 😉 

Viele Rollen – viele Erwartungen!

Anfangs war das gar nicht so einfach: „Warum warst du gestern Abend nicht im Foyer? Komm doch heute noch rüber!“ mit Hundeblick und enttäuschten Augen. Nach 8h arbeiten, anderer Sprache und neuem Land war ich anfangs einfach viel zu vollgeladen, um abends noch etwas anderes zu tun, als ins Bett zu fallen. Inzwischen hat man sich zum einen an den Alltag gewöhnt (wie ich auch in meinem letzten Eintrag beschreibe: Ça va? – Oui, ça va bien!) und die Erwartungen der Außenwelt hat sich zugleich auch ein bisschen mehr auf das eingestellt, was man selbst geben kann. Dementsprechend fällt es mir immer leichter mich selbst in all den oben beschriebenen Rollen wiederzukennen und zu entfalten und das ist einfach ein super schönes Gefühl! 

Ein kleiner Sonnenbrand Gruß an euch alle und bis bald! 

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Thema von Anders Norén.