Bitte sagt nicht, dass ihr nicht könnt, steht einfach auf und sagt: Ich will, ich kann und ich werde mich vorwärts bewegen.

Von neuen Begegnungen, umgekehrten Verhältnissen, Theorie und Praxis

Nach einer außergewöhnlichen Abschlusswoche haben wir uns am Freitag, den 25. November, auf den Weg nach Santa Cruz ins Hogar Don Bosco gemacht. Nach einem gemeinsamen Mittagessen sind Jule, Bärbel und ich dann noch am selben Tag mit der Comunidad Infantil aus dem Hogar (Jungen der 1. bis 3. Klasse im Alter von 5 bis 13 Jahren) und einigen jüngeren Jungs von der Granja ins Ferienlager, das sogenannte Campamento, ins etwa 120 Kilometer entfernte San Carlos aufgebrochen. Das heißt, nicht mit allen, denn einige verbringen die Ferien bei ihren Familienangehörigen.

Herzlich willkommen in San Carlos - bemalte Hauswand beim sonntaglichen Kirchgang

Herzlich willkommen in San Carlos – bemalte Hauswand beim sonntaglichen Kirchgang

Nach einer zweistündigen Fahrt in einem offenen Camion, wie die Fortbewegung mit großen Gruppen hier üblich ist, sind wir dann auf der Granja San José, einem Bauernhof mit weiträumigem Gelände, einem großen Fußballfeld sowie einem angrenzenden Waldstück angekommen und haben die Schlafsäle bezogen, die wir uns zehn Tage lang mit den Jungen teilen werden. Das bedeutet, unseren Tag jetzt vom Aufstehen bis zum Schlafengehen ohne Unterbrechung mit den Kindern zu verbringen.

Sehr früh mussten wir feststellen, dass die Verhältnisse dadurch etwas anders waren als gewöhnlich, nämlich schon gegen 5 Uhr morgens des folgenden Tages, als wir von den ersten Frühaufstehern lautstark zum Aufstehen aufgefordert und um das Ausgeben von Zahnpasta und Toilettenpapier gebeten wurden. Im Laufe der Tage wurden wir aufgrund der Hitze und der vielen Aktivitäten etwas später geweckt, da auch die Jungs immer müder wurden, allerdings gab es kaum einen Morgen, an dem wir nicht schon vor der vorgesehenen Weckzeit um 7:30 Uhr auf den Beinen waren. So mussten wir einer unserer sonst täglichen Aufgaben, dem Wecken der Kinder, nur selten nachkommen.

In den nächsten Tagen bemühten wir uns dann gemeinsam mit der weiteren Betreuern, zu welchen neben einer Erzieherin auch drei „Hermano Mayores“ gehörten, den Kindern eine Abwechslung zum Heimalltag zu bieten und mit Aktivitäten wie einer Schnitzeljagd, gemeinsamem Pizzabacken und Lagerfeuer mit Stockbrot ein ansprechendes Programm auf die Beine zu stellen.

Die Gewinner des Wettlaufs der Jüngeren zeigen ihre Platzierungen

Die Gewinner des Wettlaufs der Jüngeren zeigen ihre Platzierungen

Die bei den Jungs sehr beliebten Steinschleudern, die hier zum Abschießen in einiger Entfernung aufgehängter Luftballons verwendet wurden

Die bei den Jungs sehr beliebten Steinschleudern, die hier zum Abschießen in einiger Entfernung aufgehängter Luftballons verwendet wurden

Bild 4 - Lachen

Die Jüngsten beim Tanzen

Die Jüngsten beim Tanzen…

... oder am Lagerfeuer

… oder am Lagerfeuer

Eines der theoretisch vorgesehenen Highlights, der Ausflug zum Fluss, ist dabei leider ins Wasser gefallen. Wegen des während der Fahrt einsetzenden Gewitterregens, der uns nach kurzer Zeit mit dem offenen Camion zum Umkehren zwang, war er aber trotzdem eine feuchte Angelegenheit 🙂

Im Camion kurz vor der Abfahrt zum Fluss

Im Camion kurz vor der Abfahrt zum Fluss

In ihrer freien Zeit war bei den Jungs außerdem das Klettern auf einen der zahlreichen Mangobäume auf dem Gelände sehr beliebt

In ihrer freien Zeit war bei den Jungs außerdem das Klettern auf einen der zahlreichen Mangobäume auf dem Gelände sehr beliebt

Bei den „Hermano Mayores“ (dt.:große Brüder) handelt es sich übrigens um ältere Jungs aus dem Hogar Don Bosco, die schon früh Verantwortung für die jüngeren Kinder übernehmen und die Erzieher bei ihrer Arbeit unterstützen. Dadurch können sie auch noch nach der Vollendung des 18. Lebensjahrs im Hogar bleiben und in der dort eingegliederten Schule ihren Abschluss machen. Das System des Hermano Mayors ist auch auf der Granja zu finden, wobei es dort aufgrund der deutlich geringeren Altersspanne weniger stark ausgeprägt ist als im Hogar.

Die Zeit im Campamento hat mir durch die extrem familiäre Stimmung im Umgang mit den Jungs, die vielen Gestaltungsmöglichkeiten und die neuen Begegnungen mit den Kindern aus dem Hogar viel Freude bereitet. Die Betreuung rund um die Uhr hat aber auch an meinen Kräften gezehrt, weshalb ich um die jetzt folgende einwöchige Arbeitspause sehr dankbar bin, um dann wieder mit viel Energie in einen ungewohnten Alltag im Hogar Don Bosco, wo auch unsere Granja-Jungs die Ferien verbringen werden, starten zu können. Genauso freue ich mich aber auch schon, im (bolivianischen) Winter nochmals ein Campamento mit den Jungs erleben zu können, weil ich zahlreiche besondere kleine Momente mit den Kindern teilen durfte, die mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben werden und die mir zeigen, genau am richtigen Ort zu sein.

Bild 9 - Franklin und ich